Der Kuss Des Kjer
Geheimnis, dass Jerdt davon ausgegangen ist, mein Vorgänger als erster Heerführer würde ihm den Ring an den Finger stecken«, er hob die Hand, ließ das Gold im Licht der Kerzen aufglänzen, » und nicht mir. «
»Er hasst Euch nur wegen eines Rings?« Bestürzung malte sich auf ihren Zügen.
»Autsch!« Die Nadel hatte sich in ihren Daumen gebohrt. Sie schob ihn sich in den Mund.
»Vergesst nicht die Macht, die mit diesem Ring verbunden ist. Und Jerdt ist ein sehr ehrgeiziger Mann. Er begnügt sich nur äußerst ungern mit dem zweiten Platz. - Wir haben uns noch nie besonders gemocht. « Er hat mir vom ersten Tag an das Leben zur Qual gemacht. Ich weiß bis heute nicht, warum.
Sie nahm den Finger aus dem Mund, besah den Stich, dann schaute sie ihn an.
»Stimmt es, dass Ihr Euch schon zehn Winter kennt? Er sagte, Ihr wärt im gleichen Winter ins Heerlager gebracht worden, in dem... - wie war der Name ... ah ja - in dem Jarat ihn zum Tribun gemacht habe. «
»Das mag sein. « In seiner Magengrube saß plötzlich ein Zittern. Was hat er dir noch über mich erzählt? Dass ich vor ihm gekrochen bin? Dass er mich ... Die Feder zerbrach zwischen seinen Fingern. Ihre Brauen zogen sich in milder Verwunderung zusammen. Dann erschien eine steile Falte auf ihrer Stirn. » Ihr seid keine Freunde! «
Er stieß ein bellendes Lachen aus. » Bestimmt nicht! «
» Dann habt Ihr ihm auch nichts davon gesagt?«
»Was gesagt? - Ihr sprecht wie ein Orakel, Lijanas.«
»Er kannte Eure Befehle! «
»Was? - Welche Befehle?« Heftig beugte er sich vor.
»Er wusste, dass Ihr mich nach Turas bringen solltet. - Er sagte, Ihr hättet es ihm gesagt, als Ihr Euch dort getroffen hättet.«
»Er hat gelogen!« Erregt sprang er auf. Woher bei allen Rachegeistern weiß Jerdt von meinen Befehlen? Was geht da vor? Wer hat es ihm gesagt? Warum? Was nutzt es Jerdt, wenn er weiß, dass ich eine Nivard-Heilerin nach Turas bringen soll? Mit langen Schritten durchmaß er das Zelt, immer wieder.
»Wegen dieses Befehls habt Ihr mich in Anschara gefragt, ob ich noch unberührt sei, nicht wahr?«
Abrupt blieb er stehen und drehte sich um. »Woher ... ?«
»Er sagte, ich müsse unberührt nach Turas gebracht werden. Das war der Grund, warum er mich nur auspeitschen ließ und mich nicht noch obendrein seinen Männern überließ. - Ich hatte es Euch erzählt. Erinnert Ihr Euch?« Sie verschränkte die Hände auf dem Stoff. »Warum sollt Ihr mich unberührt nach Turas bringen?«
» Ich weiß es nicht. Es wurde mir befohlen. «
»Und Ihr habt nicht nach dem >Warum< gefragt?«
Nachdrücklich schüttelte er den Kopf. »Es ist bei einem ausdrücklichen Befehl nicht üblich, nach dem >Warum< zu fragen, Lijanas. - Ich nehme an, dass es etwas mit dem Heilungsritual zu tun hat, das Ihr an meinem Herrscher vollziehen sollt. «
»Welches Heilungsritual?«
»Nun, das mit dem ... «, setzte er verwundert an, doch sie fiel ihm ins Wort.
»Es gibt keine Heilungsrituale. So etwas ist abergläubischer Unsinn. Etwa so wie ... wie beispielsweise eine Warze verschwinden soll, wenn man bei doppeltem Vollmond drei Mal um eine Buche herumgeht und >Weiche, Warze! < sagt. So etwas funktioniert nicht. - Wer hat Euch das mit diesem Ritual erzählt?«
»Niemand!« Er fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. »Welchen Grund sollte es sonst geben, dass ich ausgerechnet Euch nach Turas bringen soll - unberührt?«
»Ihr fragt die Falsche! - Das hättet Ihr Euren Herrscher fragen müssen, als er Euch den Befehl erteilt hat.«
Nachdenklich blickte er auf sie hinab. Wenn sie recht hat - was soll das Ganze dann? - Verdammt, was tue ich hier? Es steht mir nicht zu, Befehle zu hinterfragen, auch wenn sie sinnlos erscheinen! »Kennt Ihr ein Elixier, das man >Die Tränen der weißen Schlange< nennt?«
»Nein. Wozu soll es gut sein?«
» Das sollte meine nächste Frage an Euch sein, denn ich habe den Befehl, dieses Elixier zusammen mit Euch nach Turas zu bringen.«
»Zeigt es mir«, forderte sie nach kurzem Überlegen. »Vielleicht ist es mir ja bekannt und ich kenne es nur unter einem anderen Namen.«
» Ich habe es nicht. Noch nicht. «
»jetzt seid Ihr das Orakel. «
»Dieses Elixier soll sich in den Bergen jenseits von Kassens Klamm befinden. Ich soll es mit Eurer Hilfe beschaffen. - Ladakh sagte, nur Ihr dürftet es berühren, ansonsten würde es seine Wirkung verlieren.«
Verächtlich schnaubte sie. »Dieser Ladakh redet Unsinn. Keine Medizin verliert ihre
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