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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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rannte würgend aus dem Brunnenraum, ein anderer schaffte es gerade bis zur Mauer, ehe er den Inhalt seines Magens ausspuckte. Mordan presste den Ärmel vors Gesicht, während Lijanas den Ausschnitt ihres Gewandes vor Mund und Nase drückte. Voller Grauen starrte sie den dunklen Krieger an. Der nickte. - Im Netz lagen die Überreste eines Seelenfressers.
    Wenig später kletterte Hauptmann Uladh zusammen mit seinem Soldaten über den Brunnenrand. Die Kleider klebten ihnen triefend am Leib. Angewidert schaute der Hauptmann auf die Kreatur. »Der Kadaver eines verdammten Köters soll an all dem Schuld sein? Ich kann es nicht ... «
    »Das ist kein Hund.« Obwohl Mordan leise gesprochen hatte, verstummte Uladh und sah ihn überrascht an. Neben dem schwarzhaarigen Krieger zog die junge Heilerin die Schultern hoch, als fröre sie. »Das ist ein Seelenfresser.«
    Sofort wurde die Miene des Hauptmanns misstrauisch. »Woher wollt Ihr das wissen?«
    »Wir sind ihnen auf dem Weg hierher bereits zwei Mal begegnet. « Als sie merkte, dass Mordan sich an ihrer Seite spannte, und sah, wie Hauptmann Uladhs Augen schmal wurden, begriff sie, dass sie gerade einen Fehler gemacht hatte. Dann wurde ihr die Stille im Raum bewusst. Die Soldaten der Stadtwache gafften sie an. Auch dem Hauptmann war es nicht entgangen. »Was glotzt ihr so?«, blaffte er die Männer an. »Seht zu, dass ihr dieses Vieh in irgendetwas einwickelt, und dann schafft es hier raus! «
    »Verbrennt es! «
    Er nickte zustimmend. » Ihr habt die Heilerin gehört! Schafft es hier raus und verbrennt es! - Könnt Ihr mir sagen, ob diese Kreatur tatsächlich der Grund für die Krankheit war, Heilerin?«
    »Ich weiß es nicht mit Sicherheit, aber es ist sehr wahrscheinlich! « Lijanas drückte den Stoff ihres Gewandes fester vor Mund und Nase, während Uladhs Soldaten sich sichtlich angeekelt anschickten, seinen Befehl zu befolgen.
    »Und wie geht es jetzt weiter, Heilerin?« Er winkte ihr und Mordan, ihm aus dem Brunnenhaus zu folgen. Draußen sog die junge Frau tief die frische Luft ein, ehe sie antwortete. »Vorerst soll niemand das Wasser aus dem Fluss trinken - am besten noch zwei bis drei Tage -, damit wir sicher sein können, dass die Strömung auch noch die letzten Kadaverfetzen weggespült hat. Und vielleicht wäre es gut, wenn das Wasser danach noch etwa eine Woche lang abgekocht wird, bevor man es trinkt - nur um jede Gefahr auszuschließen. Ich denke zwar nicht, dass es nötig ist, aber wir sollten besser sichergehen ... «
    »Ich verstehe, Heilerin! Ich werde meinen Männern befehlen, jetzt sofort von Haus zu Haus zu gehen und es allen mitzuteilen. - Wartet hier! Ich habe noch einige Fragen an Euch! « Er verschwand wieder im Brunnenraum. Ein ungutes Gefühl beschlich Lijanas. Sie wandte sich Mordan zu, doch der hing offenbar seinen eigenen Gedanken nach.
    Schon als er die Krallenspuren in der Mauer gesehen hatte, war ihm der Verdacht gekommen. Die tiefen Kratzer im Stein hatten denen geähnelt, die die Seelenfresser auf den Mauersteinen der Brücke hinterlassen hatten. Aber aus welchem Grund hätten diese Kreaturen auch in Cavallin auftauchen sollen? Der Gedanke war ihm zu verrückt erschienen. Doch dann hatte das Netz tatsächlich den Kadaver eines Seelenfressers ans Licht gehoben. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, die Biester verfolgen uns. - Absurd! Warum sollten sie das tun?
    Ungeschickterweise hatte die Heilerin dem Hauptmann verraten, dass sie diesen Kreaturen bereits zwei Mal begegnet waren; etwas, was Uladh nun wirklich nicht hätte wissen müssen. Er wird Fragen stellen. Und wie ich diesen Mann einschätze, werde ich die Hälfte davon nicht beantworten wollen. - Diese Frau ist einfach nicht verschlagen genug. Ich muss verhindern, dass sie Uladh zu viel erzählt. Er sah kurz zu ihr hin, strich sich dabei mit der Hand einige verirrte Strähnen zurück - und stellte fest, dass er noch immer die drei Zöpfe hineingeflochten hatte. Wenn er nicht wollte, dass Uladh herausfand, wer er war, musste er das ändern. Mit wenigen Griffen waren die Zöpfe geöffnet, die Bänder in seiner Gürteltasche verschwunden und durch den schmalen Lederriemen ersetzt, den er gewöhnlich jenseits der Grenze von Telmáhr trug.
    Drei Soldaten der Stadtgarde schleppten den in einen Mantel gewickelten Kadaver des Seelenfressers unter Ächzen und Stöhnen aus dem Brunnenhaus heraus und die Straße hinunter. Die Heilerin schlang die Arme um sich und wich ein Stück

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