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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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vorbei und breitete sich auf dem Spiegel des Sees aus. Auch als seine Augen schon im Tod gebrochen waren, stand noch immer Unglauben in den Zügen des Königs.
    Die Monde hatten sich endgültig verdunkelt. Nur noch das zischelnde Licht der kleinen Flämmchen erhellte das Rund der Kuppel. Die Felsen selbst schüttelten sich.
    Eisiger Dunst stieg von der Oberfläche des Sees auf. In ihrer Mitte hatte sich das Blut zu einer roten Lache gesammelt. Der silbrige Spiegel war voller Schatten - Bilder waren darin, glitzernd, verschwommen, zerschnitten von Rinnsalen aus Blut, die aus tiefen Schnitten flossen, die Jerdt Ahmeer und seiner Königin zugefügt hatte, als das Licht der Monde erloschen war. Um sie her war ein leises Raunen, ein Flüstern von Stimmen, die flehten, es nicht zu tun. Ein Kind weinte in der Leere, die Stimme einer Frau bettelte. Sie umklammerte die Phiole fester, während sie zum nächsten Zeichen kroch. Hinter ihr stand Jerdt zwischen den Säulen, an die Ahmeer und die Kjer-Königin gebunden waren, beobachtete wachsam jede ihrer Bewegungen. Sie spürte die Verzweiflung der Menschen, die hier gestorben waren. Mit einem dumpfen Laut schlug etwas von unten gegen die Oberfläche des Sees. Erschrocken wich Lijanas zurück, erhielt von Jerdt einen harten Stoß, der sie beinah auf den eisigen Spiegel beförderte. Was auch immer sich da in der Tiefe bewegte - es wurde ungeduldig.
    Die Seelenfresser waren fort. Auf Ladakhs Befehl, um ihren erwachenden Herrn weiter zu stärken. Silbrig glänzte das Wasser aus der Quelle jenseits von Kassens Klamm an ihren Fingern, als sie die Spitzen erneut benetzte und das letzte Zeichen nachfuhr. Es erlosch! - Und auch alle anderen wurden eins um das andere stumpf und schwarz, als würde Dunkelheit an ihnen entlang flammen. Mit einem Knirschen fraß sich ein Riss in die Oberfläche des Eisspiegels. Ein schauerliches Stöhnen erklang darunter. Die Bilder verzerrten sich. Das Wimmern in ihrem Kopf wurde lauter, unerträglich. So viel Elend, so viel Angst war um sie her. Und sie würde es wieder über die Menschen bringen. Was soll ich denn tun? Ich kann doch nicht zulassen, dass sie Ahmeer und Mordan töten. Bitte, Gnädige, hilf mir. Lass mich nicht allein.
    Vertrau mir!
    Verblüfft hob sie den Kopf Jerdt stand noch immer hinter ihr und ließ sie nicht aus den Augen. Auf der anderen Seite des Seespiegels stand Ladakh, vertieft in einen leisen Singsang. Keiner von ihnen hatte zu ihr gesprochen. Schritte näherten sich. Sie hörte, wie Jerdt sich mit einem unwilligen Laut umdrehte. Ein Krieger kam heran, in einen langen Mantel gehüllt, die Kapuze übergestreift. Im Halblicht war sein Gesicht nicht zu erkennen. Und vor ihm - Lijanas zitterte plötzlich - Mordan! Seine Hände waren mit Lederriemen gefesselt, er hielt den Kopf ergeben gesenkt.
    »Der Gefangene, wie befohlen, Heerführer.« Der Mann versetzte dem schwarzhaarigen Kjer einen Stoß, sodass er auf Jerdt zutaumelte.
    Gnädige, hab Erbarmen! Nein!
    Der zweite Heerführer stieß ein gefährliches Grollen aus, bei dem seine Reißzähne blitzten. »Ich habe nicht befohlen, ihn herzuschaffen. «
    Mordan hob den Kopf. »Aber ich! « Die Riemen fielen von seinen Handgelenken, im gleichen Herzschlag riss er Jerdt das Schwert aus der Scheide und trat zurück, die Klingenspitze auf dessen Brust gerichtet. Die grüngrauen Augen starrten ihn hasserfüllt an. Mit einer knappen Geste gab er dem anderen Krieger ein Zeichen.
    »Schneide die Königin und den Nivard los! - Und du«, Lijanas zuckte zusammen, als er so unvermutet mit ihr sprach, »was auch immer du da getan hast - mach es rückgängig! «
    » Das kann sie nicht! « In den Augen des Hathenan loderte Triumph. » Die Siegel sind gelöst! Mein Herr kommt! «
    »Nicht, solange ich hier bin! - Hier wird es keine Blutopfer mehr geben! « Mordan trat weiter zurück, um Jerdt und Ladakh im Auge behalten zu können. Der nächste Riss ließ die Oberfläche des Sees knacken. Hastig wich Lijanas zurück, vorsichtig darauf bedacht, nicht zwischen die beiden Heerführer zu geraten. Ihre Finger umklammerten noch immer die Phiole mit dem letzten Rest des Wassers aus der Quelle.
    » Du bist ein Narr, dass du dich dem hier in den Weg stellst! Der alte Gott wird unser Volk wieder groß machen ... « Jerdt machte einen Schritt auf Mordan zu. Eine knappe Bewegung mit dem Schwert gebot ihm Einhalt. Neben dem blonden Kjer durchtrennte der Krieger gerade die Fesseln der Königin und ließ ihren

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