Der Kuss Des Kjer
Ducken, dann verließ der Unfreie rasch das Zelt.
»Wie kann ein Mensch weniger wert sein als ein Hund?« Die Heilerin war von ihrem Stuhl aufgestanden. In ihren Emeraldaugen war ein Unheil verkündendes Glitzern, die eine Hand war an ihrer Seite zur Faust geschlossen, die andere hielt nach wie vor die Robe fest. Ich will mich nicht mit dir darüber streiten, kleiner Vogel. Nimm es, wie es ist! » Wie Ihr seht, ist es sehr wohl möglich! «
»Alles, was ich sehe, ist ... « Die Zeltklappe wurde überraschend zur Seite geschlagen. Ein Mädchen wurde hereingestoßen, stolperte, stürzte - und kauerte sich sofort auf dem Boden zusammen. Direkt hinter ihm betrat ein Krieger das Zelt, der in militärischem Gruß die Faust gegen die Brust schlug. »Die Unfreie.«
Mordan atmete langsam ein, ehe er vor den Mann trat - und ihm den Handrücken über den Mund schlug. Hinter sich hörte er die Heilerin erschrocken aufkeuchen. Der Krieger wankte zurück, presste sichtlich geschockt die Finger gegen die blutende Lippe und starrte ihn an. Das Mädchen am Boden wimmerte. »Betretet Ihr dieses Zelt noch einmal, ohne zuvor um Erlaubnis zu bitten, Tribun Gerean, schicke ich Euch durch die Gasse.« Er sprach so, dass der Mann bei jedem Wort seine Reißzähne sehen konnte. »Vergesst Ihr noch einmal, mich mit meinem Rang an zusprechen, lasse ich Euch die Zungenspitze abschneiden und Ihr wart die längste Zeit Tribun. - Habt Ihr mich verstanden, Tribun Gerean?«
»Jawohl, Heerführer! Ich bitte um Verzeihung, Heerführer! «
»Gewährt, Tribun. - Das ist das Mädchen, nach dem ich verlangt habe?«
»Jawohl, Heerführer. Es stammt aus Malejiadnán. Es war Magd bei der Frau des Speichervogts.«
» Danke, Tribun. - Ihr könnt gehen! «
Ein weiterer Faustschlag gegen die Brust, der Krieger wandte sich um - und prallte mit dem Unfreien zusammen, der gerade mit dem Wasserkrug zurückkam. »Mach die Augen auf, Kreatur, und schau, wo du kriechst! « Die Stiefelspitze traf den jungen Mann, der sich sofort zu Boden geworfen hatte, in die Seite.
»Das reicht, Tribun!«, scharf schnitt Mordans Stimme durch das Zelt. Der Krieger hielt überrascht inne. Eben hatte er dem Unfreien einen weiteren Tritt versetzen wollen, nun drehte er sich um. »Raus! Ich kümmere mich darum, Tribun. « Sichtlich verwirrt gehorchte der Krieger. » Du! « Das galt dem jungen Mann. » Stell den Krug auf den Tisch! Dann verschwinde! -Und du«, jetzt sah er zu dem Mädchen, das noch immer unverändert auf den Teppichen kauerte, »zum Mittelpfosten! Setz dich auf! «
Rasch kroch sie zu dem ihr befohlenen Platz und hockte sich auf die Fersen, den Kopf weiter gesenkt. Als der junge Mann nach einem ehrerbietigen Ducken das Zelt verlassen wollte, hinderte ihn ein scharfes » Du! Halt! « daran. Mordan trat an den Tisch und brach einen Kanten Brot ab. »Hier!« Mit einem knappen Nicken warf er ihn dem jungen Mann zu. Der fing ihn auf, starrte einen langen Moment darauf, als könne er es nicht fassen, dann füllten seine Augen sich unvermittelt mit Tränen. Eilig senkte er den Kopf wieder, kroch zu ihm heran und presste die Stirn auf einen Stiefel. »Lass das! « Mit einem Zischen wich Mordan zurück. »Und ich warne dich: Wagst du es noch einmal, Nivard zu sprechen, wenn dir jemand erlaubt, den Mund aufzumachen, wird dir die Haut von den Fußsohlen abgezogen. - Verschwinde! « Das Brot wie einen kostbaren Schatz gegen die Brust gepresst, ergriff der Unfreie die Flucht.
Nachdenklich rieb Mordan eine Zierkette zwischen den Fingern. Dass ein Unfreier beim Heer so gut wie nie die Möglichkeit hatte, sich satt zu essen, wusste er. Aber das eben ... Man hätte meinen können, ich hätte ihm die Freiheit geschenkt und nicht nur ein Stück Brot. Etwas stimmt hier nicht! Und ich möchte wetten, dass es in irgendeiner Weise mit Jerdt und seinen Männern zu tun hat. - Ich muss mit Feniar reden. Vielleicht hat er irgendwelche Befehle bezüglich der Unfreien gegeben. Als er sich umwandte, begegnete er dem Blick der Heilerin. Glücklicherweise behielt sie ihre Meinung für sich, auch wenn ihre Missbilligung sich wie ein eisiger Hauch im Zelt gefangen zu haben schien. Er trat vor das Mädchen und betrachtete es. Erst in diesem Sommer hatten sie Malejiadnán genommen, und die Kleine war jetzt schon in einem erbärmlichen Zu, stand. Mit ziemlicher Sicherheit würde sie Schnee und Eis nicht überleben. - Es sei denn, die anderen Unfreien hatten Erbarmen mit ihr und erlaubten ihr, sich in
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