Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
Vom Netzwerk:
bösartigen Hohn von ihm erwarten konnte. Nein! Sie musste mit ihm sprechen! Ein Tag wie dieser durfte sich nicht wiederholen - und deshalb musste sie versuchen, die Wahrheit herauszufinden.
    Darauf bedacht, niemanden zu wecken, tappte sie die Treppe hinunter, tastete sich mit vorgestreckten Händen durch die dunkle Küche und hinaus in den Innenhof. Noch im Türbogen blieb sie stehen, als sie das Schimmern der Klinge im sanften Nachtschein der Feuertürme gewahrte und den Mann, der sie gerade in einem weiten Bogen auf einen unsichtbaren Gegner herabzucken ließ. Sie hatte Mordan schon einmal mit dem Kereshtai kämpfen sehen und ihn auch schon bei Übungskämpfen mit den anderen Kriegern beobachtet, doch dies war etwas ganz anderes. Es war ein Tanz mit den Schatten, lautlos wie die Dunkelheit selbst - ein Tanz aus gebändigter Kraft und tödlicher Eleganz, von einer geheimnisvollen Schönheit, die sie den Atem anhalten ließ. Und er endete unvermittelt, als Mordan plötzlich wie von den Schatten verschluckt verschwunden war. Verblüfft machte sie einen Schritt nach vorne und spürte mit dem nächsten Herzschlag einen feinen Schmerz an ihrer Kehle.
    »Ihr?« Mit einer knappen Bewegung nahm er das Kereshtai von ihrem Hals und schob es in seine Scheide zurück. »Bei allen Rachegeistern, seid Ihr von Sinnen? Was tut Ihr hier? - Ich hätte Euch um ein Haar die Kehle durchgeschnitten! «
    Langsam tastete sie mit bebenden Fingern über ihren Hals. Zu ihrer Verblüffung fühlte sie tatsächlich warmes Blut, dabei hatte die Klinge nur ganz leicht auf ihrer Haut gelegen. Sie nahm die Hand herunter. »Was war das eben, dieser ... Tanz? Es war«, sie gestikulierte hilflos, »unbeschreiblich.«
    Er trat vor sie und blickte auf sie hinab - und Lijanas wurde plötzlich bewusst, dass er außer seiner Hose nichts am Leib trug.
    »Man nennt ihn Ashk-Keshtani.« Die Gefahr war aus seiner Stimme verschwunden, auch wenn er noch immer angespannt klang. Offenbar hatte er ihre erschrockene Miene bemerkt und richtig gedeutet, denn er nahm seine Tunika von einem Mauervorsprung, streifte sie über und legte den Gürtel um.
    »Ashk-Keshtani. - Was bedeutet das?«
    »Einige übersetzen es mit >Tanz der Schatten<, in alten Schriften wird es >Tanz der Seelen< genannt. - Lasst uns hineingehen! Es ist spät! Ihr solltet zu Bett gehen und auch ich muss ein paar Stunden schlafen!« Er drehte sie um und schob sie vor sich her in die Küche.
    »Ist es ein besonderer Kampfstil?« Lijanas nahm einen Kienspan vom Bord über dem Herd, entzündete ihn an den Glutsteinen und hielt ihn in eine kleine Lampenschale. Sofort flammte das Öl auf und tauchte alles in warmes Halblicht.
    Mit leicht gerunzelter Stirn drehte er sich zu ihr um, nachdem er die Tür zum Hof geschlossen hatte. »Ich wüsste nicht, was Euch das anginge, Heilerin! - Sagt Ihr mir jetzt, was Ihr mitten in der Nacht im Hof zu suchen harter?«
    Euch! »Ich ... Ich habe vom Fenster aus eine Bewegung im Hof gesehen und da dachte ich ... «
    »Erstaunlich, dass Ihr bei so viel Unvernunft gedacht habt. Was hättet Ihr getan, wenn ein anderer im Hof gewesen wäre?«
    Gnädige Göttin! Er hat recht. Hitze kroch in ihre Wangen, während er sie schweigend anblickte. Zu ihrer Verblüffung nickte er nach einem weiteren Moment.
    »Das nächste Mal werde ich vorsichtiger sein. «
    »Vorsichtiger?« Sie sah ihn mit schief gelegtem Kopf an.
    »Der Ashk-Keshtani ist ein Ritual, das keine Zuschauer erlaubt. - Aber genug jetzt!
    Nehmt die Lampe und lasst uns hinaufgehen! «
    Lijanas wollte eben nach der Öllampe greifen, froh darüber, dass er nicht mehr länger in dieser mörderischen Stimmung war, als an der Tür ein Poltern erklang.
    Dann wurde sie aufgestoßen und Corfar wankte herein. Unwillig runzelte Mordan die Stirn. » Du kommst spät, Freund? - Und du bist betrunken! « Der Vorwurf war unüberhörbar. Langsam hob der Krieger den Kopf und Lijanas schlug die Hände vor den Mund, während Mordan vorsprang, um den anderen aufzufangen, als der mit einem Ächzen zusammenbrach. Sie schauten einander an - Corfar hatte die Krankheit.
    »Geht hinauf und weckt Brachan, Levan und Ecren, Heilerin! Sie sollen herunterkommen. Darin geht zu Fadera. Auch sie muss wissen, dass einer von uns krank ist - aber erklärt ihr, dass sie sich bei Corfar nicht mit der Seuche anstecken kann! Sie muss sich nicht unnötig ängstigen.« Sein Ton war so ruhig, als würde er je, den Tag Befehle geben, während ein Mann in seinen Armen

Weitere Kostenlose Bücher