Der Kuss Des Kjer
Nötigste an Gepäck herüber. Aus zwei schräg in den Boden gerammten Stangen und einer Decke war erneut ein Sonnenschutz für sie und Levan errichtet worden. Irgendwann hatte der junge Krieger sich stöhnend zu regen begonnen und sie hatte wieder Cujan in ein paar Schluck Wasser aufgelöst und ihm eingeflößt. Nun schlief er friedlich.
Von der anderen Seite der Spalte drang ein Wiehern herüber. Sie sah, wie Corfars Pferd sich aufbäumte, als er es an die Brücke aus Schollen heranführen wollte.
Salzstaub wirbelte auf, als es um ihn herumtänzelte und immer wieder mit dem Kopf schlug. Schließ, lich zog er das Tier beiseite und ließ Ecren mit seinem Kriegsross den Vortritt. Anschließend führte Mordan Levans Ashentai über die wankende Brücke und ging noch einmal zurück, um Ired zu holen. Während er seiner Stute dann den Sattel auflegte, versuchte Corfar es erneut, sein Pferd auf die andere Seite zu bringen. Als habe der Umstand es beruhigt, dass die anderen beiden Kriegsrösser die Schollen wohlbehalten überquert hatten, ließ es sich dieses Mal ruhig hinüberführen. Sie hatten es beinah geschafft, als ein Unheil verkündendes Knacken erklang. Das Kriegsross stieß ein Schnauben aus und wich zurück. Ein Stück Salz brach am Schollenrand unter einem Huf weg - es wieherte und im nächsten Augenblick klatschte Corfars Hand auf seine Hinterbacke, es machte einen erschrockenen Sprung, dann einen zweiten und dritten und hatte sicheren Boden erreicht. Auf der Salzlake tanzten die Schollen unruhig. Die Lederriemen knarrten, bis zum Zerreißen gespannt. Die beiden Krieger auf der anderen Seite warteten mit ihren Pferden schweigend in der Hitze. Dann war es Brachan, der seinen Wallach ans andere Ufer brachte. Das Knacken des Salzes wurde lauter, in einer der Schollen löste sich das in sie getriebene Schwert und glitt ein Stück heraus. Ein letzter Schritt und auch der grauhaarige Krieger hatte die Spalte mit seinem Ashentai hinter sich gelassen. Als wäre nichts geschehen, packte Mordan Ireds Zügel und führte sie auf die erste Scholle. Die Stute setzte ihre Hufe so bedächtig, als wisse sie, in welcher Gefahr sie sich befand. Die nächste Scholle, wieder bewegte Ired sich ruhig und scheinbar vollkommen gelassen. Corfar und Ecren tauschten mit Brachan Blicke und nickten. Sie würden es schaffen. Jetzt hatten sie die Mitte erreicht. Das Ashentai ließ sich durch das Knarren und Knacken unter sich nicht aus der Ruhe bringen. Als auf der anderen Seite der Spalte plötzlich mit einem Knall der Riemen riss, der die Brücke an das Ufer band, ging ein Ruck durch das ganze Gebilde. Ired machte einen Schritt nach hinten, trat ins Leere, unter ihren Hufen krachte das Salz, sie kämpfte um ihr Gleichgewicht, die Salzscholle wankte, drohte zu kippen. Mordan warf sich zurück, zerrte mit seinem ganzen Gewicht an den Zügeln. Die Vorderläufe der Stute fanden Halt, sie sprang vorwärts, prallte mit der Schulter gegen ihren Herrn. Der ließ die Zügel fahren, rettete sich mit einem Sprung auf die nächste Scholle und beinah im gleichen Augenblick donnerte Ired über ihn hinweg, war mit vier mächtigen Sätzen am sicheren Ufer. Hinter ihr schwappte träge Salzlake, ergoss sich über die Schollen.
Mordan hatte sich auf die Knie aufgerichtet, mühte sich jetzt auf die Füße. Die zähe Flüssigkeit machte alles glitschig. Einen schier endlosen Augenblick tat er nichts anderes, als das Wanken des Salzbrockens unter seinen Füßen auszugleichen und zu warten, bis alles wieder zur Ruhe gekommen war. Dann folgte er seinem Pferd - um einiges langsamer als die Stute - und sank auf die Knie, kaum dass er festen Boden erreicht hatte. Er nahm den Wasserschlauch dankbar entgegen, den Corfar ihm reichte, während Brachan und Ecren Ired einfingen und sich davon überzeugten, dass sie unverletzt war. Sichtlich erschöpft ließ Mordan sich neben Lijanas unter dem Sonnenschutz nieder. Unterdessen machten die anderen Krieger sich daran, ihre Schwerter und Dolche einen nach dem anderen aus den Salzschollen herauszuziehen und so ihre wankende Brücke Stück für Stück einzureißen. Als sie fertig waren, versank die Sonne gerade hinter dem Horizont.
Zu Lijanas Entsetzen luden die Kjer ihren Kriegsrössern das verbliebene Gepäck auf und wenig später saß sie erneut auf Ireds Rücken, Levans Bahre hing zwischen zwei Pferden und sie gingen von Neuem in das Salz hinein - dieses Mal in die andere Richtung, auf die Berge zu. Und obwohl die Krieger
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