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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Sosehr er sich auch den Schädel zermarterte: Es wollte ihm kein Weg hier heraus einfallen.
    In den nächsten Stunden tat er nichts anderes, als unruhig auf und ab zu marschieren oder den schmalen Streifen Sonnenlicht bei seiner Wanderung über den Zellenboden zu beobachten. Nach und nach färbte er sich orange, dann Kupfer und schließlich rot. Er hatte versucht, seine Gedanken mithilfe des Ma-Raltai zu ordnen, sie zur Ruhe zu bringen. - Ohne Erfolg. Inzwischen waren seine Fingerknöchel blutig geschürft, weil er auf die Wände seines Gefängnisses eingeschlagen hatte.
    Als die heraufziehende Nacht seine Zelle schon in Dunkelheit tauchte, erklang draußen im Hof Hufschlag, Stimmen riefen durcheinander, eine davon kannte er: Jerdt! Hastig stand er auf, nahm zwei Schritte Anlauf, packte die Gitterstäbe in dem Fenster seiner Zelle und zog sich an ihnen hinauf. Etwa ein halbes Dutzend Krieger - Jerdts Leibwache, wie er erkannte - befand sich im Hof. König Haffren saß auf seinem Ashentai und eben kam Jerdt aus dem Nordturm, seine Hand am Arm einer in einen weiten Mantel gehüllten Gestalt, die seltsam wankend neben ihm ging. Verblüfft zog Mordan sich näher an das Gitter heran. War das die Königin? Was bei allen Rachegeistern wollte Jerdt von einer armen Verrückten? Gerade setzte er sie auf einen Zelter, als zwei weitere Gestalten in sein Sichtfeld traten. Ladakh kam die Stufen des Palas herunter, dicht gefolgt von »Lijanas!«. Ihr Name gellte als Schrei über den Hof. Sie blieb zögernd stehen, sah sich um. »Lijanas! « Er versuchte sich noch dichter an das Gitter heranzuziehen. Seine Armmuskeln begannen zu zittern.
    »Lijanas! « Ihr Blick glitt über den Hof, auf der Suche nach ihm, im nächsten Moment klatschte ein Eimer kaltes Wasser durch das Fenster. Er ließ hustend die Eisenstäbe los und sprang auf den Boden seiner Zelle zurück. Dann verkündete Hufschlag, dass die Pferde sich in Bewegung gesetzt hatten.

    ***
    Der Reiter glitt hinter dem verlassenen Gehöft aus dem Sattel und duckte sich unter dem halb eingebrochenen Türsturz hindurch in die Überreste des Wohnhauses.
    »Nun?«
    »Ein Trupp Reiter. Sie haben die Stadt verlassen und sind dann nach Westen geritten, in die Berge hinauf. Etwa ein halbes Dutzend Krieger und Haffrens zweiter Heerführer.«
    »Und Prinz Ahmeer?«
    »Soweit ich erkennen konnte, war er nicht dabei, Heermeisterin. - Es wird schwer werden, ihre Spuren bei Nacht zu verfolgen. Vielleicht sollten wir bis zum Morgen warten. «

    *** 25 ***

    Schweigend stand Lijanas zwischen den Resten einer uralten Mauer und starrte in die Dunkelheit. Sie konnte das Zischen und Knistern der Fackeln, die die Kjer-Krieger zwischen den Bruchstücken von Steinen und Säulen in den rissigen Boden gerammt hatten, im Wind hören. Scharfe Böen zerrten an ihrem Kleid, wehten es im einen Moment auf, nur um es im nächsten eng an ihre Glieder zu schmiegen.
    Hinter ihr erhoben sich die Ruinen von Galan in einem Ausläufer der Nebelklippen auf einem halbrunden, auf drei Seiten von schroff aufragenden Felsen umgebenen Plateau, hoch über der Ebene von Turas und der Felsenburg, die sich in der Tiefe als Kegel aus unzähligen Lichtern abzeichnete. Früher musste dieser Ort eine uneinnehmbare Wehranlage gewesen sein, zu der scheinbar nur der steinige Pfad emporführte, den sie heraufgekommen waren. Nun waren nur noch Bruchstücke der Mauern und Säulen von einst übrig. Am Rand des Plateaus wartete sie darauf, dass Ladakh sie für die Zeremonie holen kam.
    Zusammen mit Jerdt, König Haffren und der seltsam benommenen Frau - von der sie glaubte, dass es sich um Königin Naísee handelte - war er vor einiger Zeit eine breite, mit flachen Stufen aufwärts führende Treppe hinaufgestiegen, die direkt in den Fels gehauen war. Offenbar gelangte man über sie zu einem anderen Teil der Ruinen, der in den Berg selbst gehauen worden war. Hier wollte er die letzten Vorbereitungen treffen und sie war froh darüber, dass er ihr erlaubt hatte, hier draußen zu warten, bis sie abgeschlossen waren.
    Wieder presste sie die Fingerspitzen gegen die Schläfen, versuchte die Stimmen hinter ihrer Stirn zum Schweigen zu bringen, die ihr zuraunten, sie solle diesen Ort verlassen. Sie hatte kaum einen Fuß auf dieses Plateau gesetzt, als das Wispern und Wimmern in ihrem Kopf begonnen hatte. Aus den Schatten schienen sie Gesichter anzublicken - Männer, Frauen, Kinder -, verängstigt, flehend. Einmal mehr fuhr ihre Hand zu ihrer Kehle,

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