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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Heerführers und die der Offiziere befanden. Darum herum verteilten sich dann die Unterkünfte der Krieger, geordnet nach den einzelnen Zenturien, die jeweils sechzig Mann umfassten.
    Die meisten der Männer saßen vor ihren Zelten, vertrieben sich die Zeit durch Würfelspiele, besserten ihre Ausrüstung aus, pflegten ihre Waffen oder lagen dösend oder sich leise mit einem anderen Krieger unterhaltend in der Sonne. Manch einer schaute erstaunt zu ihnen her, wenn sie vorbeigingen. Zuweilen riefen sie Feniar feixend etwas zu, wobei sie auf Lijanas wiesen. Die Antwort der Kriegerin kam in der Regel nicht minder grinsend zurück.
    Schließlich hatten sie die Quartiere der Leibwache erreicht. Vier Augenpaare richteten sich auf sie, als sie sich näherten. Die Kjer erhoben sich höflich, als die Legatin sie der jungen Frau vorstellte. Raulen, ein Krieger, der wohl nur wenig älter als Mordan sein mochte, dessen Gesicht vollständig mit Sommersprossen bedeckt war und dessen rotes Haar in der Sonne an eine Fackel erinnerte, hatte als Kommandant der Leibwache den Rang eines Tribun inne und begrüßte sie mit einem knappen Nicken. Elgen stammte - so wie der verletzte Denn - aus dem Norden von Telmáhr, hatte blondes Haar und hellblaue Augen. Kardan war ein dunkelhaariger, älterer Krieger, dem ein Stück des rechten Ohres fehlte und der Lijanas dadurch überraschte, dass er sie -im Gegensatz zu seinen Gefährten - in fließendem Nivard begrüßte. Ein Umstand, der darauf zurückzuführen war, dass er mehrere Winter als Gefangener der Nivard in einem Steinbruch zugebracht hatte, wie er kühl erklärte. Agmán und Norda der jüngere, ihre beiden anderen Kameraden, begleiteten den Heerführer, der sich - wie Raulen mit einem grinsenden Zähnefletschen bemerkte - Heerführer Jerdt >vornehmen< wollte. Doch dann wurde der rothaarige Krieger wieder ernst. »Ihr seid Heilerin, sagt der Heerführer. Wärt Ihr so freundlich, Euch eine Wunde anzusehen?«
    »Natürlich! « Lijanas nickte. Raulen winkte sie in eines der Zelte, wo ein blonder Krieger auf seinen Bettfellen lag und offensichtlich bemüht war, sich seine Schmerzen nicht anmerken zu lassen. Als er sie eintreten hörte, öffnete er die Augen. »Ich brauche keinen Heiler! «, begrüßte er seine Kameraden in verzweifeltem Trotz.
    »Sei kein Dummkopf! « Der Kommandant der Leibwache kniete neben ihm nieder.
    »Der Heerführer sagt, sie ist gut. Lass sie dein Bein ansehen! « Die letzten Worte waren eindeutig ein Befehl. Und obwohl Denn murrte, ließ er es doch zu, dass Raulen die Decke zurückschlug. Zum Vorschein kam ein gelblich verklebter Verband. Raulen überließ Lijanas wortlos seinen Platz, als sie sich hinkniete und das Leinen abwickelte.
    Ein alarmierender Geruch stieg in ihre Nase.
    »Wann ist das passiert?« Sie verwendete den Rest des Verbandes, um den Eiter wegzutupfen, der auf der Wunde stand, einem langen, tiefen Schnitt, der schräg über den Unterschenkel verlief
    »Vor zwei Tagen.« Denns Finger gruben sich fester in die Decken.
    »Und warum seid Ihr damit nicht zu einem Heiler gegangen?«
    »Es war doch nur ein Kratzer.«
    Das hat Levan auch gesagt. Ist das eine allgemeine Krankheit unter den Kjer-Kriegern, Wunden als >Kratzer< abzutun?
    »Spätestens als der Schnitt sich entzündet hat, hättet Ihr einen Heiler aufsuchen müssen! « Behutsam drückte sie die Wundränder von beiden Seiten zusammen. Noch mehr Eiter quoll träge hervor. Denn biss die Zähne knirschend zusammen. Rasch trat Elgen hinter ihn, legte die Hände auf seine Schultern und hielt ihn fest. Als keiner der Krieger auf ihre Worte reagierte, schaute sie auf. »Warum habt Ihr so lange gewartet? Ihr hättet ihn ... «
    Raulen reichte ihr einige Stücke Leinen - eine zerrissene Tunika, wie sie feststellte - die er wohl eben aus seinem Zelt geholt hatte. »Narlon ist sehr schnell mit der Knochensäge bei der Hand.«
    Lijanas verstand. »Die Wunde muss behandelt werden! Sonst verliert er sein Bein auf jeden Fall - und vielleicht auch sein Leben, wenn die Entzündung sich ausbreitet und sich der Brand einnistet.« Wenn er das nicht schon getan hat. Sie tupfte weiter Eiter weg, bis nur noch fahles Wundwasser kam.
    >>Könnt Ihr Euch um die Wunde kümmern?«
    »Mein Arzneikasten ist bei Ecren und Levan, das sagte ich schon Legatin Feniar. - Und Euer Heiler wird nicht davon begeistert sein, wenn ich mich von seinen Arzneien und Instrumenten bediene. «
    »Das lasst meine Sorge sein! « Er nickte den

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