Der Kuss des Killers
wiederholte er. »Und zwar möglichst langsam und genüsslich.«
»Nun…« Ihr Atem begann bereits zu stocken. »Wenn du mich so nett darum bittest.«
Es war als rollte eine große Welle behäbig über sie hinweg. Sie spürte, dass er folgte, dass er in derselben Strömung trieb, und presste ihre Wange an sein Gesicht.
»War das das Gleiche wie ein Keks?«
»Hmmm?«
»Du weißt schon. Iss ein Plätzchen und schon fühlst du dich besser.« Sie umfasste sein lachendes Gesicht. »Hast du dafür gesorgt, dass ich mich besser fühle?«
»Das will ich doch wohl hoffen. Bei mir hat es eindeutig funktioniert.« Er gab ihr einen Kuss. »Ich habe dich begehrt. Ich begehre dich immer.«
»Es ist seltsam, dass bei Männern, wenn sie wach werden, manchmal das Hirn im Schwanz zu stecken scheint.«
»Das macht uns erst zu Männern.« Glucksend rollte er sich mit ihr auf den Rücken und tätschelte ihren nackten Hintern. »Lass uns duschen, bevor du das nächste Plätzchen von mir bekommst.«
Dreißig Minuten später stolperte sie aus der Dusche in den Trockner. Er konnte die Stimmungen wechseln wie ein Verwandlungskünstler seine äußere Gestalt. An einem einzigen kurzen Morgen bot er ihr alles von fauler, träger Zärtlichkeit bis hin zu heißem, dampfendem, die Sinne betäubenden Sex.
Da sie noch ein wenig schwindlig war, stützte sie sich, während die warme Luft um sie herumpustete, an der Wand des Trockners ab, und streckte, als er aus der Dusche kam, abwehrend die Hand aus. »Bleib ja, wo du bist. Wenn du mich noch einmal anrührst, bin ich gezwungen, dich außer Gefecht zu setzen. Ich meine es ernst. Ich muss endlich zur Arbeit.«
Summend trocknete er sich mit einem Handtuch ab. »Ich liebe es morgens mit dir zu schlafen. Du bist nur dann sofort hellwach, wenn ein Anruf von der Zentrale kommt oder wenn ich dich verführe.«
»Inzwischen hin ich total munter.« Sie trat aus dem Trockner, fuhr sich mit den Händen durch die Haare und streckte die Hand nach ihrem Morgenmantel aus. »Geh und guck dir die Börsenberichte an oder so was.«
»Genau das habe ich vor. Du wirst sicher noch etwas essen wollen«, fügte er, als er den Raum verließ, hinzu. »Ich bestelle uns was rauf.«
Sie wollte sagen, sie hätte keinen Hunger, doch sie wusste, ohne etwas im Magen hielte sie den Tag nicht durch.
Als sie das Schlafzimmer betrat, schlüpfte er, den Blick auf den Tischmonitor gerichtet, auf dem er die Schlagzeilen der wichtigsten Zeitungen und die Finanzberichte sah, lässig in ein Hemd. Sie ging an ihm vorbei und zog eine schlichte graue Hose aus dem Schrank.
»Tut mir Leid, dass ich gestern Abend so ein Theater gemacht habe.«
Er hob den Kopf und merkte, dass sie ihn, während sie ein Hemd auswählte, vorsorglich nicht ansah. »Du warst unglücklich. Und dazu hattest du alles Recht der Welt.«
»Trotzdem bin ich dir dankbar, dass du mir nicht das Gefühl vermittelt hast, eine Riesenidiotin zu sein.«
»Und wie fühlst du dich jetzt?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe einen Job, den ich machen muss.« Zu diesem Ergebnis war sie gekommen, als sie sich vor dem Einschlafen ruhelos herumgeworfen hatte. »Und ich werde es tun. Vielleicht… nun, vielleicht wird Feeney mich, wenn ich den Job richtig mache, nicht mehr ganz so hassen.«
»Er hasst dich nicht, Eve.« Als sie darauf nichts sagte, ließ er das Thema fallen. Er hatte ihr Frühstück bereits am AutoChef bestellt. »Ich dachte, Schinken und Rührei wären heute Morgen genau das Richtige für uns.«
Erst jedoch holte er den Kaffee und trug ihn an den Tisch in der Sitzecke.
»Das ist jeden Morgen genau das Richtige.« Sie zwang sich zu einem Lächeln, holte sich ihr Essen und schaufelte, während er auf Kanal 75 wechselte, cremiges Rührei in sich hinein.
Als die Reporterin, die bereits um halb acht morgens aussah wie eine Puppe aus teurem Porzellan, über den Mord an Wineburg sprach, runzelte sie die Stirn.
»Obgleich Lieutenant Eve Dallas von der Mordkommission der New Yorker Polizei zum Zeitpunkt des Mordes nur wenige Meter vom Tatort entfernt war, gibt es bisher noch keine heiße Spur. Die Ermittlungen dauern an. Dies ist innerhalb von zwei Tagen bereits der zweite Mord durch Erstechen, in den Lieutenant Dallas verwickelt ist. Auf die Frage, ob es eine Verbindung zwischen den beiden Fällen gibt, gab Dallas keine Antwort.«
»Himmel, ein zehnjähriges, sehbehindertes Kind könnte sehen, dass es da eine Verbindung gibt.« Sie hatte den Teller
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