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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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weg und sucht Euch eine andere Beschäftigung! «
    Er erntete einen wütenden Blick, dann stellte sie die Asranéh behutsam beiseite und schaute ihn herausfordernd an. »Und welche Beschäftigung soll ich mir suchen?«
    Mordan presste die Handfläche flach auf den Tisch. »Was tut Ihr denn gewöhnlich, wenn Ihr abends an einem Feuer sitzt?«
    Wenn ich nicht gerade entführt werde?, schienen ihre Augen zu fragen, ehe sie antwortete: »Lesen, mich mit den Menschen unterhalten, die ich mag, oder ich habe eine Handarbeit ... « Sie verstummte, als er aufstand, zu der Truhe hinüberging, aus der sie schon das Hemd geholt hatte, und nach einem Moment mit einem dunkelgrünen Gewand zurückkam, das er in ihren Schoß fallen ließ.
    »Ändert das für Euch! Ich kann Euch wohl kaum nur im Hemd herumlaufen lassen.«
    Bewundernd strich ihre Hand über den Stoff, dann sah sie zu ihm auf »Was ist mit Nadel und Garn?«
    Er hob eine Braue, wühlte aber in seinen Satteltaschen und drückte schließlich ein Stückchen Leder in ihre Hände, auf das zwei Hornnadeln gespießt waren. »Etwas anderes habe ich nicht.«
    Sie betrachtete erst ihn nachdenklich, dann den Stoff, hob schließlich die Schultern.
    »Vielleicht muss ich ja gar nichts ändern. « Sie lächelte so unvermittelt, dass sie ihn damit vollständig überraschte. »Das Kleid ist wunderschön. Danke! «
    Plötzlich fühlte er sich erschreckend unsicher. Unwirsch fuhr er sich mit der Hand durchs Haar, nickte knapp, kehrte ihr den Rücken zu und nahm die kleine Lavarnholz-Kiste mit Tinte, Federn und Federmesser zusammen mit ein paar Bögen Pergament aus einer der Truhen, entzündete noch einige Kerzen, setzte sich wieder an den Tisch und begann, die Unterlagen durchzugehen.
    Sehr schnell hatte er herausgefunden, was Jerdt da trieb. Unwillkürlich entfuhr ihm ein Fluch. Knapp zweitausend Mann zu ernähren, war nicht leicht. Aber es wurde unmöglich, wenn dieser Mistkerl sich ganz ungeniert von seinen Viehbeständen bediente - und während Jerdts Männer prassten, mussten seine sich mit Grütze und Brot begnügen, und für die Unfreien blieb überhaupt nichts übrig. Obendrein hatte diese dreimal verfluchte Ratte die Dreistigkeit, seinem Trossmeister die Überlassung von Proviantbeständen auch noch frech zu quittieren. Dass der -vor allem in dieser Gegend - nicht so schnell neues Vieh heranschaffen konnte, wie Jerdt es ihm wieder von den Weiden holte, war nicht verwunderlich. Und der Trossmeister konnte sich dem Befehl eines Heerführers nicht widersetzen und musste die Tiere herausgeben.
    Es war alles ganz legal! Aber das würde sich jetzt ändern! Dieses Spiel konnten zwei spielen! Jerdt würde insgeheim toben, aber er würde sich mit einem Lächeln verneigen und seine Anweisungen befolgen.
    Als er irgendwann aufschaute, saß die junge Frau dicht am Tisch, den Kopf gebeugt, und nähte an einem Saum. Er hatte gar nicht bemerkt, dass sie herangerückt war, um mehr Licht zu haben. »Warum habt Ihr nichts gesagt, ich hätte Euch noch einige Kerzen angezündet«, tadelte er leise.
    »Aber warum denn?« Sie hob den Blick. War da tatsächlich ein leises Lächeln in ihrem Mundwinkel? »So ging es doch auch. Oder habe ich Euch gestört?«
    »Nein! « Die Schreibfeder noch immer in der Hand, wies er auf den Berg Stoff in ihrem Schoß. »Und? Müsst Ihr viel ändern?«
    »Gar nicht. Es ist nur ein wenig zu lang. Ich schlage den Saum noch einmal um, dann wird es passen. «

    »Verratet Ihr mir, wo Ihr den Faden hergenommen habt?«
    Jetzt zeigte sich das Lächeln deutlich. »Vorsichtig aus dem Stoff herausgezupft.«
    »Ich habe gar nicht gesehen, dass Ihr es anprobiert habt ... «
    »Ich weiß. Ihr wart so in die Papiere vertieft ... Ist es sehr schlimm? Zwischendurch habt Ihr besorgt und dann wieder wütend ausgesehen. Ihr habt sogar geflucht. «
    »Jerdt plündert mich aus. - Aber damit ist jetzt Schluss. Morgen werde ich ihn zur Rede stellen und anschließend dafür sorgen, dass Feniar meine Zenturien ins Winterlager führt. « Er lehnte sich zurück und beobachtete, wie die Nadel durch den Stoff glitt. Versonnen spielte er mit der Feder. Ein seltsam warmes Gefühl machte seine Glieder auf angenehme Weise schwer - ein Gefühl, das er bisher nicht gekannt hatte.
    »Jerdt und Ihr mögt euch nicht besonders, nicht wahr?«
    Träge blinzelte er. Die Untertreibung des Äons. »Wenn man es freundlich ausdrücken möchte - ja. «
    »Darf ich fragen, warum?«
    »Ihr dürft. Es ist ein offenes

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