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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Sterne blitzten wie Myriaden zersplitterter Diamanten auf dem blauschwarzen Himmelsbogen. Nur manchmal wurde ihr Glitzern von dem Schleier einer Wolke verdeckt, die hoch über ihnen hinwegzog. Abgesehen von den Schritten der Pferde und ihrem gelegentlichen Schnauben war es so still, dass man das Salz in der Kälte flüstern hören konnte.
    Lijanas bemerkte erst, dass sie an Mordan gelehnt vor sich hin döste, als er auf einen Ruf hin Ired zügelte und abstieg. Auch Corfar und Brachan saßen ab und traten zu Ecren, der vorausgegangen war. Einen Moment schienen sie zu beraten, dann schwang Corfar sich auf sein Pferd und ritt in Richtung Salzzinnen davon - nur um kurze Zeit später zurückzukehren. Die fragenden Blicke der anderen Krieger beantwortete er mit einem Kopfschütteln und glitt aus dem Sattel. Ecren und Brachan begannen lautstark in der Sprache der Kjer zu diskutieren, kaum dass Corfar sich wieder zu ihnen gesellt hatte, während Mordan schweigend zuhörte. Schließlich war es der schwarzhaarige Krieger, der mit einem scharfen Wort Ruhe gebot. Anscheinend stellte er Corfar noch einige Fragen, ehe er knapp nickte und mit beherrschter Stimme Anweisungen gab, denen die anderen sich ohne Murren beugten und wieder auf ihre Pferde stiegen. Unruhig wandte Lijanas sich zu ihm um, als er sich hinter ihr auf Ireds Rücken schwang.
    »Was ist denn?«
    »Ein Riss in der Salzkruste. Auch in Richtung der Salzzinnen gibt es keine Möglichkeit, ihn zu überqueren. Wir müssen tiefer in die Wüste hinein. Und da sich nicht voraussagen lässt, wie weit der Riss uns von den Bergen wegfährt, müssen wir die Wasserrationen noch einmal kürzen. Ab sofort gibt es für Euch und Levan nur noch drei Schluck Wasser alle drei Stunden.«
    »Das geht nicht! Levan braucht seine vier Schluck alle zwei Stunden. Wenn die Sonne aufgeht, vielleicht sogar mehr ... Können wir diesen Riss denn nicht irgendwie durchqueren?«
    Verblüfft sah Mordan sie an. »Durchqueren? Wie soll das ... « Dann zeigte sich Begreifen in seinen Zügen. » Ihr wisst nicht, dass wir uns auf einem riesigen Salzsee befinden, oder? - Nein, wie auch. - Der Boden unter unseren Füßen ist eine Salzkruste, die mehrere Schritt dick ist - an manchen Stellen aber auch nur einen Finger. Darunter ist reine Salzlake, ungefähr so zäh wie Schlicksand. Bricht man irgendwo ein, zieht die Lake einen in die Tiefe. Aber auch wer es schafft, an der Oberfläche zu bleiben, den tötet das Salz binnen kurzer Zeit. - Und ohne fremde Hilfe kommt man nicht mehr heraus.
    Deshalb ist es so wichtig, auf Risse und Spalten in der Kruste zu achten. Sie verraten, wo diese dünnen Stellen, diese Salzfallen, sind. Aber je tiefer man in die Wüste hineingeht, umso tückischer wird der Boden. Aus diesem Grund wird ab sofort auch bei Tag immer einer von uns zu Fuß vorausgehen.«
    »Und können wir nicht irgendwie in den Bergen ... «
    »Nein! Corfar hat nachgesehen. Wir können nur an der Spalte entlang und sie an ihrem Ende überqueren.«
    »Und wenn wir umkehren?« - Und du mich nach Hause bringst und wir das alles hier vergessen?
    »Was würden wir damit gewinnen?« Er gab den anderen ein Zeichen und sie ritten los, die Salzspalte in wohl zwei Dutzend Schritt Abstand zu ihrer Rechten.
    »Was ist mit Levan ... «
    »Ich werde dafür sorgen, dass er so viel Wasser bekommt, wie er braucht.« Sein Arm zog sie enger an seine Brust. »Versucht, Euch noch etwas auszuruhen. Ich wecke Euch, wenn es Zeit ist für Eure Ration.«
    Tatsächlich war sie wenig später wieder eingeschlafen, den Kopf an seine Schulter gelehnt.
    Die Sonne ging gerade als flammende Scheibe am Horizont auf und das Salz brannte in allen Tönen von Rot, Ocker und Gold, als Mordan sie weckte. Dunkle Purpurschatten flossen vor ihnen über den Boden, während vor dem klarblauen Horizont die Luft schon wieder zu flimmern begonnen hatte. Ein sanfter Wind trieb feine Salzschleier vor sich her, ließ sie aufsteigen und in wildem Tanz umeinanderwirbeln, ehe sie wieder im Weiß der Wüste ertranken.
    Wie versprochen hatte er sie in der Nacht mehrmals geweckt und sie trinken lassen, auch wenn er sich damit begnügt hatte, ihr im Halbschlaf den Wasserschlauch an die Lippen zu setzen. Doch dieses Mal bestand er darauf, dass sie wach und bei Sinnen war, ehe er den Lederbalg ihren Händen überließ. Während sie trank, stieg er aus dem Sattel, dann gab er Levan Wasser, versorgte Ired, hängte den Wasserschlauch an den Sattel zurück, packte die

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