Der Kuss Des Kjer

Männer wegen Versagens im Dienst hingerichtet, die zum Zeitpunkt der Flucht Wache hatten. Ihr würdet gefasst werden! Habt Ihr verstanden?« Er wartete ihr Nicken ab, dann streifte er die Tunika über, die er zuvor über den Stuhl geworfen hatte, und begab sich auf die Suche nach seinem Wams. Saustall! Jarat hätte mir die Haut in Streifen abgezogen, wenn ... Ha! Wer sagt's denn! Das Kleidungsstück lag - vom Blut gereinigt - halb verborgen von seinem Schild über dem Waffenbock. Er fuhr in die weichen Ärmel und band die Lederriemen, die dafür sorgten, dass es an den Unterarmen eng anlag und die schändlichen Narben an seinen Handgelenken verbarg.
    »Ihr hattet nie vor, Euch nur anzuziehen, damit Ihr nicht mehr nackt seid, nicht wahr?« Ihr Tonfall ließ ihn schuldbewusst aufsehen.
    »Ihr habt recht«, gestand er nach einem Zögern.
    »Ihr seid noch nicht wieder kräftig genug, um längere Zeit auf den Beinen zu bleiben. Ihr habt noch immer Fieber! «
    »Glaubt mir, Lijanas, ich würde nichts lieber tun, als wieder in dieses Bett zu kriechen und mich Eurer Fürsorge überlassen. - Aber ich kann nicht. Nachdem Jerdt hier war, muss ich mich im Lager zeigen. - Ein oder zwei Stunden, dann bin ich wieder zurück. Es wird mich schon nicht umbringen. «
    Sie schwieg. Verflucht! Kann das jede Frau, einen Mann mit nichts als Schweigen dazu bringen, dass er sich wie ein widerwärtiger Schuft fühlt?
    » Meine Männer erwarten das von mir, Lijanas! Tue ich es nicht, wird Gerede aufkommen. Und das will ich nicht.« Seit wann muss ich mich vor ihr rechtfertigen?
    »Eure Männer ... «
    »Ja, meine Männer. Sie erwarten, dass ihr Heerführer sich im Lager zeigt, wenn er wieder da ist, und sich ihre Probleme und Beschwerden anhört. « Er knotete die Bänder des Wamses vor seiner Brust. Der seltsame Blick, mit dem sie ihn beobachtete, ließ ihn die Stirn runzeln. Einen Moment wartete er, dass sie noch etwas sagen würde, doch als sie weiter schwieg, bückte er sich und nahm einen reich mit Silber verzierten Gürtel aus der Truhe.
    »Hättet Ihr es mir irgendwann gesagt?«
    Ihre leisen Worte ließen ihn innehalten. »Was gesagt?«
    »Dass Ihr der seid, den man den Blutwolf nennt.«
    Er stand mehrere Augenblicke völlig reglos, der Atem schien in seiner Brust gefroren zu sein. Er musste die Hände zu Fäusten schließen, um zu verhindern, dass sie zitterten. Dann sah er sie an. »Ich weiß es nicht. « Ich hatte Angst, du könntest mich verabscheuen, kleiner Vogel. - Ich kann alles ertragen, aber das ... Nein, dazu müsste ich stärker sein, als ich bin! »Ist es so wichtig für Euch?«
    Sie saß still auf ihrem Stuhl, die Hände im Schoß verschränkt, das Haar floss über ihre Schultern und glänzte geheimnisvoll. In ihren Augen hätte er ertrinken können. »

    Erzählt mir von Sajidarrah und Tejidannar! «
    Nein! Der Gürtel entglitt seinen plötzlich gefühllosen Fingern, landete mit dem leisen Klirren von Silber zu seinen Füßen.
    »Lijanas ... « Es war, als hätte ihm jemand einen Strick um den Hals gelegt und zugezogen. Nicht das! Bitte nicht!
    »Erzählt mir davon! «
    Er zwang sich, Luft zu holen. »Es gibt nichts zu erzählen! - Die Nivard hatten zwei Mondläufe zuvor zwei Städte nahe der Corn-Mündung, die wir drei Winter lang
    -gehalten hatten, für kurze Zeit zurückerobert. Sajidarrah und Tejidannar waren Vergeltungsschläge. « Wie sehr er sich dafür hasste, dass seine Stimme vollkommen ruhig und unbeteiligt klang.
    »Vergeltungsschläge?« Sie sprach das Wort mit einem Schaudern aus.
    »Vergeltungsschläge, ja. Beide Städte hatten das Nivard-Heer mit Lebensmitteln und anderen Dingen unterstützt. Dafür sollten sie büßen.« Plötzlich konnte er ihren Blick nicht mehr ertragen. Er bückte sich nach dem Gürtel.
    »Menschen mussten ihr Leben lassen, nur weil sie andere unterstützt hatten?« Ganz langsam schüttelte sie den Kopf, zögerte, dann: »Ist es wahr, dass Ihr ... dass Ihr ...
    « Die Worte wollten nicht über ihre Lippen, dennoch wusste er, was sie meinte.
    »Lijanas ... « Frag nicht danach, kleiner Vogel! Tu das nicht!
    »Ist es wahr?«
    »Ja.« Etwas in ihm schmerzte, als habe ihm jemand ein Schwert in die Eingeweide gerammt.
    »Warum?«
    Seine Finger strichen über die silbernen Plättchen, die das Leder in seiner Hand bedeckten. »Zur Abschreckung. - Tejidannar sollte ich dem Erdboden gleichmachen.
    Nur verbrannte Erde durfte zurückbleiben, die Brunnen mussten unbrauchbar gemacht werden. Und