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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Augen und stellte fest, dass es nicht Mordan war, der vor dem Bett stand, sondern jene Kriegerin, die Jerdt bei ihrem Eintreffen im Lager zu sich befohlen hatte - und die ihren demütigenden Einzug auf dem Rücken des Schimmels miterlebt hatte. Sie spürte, wie Hitze über ihre Haut kroch. Doch entweder erinnerte sich die Frau nicht mehr daran oder sie maß dem keinerlei Bedeutung zu. »Wacht auf, Heilerin! Wir brauchen Eure Dienste! «
    »Ist etwas mit Mordan?« Lijanas richtete sich rasch auf. Das Ziehen in ihrem Rücken verstärkte sich. Die Kriegerin runzelte kurz die Stirn, dann blieben ihre Augen auf den glänzenden Schuppen hängen, die sich über Lijanas' Schultern und Brust erstreckten. Hastig zog sie das Laken vor sich. »Wer seid Ihr? Ist etwas mit Mordan?«, fragte sie noch einmal. Die Frau schüttelte den Kopf.
    »Ich bin Feniar, dritter Legat des Blutwolfes. - Mit dem Heerführer war alles in Ordnung, als ich ihn bei der Besprechung sah, zu der er uns noch vor dem Hahn zusammengerufen hat. - Es geht um Denn. Er hat eine üble Wunde am Bein und Fieber, aber er weigert sich, unseren Heiler an sich heranzulassen. - Und der Heerführer sagte heute Morgen, dass Ihr Heilerin seid - eine gute obendrein, auch wenn Ihr nichts für Corfar tun konntet. « Sie schüttelte abermals den Kopf. »Armer Kerl. Er hätte es sich gewünscht, wie ein Krieger mit der Waffe in der Hand zu sterben. Nun, zumindest haben sie ihm die Ehren eines Kriegers erwiesen. -Vielleicht könnt Ihr Denn helfen. «
    »Ich will es gern versuchen, aber mein Arzneikasten ist bei Levan und Ecren ... «
    »Das soll das geringste Problem sein! « Die Frau warf ihr das Kleid zu, das Mordan am Abend achtlos auf dem Stuhl hatte liegen lassen. »Zieht Euch an, dann bringe ich Euch zu den Zelten der Leibwache. «
    Eilig stieg Lijanas aus dem Bett und schlüpfte in das Kleid und ihre Halbstiefel. Mit einem gewissen Bedauern bemerkte sie, dass die Asran6h verschwunden war.
    Angesichts des Gewandes runzelte die Legatin erneut die Stirn, doch dann zuckte sie mit den Schultern und bedeutete Lijanas, ihr zu folgen, während sie schon das Leder vor dem Zelteingang beiseitehielt. Hastig schlüpfte die Heilerin an ihr vorbei und trat in die helle Morgensonne hinaus. Vor dem Zelt nickten ihr nun zwei andere Wachen grüßend zu und hoben gegen Feniar die Faust an die Brust. »Jocain und Norda der Ältere«, stellte sie die Männer vor, dann strebte sie auch schon mit langen Schritten über den Platz.
    »Wo sind Mailen und Zena6n?« Sie beeilte sich, zu der Kriegerin aufzuschließen.
    »Liegen wahrscheinlich auf der faulen Haut. - Ihr gutes Recht. Nach den acht Stunden Zeltwache haben die Männer von der Leibgarde zwölf Stunden dienstfrei.
    Danach müssen sie sich bis zu ihrer nächsten Zeltwache bereithalten, falls der Heerführer sie braucht. - Ihr werdet sie gleich alle kennenlernen.«
    Ohne ihre Schritte zu verkürzen, führte die Legatin sie zwischen den Zelten hindurch. Nur mit halbem Ohr hörte Lijanas zu, als die Kriegerin ihr erzählte, dass Mordans Heer fast zweitausend Mann stark war. Dazu kamen die Offiziere - die Legaten, die ihm direkt unterstanden, und die Tribunen, von denen jeweils zwei einem Legaten unterstellt waren. Normalerweise war es nicht üblich, dass ein Heerführer diese jungen Offiziere, zumeist Söhne von Adligen, ebenfalls in die Stabsbesprechungen miteinbezog, aber unter dem Blutwolf war ihre Anwesenheit Pflicht. Neben den Kriegern gab es noch das etwa zweihundert Mann umfassende Trossvolk - zu dem die Handwerksmeister wie Sattler, Grob- und Waffenschmied oder Zimmermann ebenso gehörten wie deren Gehilfen und Familien -, das wiederum dem sogenannten Trossmeister unterstellt war, der, obwohl er nicht zu den Kriegern zählte, im Rang einem Tribunen gleichkam. Und dann gab es noch die Unfreien; Kriegsgefangene, die von jedermann nach Belieben benutzt werden konnten.
    Aus einem Zelt wehte verlockender Bratenduft herüber. Daneben gackerten in einem Pferch Hühner und versuchten, einem Kleinkind zu entkommen, das unter begeistertem Glucksen auf allen vieren hinter ihnen herkrabbelte. Ein paar Schweine suhlten sich im Schlamm und eine Ziege äugte zu ihnen her, während ihr junges mit heftig wackelndem Schwänzchen den kleinen Kopf zwischen ihre Hinterbeine gesteckt hatte und trank. Ein Schmied arbeitete im Freien und nickte der Legatin grüßend zu.
    Das Lager war als langes Rechteck angelegt, in dessen Mitte sich das Zelt des

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