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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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leblosen Körper behutsam zu Boden gleiten. Lijanas hastete an seine Seite, schob die Phiole unter ihren Gürtel, zerriss das Gewand der Herrscherin der Kjer und benutzte den Stoff, um zu verhindern, dass ihre Wunden weiter bluteten. Ihre Haut war erschreckend bleich gegen das Kastanienbraun des weichen Fells an der Seite ihres Gesichts.
    »Die Kjer sind groß, Jerdt! Du bist der Narr von uns beiden! Wir brauchen keinen Dämonengott der Hathenan, der uns wieder zu Sklaven macht. - Ist dir eigentlich klar, was du hier tust? Du lässt ein Ungeheuer auf Telmáhr los. Und nicht nur auf Telmáhr! Auf ganz Ahvarane! «
    »Siehst du denn nicht, was wir ... «
    »Alles, was ich sehe, ist, dass du deine Hand gegen die Herrscherin erhoben hast -
    und gegen deinen eigenen Vater. « Er wies mit dem Kinn auf Haffrens Leichnam.
    Verwirrt sah Lijanas von einem zum anderen. Haffren? Jerdts Vater? Der Krieger ließ Ahmeer sehr viel weniger behutsam auf die Steine fallen. Sie erhaschte einen kurzen Blick unter die Kapuze. »Brachan? - Aber ich dachte .... Wie kommt Ihr hierher?
    Woher ... «, stotterte sie verwirrt.
    »Ein Bote brachte einen von Haffren gesiegelten Befehl ins Winterlager, der uns Jerdt unterstellte. Zusammen mit einer Abschrift seines -« Brachan nickte in Mordans Richtung. »Todesurteils. Ich ritt zusammen mit Raulen nach Turas, um für unseren Heerführer zu sprechen. Aber als wir ankamen, waren Haffren und Jerdt schon auf dem Weg hierher. «
    »Wie habt Ihr es geschafft, Mordan aus dem Kerker ... ?«
    Noch immer verwirrt beobachtete Lijanas, wie Brachan die Mantelspange löste und seine bewusstlose Königin in den dunklen Stoff hüllte. Der alte Krieger bedachte sie mit einem wölfischen Grinsen. »Wir hatten den Befehl mit Haffrens Siegel dabei - und die Kerkerwachen konnten nicht lesen. Sie haben uns geglaubt, als wir behaupteten, der König habe uns gesandt, um den Gefangenen zu ihm zu bringen. - Und als sie ihren Fehler bemerkten, war es zu spät. «
    »Und Rauten?«
    »Ist wieder auf dem Weg nach Westen, um die Zenturien des Heerführers herzuholen.«
    Behutsam nahm Brachan die Königin auf die Arme und wandte sich dem Ausgang des Felsenrunds zu. Lijanas beugte sich über Ahmeer, um auch ihn zu verbinden.
    »Los! Sonst mach ich dir Beine! «, erklang Mordans Stimme gerade scharf. Kurz hob sie den Blick.
    Auf Jerdts Gesicht stand ein überhebliches Lächeln. »Du kommst hier nicht raus!
    Draußen warten meine Männer ... «
    »Tatsächlich? Was meinst du, lassen sie mich vorbei, wenn sie sehen, dass meine Schwertspitze in deinem Nacken sitzt? - Vorwärts! Beweg dich, damit wir es herausfinden können -Vatermörder! «
    »Das wirst du bereuen! «
    » Ich zittere, Jerdt! - Wird's oder muss ich nachhelfen? - Und du, Hathenan: hier herüber! « Ein Wink mit dem Schwert.
    »Mein Herr wird heute Nacht kommen, egal was Ihr tut! «, prophezeite Ladakh düster, ohne sich zu rühren. Mordan kam nicht zu einer Antwort. Als wolle die Erde selbst dem Hathenan zustimmen, erklang ein unheilschweres Grollen, der Boden erzitterte, ein weiterer Riss zerschnitt den Eisspiegel, etwas schlug mit Wucht von unten dagegen.
    Hastig legte Lijanas sich Ahmeers Arm um die Schulter und stemmte sich unter seine Achsel, bemühte sich, ihn vom Boden hochzuziehen. Wieder ein Bocken unter ihren Füßen, sie stürzte. Nur aus dem Augenwinkel sah sie, dass auch Mordan wankte. Jerdt nutzte den winzigen Augenblick der Unaufmerksamkeit. Mit zwei Schritten war er außerhalb von Mordans Reichweite - mitten auf dem Teich. Sein Ziel war selbst Lijanas klar: Haffrens Leiche und das Schwert an der Seite des Toten.
    Mordan setzte ihm nach. Lijanas' Schrei ging in dem berstenden Krachen unter, mit dem der Seespiegel brach. Sie sah noch, wie die beiden Kjer im Wasser verschwanden. Etwas wie ein fahler Schatten durchbrach für einen Augenblick die Oberfläche, um sofort wieder zu verschwinden. Dann legte sich ohne Vorwarnung ein Arm um ihre Kehle, zerrte sie näher zum Teich hin. Sie hörte Ladakhs heiseres Keuchen an ihrem Ohr.- »Nur noch Euer Blut!« Panisch tastete sie nach seinem Gesicht, riss an seinen Haaren, wand sich, um freizukommen. Neben dem plötzlich brodelnden Wasser stieß Ladakh sie auf die Knie, packte ihre Hand, zog ihren Arm darüber, sie sah das Blitzen eines Dolches, die Klinge schnitt ihr tief ins Handgelenk.
    Sie schrie unter dem jähen Schmerz, der ihr die Tränen in die Augen trieb, Blut quoll aus der Wunde, tropfte in den Teich.

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