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Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Luft von einem lang gezogenen Entsetzensschrei zerrissen. Er schien nicht enden zu wollen, klang schrill, unmenschlich und grausam. Dann wurde es plötzlich wieder still, sie zog, ohne im Laufen innezuhalten, ihr Handy aus der Tasche und keuchte: »Lieutenant Dallas. Brauche dringend Verstärkung. Brauche dringend Verstärkung in der Tiefgarage an der Ecke Neunundvierzigste und Zweite. Hier Lieutenant Eve Dallas. Ich verfolge gerade… Gott verdammt.«
    »Hier Zentrale, Lieutenant Eve Dallas, bitte wiederholen.«
    Sie machte sich gar nicht erst die Mühe, den Leichnam anzustarren, der in einer immer größer werdenden Blutlache auf dem Betonboden der Tiefgarage lag. Ein Blick in die entsetzten, weit aufgerissenen Augen und auf das in das Herz des Opfers gerammte Messer mit dem mit Schnitzereien verzierten Griff genügte, um zu wissen, dass der Tod sofort eingetreten war.
    Wineburg war den falschen Weg gelaufen.
    »Ich brauche umgehend Verstärkung. Ich habe einen Mordfall. Der oder die Täter sind vielleicht noch in der Nähe. Schicken Sie alle verfügbaren Einheiten an die von mir genannte Adresse, lassen Sie die Ausfahrten blockieren und die gesamte Garage durchsuchen. Ich brauche ein Untersuchungsset und meine Assistentin.«
    »Verstanden. Einheiten sind bereits unterwegs. Zentrale Ende.«
    »Ich muss mich noch hier umsehen«, sagte sie zu Roarke.
    »Verstehe.«
    »Ich habe meine Zweitwaffe nicht da, sonst würde ich sie dir geben. Du musst hier bleiben, bei der Leiche.«
    Roarke betrachtete Wineburg und empfand eine Spur von Mitleid. »Er läuft uns nicht mehr weg.«
    »Trotzdem musst du hier bleiben«, wiederholte sie. »Für den Fall, dass sie hier entlang zurückkommen. Und spiel bitte nicht den Helden.«
    Er nickte. »Und du auch nicht die Heldin.«
    Sie warf einen letzten Blick auf den Toten. »Verdammt«, sagte sie müde. »Ich hätte ihn besser festhalten sollen.«
    Langsam ging sie davon und sah sich ohne große Hoffnung zwischen den Wagen und in den Ecken der Parkgarage um.
    Er hatte sie schon vorher bei der Arbeit gesehen, hatte beobachtet und bewundert, mit welcher Effizienz und Konzentration sie die Toten umgab. Roarke fragte sich, ob sie vollkommen verstand, was genau sie tat, und wie sie, während sie den leblosen, gewaltsam ins Jenseits beförderten Körper eines Menschen einer nüchternen, objektiven Untersuchung unterzog, durch das Mitleid in ihren Augen überhaupt noch etwas sah.
    Er hatte sie nie danach gefragt. Und bezweifelte, dass er es jemals täte.
    Jetzt verfolgte er, wie sie Peabody befahl, die Szene aus einem anderen Winkel aufzunehmen und wie sie einen uniformierten Beamten – offensichtlich einen Anfänger, dem der Anblick des Toten schwer zu schaffen machte – mit einem Auftrag aus der Garage schickte, damit er, wie Roarke annahm, Gelegenheit bekam, sich zu übergeben, ohne dass jeder seiner Kollegen es mit ansah.
    Einige von ihnen gewöhnten sich nie an das Blut oder an den Geruch des beim Eintreten des Todes ausgeschiedenen Kots oder Urins.
    Die grellen Lampen in der Garage tauchten das Blut aus der Herzwunde in ein gnadenloses Licht. Sie war in hochhackigen Schuhen und einem schwarzen Kostüm mit kurzem Rock zu der Totenwache erschienen. Natürlich wäre diese Kleidung am Ende des Abends ruiniert. Sie kniete neben der Leiche, wobei sie sich ihre Strümpfe auf dem Beton zerriss, zog, nun, da alles ordnungsgemäß aufgenommen war, die Mordwaffe aus der Leiche, versiegelte sie, und steckte sie in eine Tüte.
    Zuvor jedoch hatte auch Roarke sich das Messer gründlich angesehen. Der Griff war dunkelbraun, wahrscheinlich aus Horn. Doch bestand kein Zweifel an der Ähnlichkeit mit der Waffe, die bei der Ermordung Lobars verwendet worden war. Ein Athame. Ein Ritualmesser.
    »Schlimme Sache.«
    Roarke machte ein zustimmendes Geräusch, als Feeney neben ihm erschien. Er wirkte ungewohnt zerbrechlich. Eve hatte Recht, wenn sie in Sorge um ihn war.
    »Wissen Sie Genaueres? Ich habe nicht viel mitbekommen außer, dass Dallas vorhin mit ihm geredet hat und dass er jetzt tot ist.«
    »Viel mehr weiß ich auch nicht. Er schien wegen irgendeiner Sache ziemlich nervös zu sein. Offenbar hatte er dazu auch allen Grund.« Dies war ein Weg, den sie nicht zusammen gehen konnten, sodass Roarke auf ein völlig anderes Thema zu sprechen kam. »Ich hoffe, Sie werden Eves Angebot, in dem Haus in Mexiko zu wohnen, annehmen.«
    »Ich werde mit meiner Frau darüber sprechen. Ich weiß das Angebot zu

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