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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Ihr auch keine brauchen. «
    »Lijanas! « Er klang geradezu entsetzt. »Das könnt Ihr nicht von mir verlangen ... «
    »Ich verlange es nicht von Euch. - Ich bitte Euch darum.«
    Knurrend drückte er sich aus dem Sessel hoch und durchquerte den Raum. »Wir werden sehen. «
    »Bitte!«
    »Wir werden sehen!« Mit einem lauten Klacken fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
    Von einer unerklärlichen Unruhe befallen, wartete Lijanas etwa eine Stunde später im Speiseraum auf ihren >Gemahl<. Sie hatte ein Bad genommen, Fadera hatte ihr beim Ankleiden geholfen und anschließend ihr Haar frisiert. Zum ersten Mal war die Narbe an ihrer Schläfe nicht unter einigen Strähnen verborgen - und dennoch fühlte sie sich nicht entstellt. Im Gegenteil. Als Schritte sich über die Treppe näherten, begann ihr Herz wild zu klopfen. Fühlt sich so eine Braut, die ihren Bräutigam erwartet? - Was sind das wieder für seltsame Gedanken? Ich bin Ahmeers Braut, nicht die dieses Kjer. Und das Gewand, das ich bei unserer Vermählung tragen werde, ist bestimmt nicht aus Leinen und Fehan-Seide. Ihre Hand fuhr mit einem Gefühl des Bedauerns über den kühlen Stoff. Warum eigentlich nicht? Muss so viel Prunk sein? -  Natürlich, ich heirate einen Prinzen. Er wird darauf bestehen, damit ich ihm keine Schande mache.
    Dann erschien Mordan auf den Stufen und ihr stockte der Atem. Er trug eine schwarze Tunika aus weich fallendem, im Licht schimmernden Stoff, die an Hals und Ärmeln mit Seidenstickereien verziert war. Der Halsausschnitt war weit genug, dass man den Strang schwarzer Perlen, der gewöhnlich unter Tunika und Kettenhemd verborgen war, auf seiner Haut sehen konnte. Ein silberbeschlagener Gürtel lag um seine Taille. Seine Stiefel waren geputzt, die schwarze Lederhose schmiegte sich wie immer eng um seine langen, schlanken Beine, doch die dünnen Lederriemen, die gewöhnlich dafür sorgten, dass sie wie eine zweite Haut anlag, waren durch silberne Schnüre ersetzt worden. Sein Haar war mit einem silberdurchflochtenen Band zurückgebunden und glänzte feucht. Lijanas holte seltsam zittrig Luft, während er die letzten Stufen herabkam und auf sie zutrat. Ein dunkler Prinz Gnädige, hab Erbarmen mit mir, er sieht in diesen Sachen besser aus als Ahmeer in seinem goldenen Prunk.
    Sie wollte etwas sagen, irgendetwas, doch er war schneller.
    »Ihr seid schön wie eine Klinge, auf der das Sonnenlicht tanzt.« Er klang, als würde er jeden Augenblick ersticken. Seine Finger hoben sich zu ihrer Schläfe, berührten sanft das Narbengeflecht und strichen wie ein Hauch über ihre Wange und ihren Hals abwärts. Die Welt um sie herum hörte auf zu existieren. Dann zog er die Hand zurück und Lijanas spürte nur noch Bedauern.
    Die Stille wurde ihr nur allmählich bewusst, ebenso die Blicke, mit denen die anderen Kjer und Fadera sie anstarrten. Offenbar ging es Mordan ähnlich, denn er räusperte sich, bot ihr den Arm und führte sie zur Tür, wobei er Brachan in scharfem Ton befahl, alles für den Aufbruch vorzubereiten.
    Die Gassen Cavallins waren mit Fackeln und Ölfeuern erhellt, Männer, Frauen und Kinder tummelten sich lachend und scherzend zwischen den Häusern. Ein Gewirr von Stimmen und Musik hing in der Luft. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, seit er mit dem zierlichen Geschöpf, dessen Hand in seiner Armbeuge lag, zum ersten Mal auf den unteren Markt gegangen war. Hände klopften ihm auf die Schultern, jedes Mal musste er mühsam dem Drang widerstehen, sich nach dem Dolch zu bücken, den er im Stiefel verborgen trug. Ein Mann drängte sich an Lijanas heran, betatschte vertraulich ihren Arm - und wurde von seinem grimmigen Blick und einer leicht gehobenen Oberlippe verscheucht. Lachend sah sie ihn an, schüttelte ihr schimmerndes Haar zurück und legte auch die andere Hand in seine Armbeuge. Ihre grünen Augen blitzten vergnügt. Seine Finger stahlen sich zu seiner Brust, tasteten nach dem schmalen Steinring, der an dem Lederband neben seinem Siegelring hing.
    Er hatte ihn am Morgen bei einem Goldschmied gesehen und seine Farbe hatte ihn sofort an ihre Augen erinnert. Ohne nachzudenken, hatte er den Laden betreten und ihn erstanden. Er war aus einem einzigen, tiefgrünen Emerald geschnitten und dann in eine schmale, goldene Schiene gefasst, damit der Stein nicht brechen konnte. Ein feines Rankengeflecht war in seine Oberfläche graviert und mit Gold auspoliert. Und obwohl er den Ring gerade bis zum zweiten Glied seines kleinen Fingers schieben

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