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DER KUSS DES MAGIERS

DER KUSS DES MAGIERS

Titel: DER KUSS DES MAGIERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Landauer
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psychiatrischen Anstalt entlaufen. Deshalb hielt er sich auch für Jesus.
    Entschlossen winkte Sina der Kellnerin, zahlte und stand auf. „Ich will zu Les“, erklärte sie und sah Suss auffordernd an.
    „Ich habe dir doch gerade gesagt, dass …“
    „Entweder das, oder ich fahre nach Hause. Auf der Stelle. Der Bahnhof ist fünf Minuten von hier entfernt.“ Sie deutete auf ihre Reisetasche. „Ich habe alles dabei, was ich brauche.“
    Sie hatten am Morgen schon vor dem Frühstück im „Pancake House“ aus dem Motel ausgecheckt. Zu dem Zeitpunkt hatte Sina noch geglaubt, dass sie mit ihrer Mutter nach Hause fahren würde.
    „Bring mich sofort zu Les“, wiederholte sie, als Suss sich nicht rührte.
    Er murmelte etwas, das sie nicht verstand, stand jedoch auf und ging, ohne sich noch einmal nach ihr umzusehen. Sina folgte ihm. Sie war nicht sicher, ob er tun würde, was sie verlangte, oder dabei war, sie einfach stehen zu lassen.
    Tja, das werde ich ja bald genug herausfinden, dachte sie und hängte sich den Riemen der Reisetasche um die Schulter.
    Allerdings geschah das nicht ganz so bald, wie Sina gehofft hatte. Sie waren mindestens zwanzig Minuten gelaufen – und die Gegend wurde immer heruntergekommener –, als Sina plötzlich Angst bekam. „Suss?“, rief sie etwas außer Atem. „Wohin gehen wir?“
    Als er sich umdrehte, war sein Blick voller Verachtung. „Zu Les natürlich. Wie Madame befohlen hat.“ Er wiederholte das Wort, das sie nicht verstand, und jetzt erkannte sie auch warum – es war Spanisch. Zwar kannte sie als echte Kalifornierin ein paar spanische Schimpfwörter, doch dieses war nicht dabei. Wahrscheinlich ist es auch besser so, sagte sie sich.
    Hätte Suss sie kidnappen oder ihr etwas antun wollen, hätte er schon mehrmals Gelegenheit dazu gehabt, so verlassen und heruntergekommen war das Viertel, durch das sie gerade liefen. Trotzdem wünschte Sina, sie wären bald da.
    Und wieso sollte sich Les in so einem düsteren Bezirk aufhalten? Selbst wenn Mr. Selzig ihm die letzte Gage nicht ausgezahlt hatte – bestimmt konnte sich Les ein gutes Hotel in der Innenstadt leisten. Oder?
    „Hier hinein“, sagte Suss irgendwann und stieß eine Tür in einem mit Graffiti verzierten Bauzaun auf.
    „Hier?“, wiederholte Sina skeptisch.
    Hinter dem Zaun stand ein Abbruchhaus. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt worden, die ehemals prächtige Treppe zur Eingangstür war an mehreren Stellen durchgebrochen. Das Dach hatte Löcher, es war an einer Stelle völlig eingesunken. Hier wohnte garantiert schon lange niemand mehr, obwohl man erkennen konnte, dass es einmal ein schönes Haus gewesen war.
    „Hier entlang.“
    Suss steuerte nicht den Eingang an, sondern zwängte sich seitlich der Hauswand durch ein schief in den Angeln hängendes Tor, das den Vorgarten, in dem sie standen, vom privaten Garten hinter dem Haus trennte.
    Sina schluckte. War das wirklich klug? Sie hatte doch schon gemerkt, dass sie es mit einem Irren zu tun hatte. Scheußliche Bilder von jungen Mädchen mit aufgeschlitzten Kehlen blitzten vor ihrem inneren Auge auf.
    „ Davor brauchst du dich nicht zu fürchten“, fuhr Suss sie barsch an, als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Ich kann dir nichts tun.“
    Er klang, als würde er es bedauern.
    „Was machen wir dann hier?“, fragte sie forscher, als sie sich fühlte. „Ich dachte, du bringst mich zu Les.“
    Sie gingen um die Hausecke, und Suss deutete schweigend auf eine Ansammlung von alten Wohnmobilen und Zirkuswagen, die auf dem nach hinten hinaus überraschend großen Grundstück standen.
    Sina runzelte die Stirn. „Was ist das?“
    „Das sind die einzigen Leute, unter denen sich LeNormand im Moment aufhalten kann. Leute, die schon alles gesehen haben und keine Fragen stellen. Oder dachtest du, er kann im ‚Hilton‘ absteigen und die Zimmermädchen zu Tode erschrecken?“
    Ja, genau das hatte sie gedacht – was das „Hilton“ anging zumindest. „Ich verstehe das alles nicht“, sagte Sina seufzend.
    Weil er nicht antwortete, drehte sie sich zu ihm um – und erschrak. Suss stand plötzlich nicht mehr neben ihr. Er war völlig lautlos verschwunden, und Sina in der fremden und unheimlichen Umgebung auf sich gestellt.
    „Blöder Kerl“, murmelte sie. „Aber denk bloß nicht, dass du mich mit so etwas beeindrucken kannst! Ich werde Les schon finden, weit kann er ja nicht sein.“
    Entschlossen ging sie auf einen Zirkuswagen in der zweiten Reihe zu. Denn auf

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