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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Tag und Nacht bewachen. Versucht ihr, Euch ihnen zu entziehen, oder widersetzt Ihr Euch ihren Anweisungen, findet Ihr Euch schneller im Gefängnis wieder, als Ihr Euren Namen sagen könnt. - Und dann werde ich Euch persönlich in Eisen legen. - Ist das angekommen, Krieger?«
    »Es ist angekommen, Hauptmann. Und ich gebe Euch mein Wort, dass ich bis zu der Anhörung vor den Stadtvögten nicht versuchen werde, zu fliehen. « Mordans Stimme klang ruhig, dennoch glaubte Lijanas, die nur mühsam unterdrückte Wut darin zu hören.
    Auf ein kurzes Zeichen des Hauptmanns wurden seine Handfesseln gelöst. Zwei der Wachen wurden mit einem Wink zu beiden Seiten des Tores des Speicherhofes postiert, dann befahl Uladh seinen übrigen Männern abzurücken. Mit langsamen Schritten stieg Mordan die Treppen hinauf und sah den Soldaten nach. Schließlich wandte er sich ab und blickte Lijanas an. »Danke! « Er wollte an ihr vorbei, doch ihre Hand an seinem Arm hinderte ihn daran.
    »Seht mir in die Augen und sagt mir, dass Ihr nicht getan habt, was auch immer man Euch vorwirft! « Sie spürte, wie seine Muskeln sich unter ihren Fingern anspannten. Der Blick, mit dem er sie maß, war kälter als alles, was sie kannte. »So viel also zu Eurem Vertrauen in mich«, zischte er bitter. Dann erschien ein böses Lächeln auf seinen Lippen. »Glaubt Ihr wirklich, ich würde es Euch sagen, wenn ich die beiden Frauen tatsächlich getötet hätte?« Er schüttelte brüsk ihre Hand ab und drängte sich an ihr vorbei. Lijanas starrte ihm nach.
    Der Rest des Tages war unerträglich. Mordan ging ihr aus dem Weg. Wann immer er sie ansah, war sein Auge kalt und zornig, und wenn er tatsächlich ein Wort mit ihr wechseln musste, beschränkte er sich auf das Nötigste. Dass der Kjer-Gemahl der Heilerin unter Mordverdacht stand, verbreitete sich wie ein Sommerfeuer. Sie bemerkte die Blicke, mit denen Pfleger und auch Kranke ihn verfolgten. Einer der Männer meinte sie beiseitenehmen und ihr in jeder grauenvollen Einzelheit beschreiben zu müssen, wie der Mörder die beiden hochschwangeren jungen Frauen zugerichtet hatte. Dabei sah er immer wieder bedeutungsvoll zu Mordan hinüber. Sie ließ ihn stehen und ging ihrer Arbeit nach. Doch die Frage, ob der schwarzhaarige Krieger tatsächlich ein brutaler Mörder sein könnte, ließ sie nicht mehr los.
    Das Schweigen hing auch am Abend zwischen ihnen, als sie in Begleitung der beiden Wachen zu Faderas Herberge zurückgingen. Mit einer entschiedenen Bewegung knallte er den Männern das Hoftor vor der Nase zu, dann stapfte er grimmig an Lijanas vorbei ins Haus.
    Doch schon wenig später kam er ihr auf der Treppe wieder entgegen - sein Kereshtai in der Hand. Ihr erschrockener Blick entlockte ihm ein gefährliches Zähnefletschen, das keine Ähnlichkeit mehr mit einem Grinsen hatte. »Keine Sorge, meine liebe Gemahlin.« Seine Faust schloss sich in ihrem Haar, grob zog er sie an seine Brust. Sie wagte nicht, sich dagegen zu wehren. »Ich habe nicht vor, heute Nacht wieder eine schwangere Frau zu töten. Sollte es mich heute nach Blut gelüsten, werde ich mich an Euch halten! - Ich wünsche eine gute Nacht!« Hart stieß er sie von sich und verließ mit langen Schritten das Haus. Lijanas stieg mit seltsam weichen Knien die restlichen Stufen hinauf. In ihrem Zimmer setzte sie sich stumm aufs Bett und starrte die Wand an. Er hat angenommen, ich hätte mich deshalb für ihn eingesetzt, weil ich ihm glaube, dass er unschuldig ist. Aber wie kann ich sicher sein, dass er die Wahrheit sagt? Ihre Finger spielten unruhig mit der Bettdecke. Er ist hartherzig und brutal - aber ist er deshalb auch ein Mörder? Warum sollte er die beiden Frauen getötet haben? Warum tut er es ausgerechnet jetzt, wo er genau weiß, dass er nicht entkommen kann, wenn man ihm auf die Schliche kommt. Sie trat ans Fenster und schaute eine Weile schweigend in den Innenhof hinunter. Ein paar Mal glaubte sie in den Schatten zwischen Haus und Stall eine Bewegung zu sehen, doch erst als sie ein kurzes Aufglänzen wahrnahm, beugte sie sich schließlich vor und sah genauer hin. Tatsächlich, da unten war jemand. War das Mordan? Was tat er dort unten? Wieder dieses Glänzen. Mit einer energischen Bewegung stieß sie sich vom Fensterbrett ab, fest entschlossen, hinunterzugehen und den dunklen Krieger erneut zur Rede zu stellen. Ihre Hand lag schon auf der Türklinke, als sie noch einmal innehielt. Er war in einer Stimmung, in der sie wohl kaum mehr als

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