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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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die Waffe zu tief hineinzwang, was ihm beinah ein unfreiwilliges Bad in der Salzlake verschafft hätte -, dann schlang er ein Stück Leder oder Stoff um die Klinge und befestigte darüber das Seil, dessen Ende einer der anderen Krieger am Spaltenrand festhielt. Und während er schon die nächste Scholle auf diese Art vorbereitete, bemühten sich Corfar, Ecren und Brachan, das Stück Salz heranzuziehen. Ein mühsames Unterfangen, denn die Schollen bewegten sich in der Salzlake nur widerwillig und langsam.
    In unregelmäßigen Abständen ruhte sich einer der Männer im Schatten des Sonnenschutzes für eine kurze Weile aus und trank seine Ration Wasser, ehe er mit seiner Arbeit fortfuhr. Stunde um Stunde zog sich auf diese Weise dahin. Erst als die Sonne beinah schon im Zenit stand, unterbrachen die Kjer ihr Tun und suchten Zuflucht im Schatten der Decken. Lijanas betrachtete die Männer mitleidig, während sie mühsam die ledernen Reithandschuhe abstreiften, die sie trotz der Hitze trugen, um sich vor dem Salz zu schützen. Ihre Züge waren sonnenverbrannt, Schweiß rann ihnen in Strömen herab, ihre Lippen waren geschwollen und aufgeplatzt, sie atmeten schwer vor Erschöpfung - und kaum mehr als die Hälfte der behelfsmäßigen Brücke war fertig.
    Noch einmal wanderte ihr Blick über die müden Krieger. Wenn sie ihnen nicht beim Bau helfen konnte, so konnte sie doch vielleicht etwas anderes für sie tun. Unbedacht zog sie die Lippe zwischen die Zähne und bereute es sofort, während sie zu ihrem Arzneikasten hinkroch, einen kleinen Tiegel hervorholte und ihn vorsichtig öffnete.
    Corfar sah sie argwöhnisch an, als sie ihm das Gefäß entgegenstreckte.
    »Was ist das?« Misstrauisch beäugte er die helle, weiche Paste im Inneren des Tiegels.
    Lijanas, du Gans, ausgerechnet dem Krieger, der dich für eine Seelenhexe hält und dir deshalb am liebsten gleich die Kehle durchschneiden würde, bietest du die Salbe Zuerst an. Gut gemacht!
    »Leinstengelsalbe - sie lindert Verbrennungen! «, erklärte sie, darum bemüht, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen. Als seine Brauen sich überrascht hoben, spürte sie eine gewisse Befriedigung. Fragend wandte er sich Mordan zu und als der nickte, ergriff er nach einem letzten Zögern den Tiegel, tauchte die Finger in die Paste, schnupperte noch einmal prüfend daran und verteilte sie dann vorsichtig auf Stirn und Wangen, ehe er sie an den nächsten weiterreichte. Still setzte Lijanas sich auf die Fersen zurück und verschränkte die Hände in ihrem Schoß -wieder fühlte sie den seltsamen Blick, mit dem Mordan ihren Bewegungen folgte. Er war es schließlich auch, der ihr den Tiegel zurückgab. Sein Nicken war Dank und Anerkennung zugleich.
    Dann senkte sich Schweigen über sie. Die Männer kauerten sich im Schatten zusammen, um sich von den Strapazen der letzten Stunden zu erholen, während die Hitze sie zur Untätigkeit zwang. Mordan saß, wie sie es schon so oft gesehen hatte, mit überkreuzten Beinen, die Hände auf den Knien, neben ihr. Offenbar war das seine Art, sich auszuruhen. Lijanas bettete den Kopf auf die Arme und blickte in das Gleißen der Wüste hinaus. Sie merkte erst, dass sie eingeschlafen war, als die Kjer sich wieder an die Arbeit machten und ihr leises Reden sie weckte.
    Die Sonne stand schon tief, als die Brücke endlich fertig war.
    Mordan kam herüber und kniete sich neben sie. Schweigend reichte Lijanas ihm einen Wasserschlauch. Mit einem knappen Nicken nahm er ihn entgegen, schüttelte ihn mit einem Stirnrunzeln, dann nahm er einen Schluck, behielt ihn aber einige Momente im Mund, bevor er das Wasser schließlich die Kehle hinunterrinnen ließ.
    »Wann habt Ihr Levan zuletzt Cujan gegeben?« Er verschloss den Wasserschlauch wieder.
    »Vor etwas mehr als einer Stunde. Warum fragt Ihr?«
    »Ich werde Levan über diese Brücke hinübertragen, und ich möchte nicht, dass er dabei aufwacht. - Wie lange glaubt ihr, wird er noch bewusstlos sein?«
    »Noch etwa zwei Stunden. Vielleicht etwas mehr oder weniger.« Lijanas hob die Schultern, beobachtete verwundert, wie er ein Stück vom Saum seines Mantels abriss. » Das sollte genügen. Hört zu: Es ist eine ziemlich wackelige Angelegenheit, deshalb werden niemals zwei zur gleichen Zeit auf den Schollen sein. Ich werde Levan zuerst über die Brücke bringen. Dann komme ich zurück und hole Euch. Anschließend werden die anderen und ich nach und nach die Pferde, die Waffen und das Allernötigste von unserem Gepäck

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