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Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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blind auf ihren Schreibtisch. »Es tut mir Leid, Feeney, ich muss gleich zu einer Pressekonferenz.«
    »Sicher.« Er zwang sich zu einem Lächeln. »Ich weiß, wie sehr du Pressekonferenzen liebst. Ich werde dir Bescheid geben, ob ich das Haus brauche oder nicht.«
    »Ja, tu das.« Sie starrte so lange auf ihren Bildschirm, bis er endlich gegangen war. Sie hatte Befehle befolgt, erinnerte sie sich. Sie hatte das Richtige getan.
    Weshalb also hatte sie das Gefühl, eine Verräterin zu sein?

11
    D ankbar, dass Roarke mitgekommen war, betrat sie den Saal, in dem die Totenwache stattfand. Die Szene war allzu vertraut – derselbe Raum, die gleichen Gerüche, größtenteils dieselben Gäste.
    »Ich hasse es«, murmelte sie. »Das hier ist für mich der sterilisierte Tod.«
    »Er ist für viele Menschen tröstlich.«
    Eve blickte dorthin, wo Brenda, gestützt von ihrem Sohn und ihrer Mutter, lautlos weinend stand. Sie hatte den glasigen, verständnislosen Blick des Menschen, der unter dem Einfluss starker Medikamente stand.
    »Ach ja?«
    »Für manche Menschen ist es ein Abschluss«, verbesserte er sich und ergriff ihre kalte Hand.
    »Wenn die Reihe an mir ist, tu mir das nicht an. Spende die noch brauchbaren Organe, und lass den Rest verbrennen.«
    Eine Faust legte sich um sein Herz und er drückte ihr beinahe schmerzhaft die Finger zusammen. »Nicht.«
    »Entschuldige. An Orten wie diesem kommen mir immer derart morbide Gedanken. Tja.« Ihr durch den Raum wandernder Blick landete auf Isis. »Da ist ja meine Hexe.«
    Roarke folgte ihrem Blick und betrachtete die imposante Frau mit dem flammend roten Haar und dem schlichten, weißen Kleid. Sie stand vor dem offenen Sarg, neben sich einen Mann, der einen ganzen Kopf kleiner war als sie. Er trug einen schlichten, beinahe konservativen, ebenfalls weißen Anzug. Ihre Finger waren miteinander verschränkt.
    »Und wer ist der Mann an ihrer Seite?«
    »Den habe ich noch nie gesehen. Vielleicht ein Mitglied ihrer Sekte. Gehen wir der Sache nach.«
    Sie arbeiteten sich durch den Raum und bauten sich links und rechts der beiden auf. Eve blickte erst auf Alices junges, endlich gelassenes Gesicht. Der Tod ließ alles Leid aus den Zügen der Menschen verschwinden.
    »Sie ist nicht hier«, erklärte Isis leise. »Ihr Geist sucht immer noch nach Frieden. Ich hatte gehofft… hatte gehofft, sie heute hier zu finden. Tut mir Leid, dass wir uns heute verpasst haben, Dallas. Wir hatten den Laden in Gedenken an Alice geschlossen.«
    »Sie waren auch nicht zu Hause.«
    »Nein, wir hatten uns an einem anderen Ort versammelt, für unsere eigene Zeremonie. Der Mann von gegenüber hat mir gesagt, Sie hätten mich gesucht.« Ein leises Lächeln umspielte ihren Mund. »Er war besorgt, weil ein Cop nach mir gefragt hat. Auch wenn er nicht ganz ausgeglichen ist, hat er ein gutes Herz.«
    Sie trat einen Schritt zurück, um ihren Begleiter vorzustellen. »Das ist Chas. Mein Partner.«
    Eve ließ sich nicht anmerken, wie überrascht sie war. Anders als die prachtvolle Isis war er eine durch und durch gewöhnliche Erscheinung. Er hatte verwaschen blondes, leicht ausgedünntes Haar. Mit seinen schmalen Schultern und seinen kurzen Beinen wirkte er beinahe zerbrechlich. Sein kantiges Gesicht hätte beinahe bäuerlich gewirkt, hätte er sie nicht aus überraschend hübschen dunkelgrauen Augen und mit einem derart freundlichen Lächeln angesehen, dass sie geradezu gezwungen war, es zu erwidern.
    »Schade, dass wir uns unter derart traurigen Umständen kennen lernen müssen. Isis hat mir erzählt, Sie wären eine sehr starke, zielstrebige Seele, und wie gewohnt hatte sie mit ihrem Urteil Recht.«
    Beim Klang seiner Stimme hätte sie beinahe geblinzelt. Der dunkle, cremig weiche Bariton hätte sicher jedem Opernsänger die Tränen in die Augen getrieben. Sie merkte, dass sie auf seinen Mund sah und sich vorstellte, er wäre die Puppe eines Bauchredners. Die Stimme passte weder zu dem Körper noch zu dem Gesicht.
    »Ich muss sobald wie möglich mit Ihnen beiden reden.« Sie wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, diskret aus dem Raum zu verschwinden und die beiden zu vernehmen. Doch das musste warten. »Das hier ist mein Mann Roarke.«
    »Ja, ich weiß.« Isis bot ihm ihre Hand. »Wir sind uns schon einmal begegnet.«
    »Ach ja?« Sein Lächeln verriet höfliche Neugier. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich die Begegnung mit einer derart schönen Frau vergessen haben soll.«
    »Zu einer anderen Zeit an

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