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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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habe ihm nicht erlaubt zu sprechen, damit er mit Euch tändelt, Heilerin.«
    Sichtlich verärgert trat Raulen näher. »Nur weil er Euch hier helfen soll und auch Ihr eine Nivard seid, gibt es für ihn keine Sonderbehandlung. Mit ihm wird verfahren wie mit jedem anderen Unfreien auch. « Der Krieger wies auf den Mann, der sich wieder auf den Boden gekauert hatte. »Er weiß das! Und um seinetwillen solltet auch Ihr das nicht vergessen.«
    Die Fäuste geballt, funkelte Lijanas den Kommandanten der Leibwache einen langen Moment an, dann nickte sie knapp, bückte sich und berührte Hannár erneut an der Schulter. »Steht auf, bitte! «
    Langsam erhob er sich, wartete schweigend auf ihre Anweisungen. Sie fragte ihn nach mehreren Arzneien ebenso wie nach Wundbalsam und einem Schlafmittel, das Denn helfen würde, die Schmerzen zu ertragen, während sie die Wunde reinigte.
    Hannár nickte und suchte für sie heraus, was sie verlangt hatte. Sie nannte ihm die Instrumente, die sie benötigen würde, und er legte sie, ohne zu zögern, auf einem zweiten Tisch an der Seite des Zeltes zu, recht. Anschließend machte er sich unaufgefordert daran, alles mit dem Branntwein zu reinigen, den Elgen inzwischen gebracht hatte. Unterdessen träufelte Lijanas einen schmerzlindernden und betäubenden Sud in einen Becher mit verdünntem Wein und reichte ihn Denn, mit dem Befehl, ihn ganz auszutrinken.
    Ein Scharren an der Zeltklappe kündigte das heiße Wasser an. Ein junger Unfreier schleppte zwei dampfende Eimer herein, stellte einen auf Lijanas' Geheiß auf den zweiten Tisch und den anderen auf den Boden darunter. Als der Mann sich dann auch vor ihr duckte, suchte sie unwillkürlich nach den Zeichen in seinem Nacken - und fand sie. Für einen Herzschlag schloss sie die Augen. Nein! Das glaube ich nicht!
    Neben ihr stöhnte Denn verhalten. Lijanas verbannte den Gedanken für den Moment und beugte sich über ihn. Seine Lider waren sichtlich schwer. Während sie darauf wartete, dass sie ihm endgültig zufielen, wusch sie sich in dem heißen Wasser die Hände. Sie hörte mehrstimmiges Keuchen, als sie die Gewandärmel in die Höhe schob. Kardan, Raulen, Elgen, Hannár, ja sogar der schon halb betäubte Denn hatte den Kopf gehoben und starrte wie die anderen auf ihre weißsilbern schimmernde Haut. Herausfordernd blickte sie von einem zum andern, obwohl ein Zittern in ihrer Kehle saß. Der Bann wurde unvermittelt gebrochen, als Denns Kopf geräuschvoll auf die Tischplatte schlug. Keiner der Männer hielt sie auf, als sie sich die Hände abtrocknete, sich vergewisserte, dass der Krieger schlief, und sich an die Arbeit machte. Ihr Verdacht bestätigte sich: Die Entzündung hatte sich schon tief in Denns Bein gefressen und es gab bereits erste Zeichen von Wundbrand. Es war gut gewesen, ihren Patienten zu betäuben. Auf diese Weise konnte sie so tief schneiden, wie es nötig war, und musste sich nicht darum sorgen, ob er die Schmerzen ertragen konnte. Hannár hatte sich offenbar auch von seinem Schrecken erholt und arbeitete schweigend an ihrer Seite, reichte ihr die Instrumente an, manchmal, ohne dass sie etwas sagen musste. Schon als er alles so fachgerecht vorbereitet hatte, war ihr der Gedanke gekommen, dass er selbst Heiler sein könnte, doch nun war sie sicher, dass sie einen Kollegen neben sich hatte. Erst als die Wunde bereits wieder verbunden war, fiel ihr das leise Gemurmel auf, das vom Eingang des Zeltes her erklang. Irritiert sah sie auf. Krieger und Trossvolk standen dort und gafften. Sie blickte zu Raulen und Kardan, schaute schließlich Hannár an. Der senkte den Kopf. »Narlon hätte ihm das Bein ohne Betäubung aufgeschnitten. Vielleicht hätte er es auch gleich abgenommen.
    Er ist kein guter Heiler«, flüsterte er kaum hörbar.

    »Aber Ihr seid einer.«
    Kurz zuckte ein bitteres Lächeln um seinen Mund. »Ich war einer.« Er legte die Hand flach auf seine Brust und deutete eine Verbeugung an. »Es war mir eine Ehre, der berühmten Lijanas zu assistieren.«
    »Die Ehre war auf meiner Seite.« Sie neigte leicht den Kopf, während sie sich die Hände an einem Tuch sauber wischte, das er ihr reichte. Dann drehte sie sich um und begegnete Raulens Augen.
    »Nun?« Der Kommandant der Leibwache blickte besorgt auf den reglosen Krieger.
    »Er wird bald wieder aufwachen. Davor solltet Ihr ihn aber in sein Bett gebracht haben. Er darf das Bein nicht belasten, bis die Wunde vollständig geschlossen ist! Der Verband muss jeden Tag gewechselt

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