Der Kuss des Meeres
öffnet und schließt. Sie flucht laut. Wahrscheinlich hat sie sich an einer Pfanne verbrannt. Die Morgenbrise durchströmt das, was vom Wohnzimmer übrig geblieben ist und jetzt eher wie eine offene Veranda aussieht. Emma zuckt zusammen, als sie den Schaden bei Tageslicht sieht.
» Es tut mir wirklich leid, Galen. Ich werde für das alles aufkommen. Sag Rachel, sie soll mir eine Rechnung schicken.«
Er lacht. » Was meinst du, kostet das mehr als die Arztrechnungen, die angefallen sind, weil du dich selbst bewusstlos geschlagen hast, als du vor mir wegrennen wolltest?«
Sie grinst. » Na ja, so gesehen…«
Rachel sitzt am Tisch, als sie in die Küche kommen. » Guten Morgen, meine Turteltäubchen! Für dich, mein Äffchen, habe ich gedämpften Fisch und Shrimps, und für dich, Emmaschätzchen, das prächtigste Omelett, das je gebacken wurde. Saft, Emma? Ich habe Orange oder Ananas.«
» Orange, bitte«, antwortet sie und nimmt Platz. » Und Sie brauchen uns nicht länger Turteltäubchen zu nennen. Galen hat mich gestern Nacht in das Geheimnis eingeweiht. Sie wissen ja, dass wir nicht wirklich miteinander gehen.«
» Ähm, also, Emma, ich denke, wir sollten das noch eine Weile durchziehen. Deiner Mutter zuliebe.« Galen reicht ihr ein Glas. » Sie wird nie verstehen, warum wir so viel Zeit miteinander verbringen, wenn wir nicht miteinander gehen.«
Emma runzelt die Stirn, während Rachel mit einem übergroßen Pfannenwender ein üppiges Omelett auf ihren Teller klatscht. Mit ihrer Gabel sticht Emma in den Bauch des Omeletts und spießt einen dampfenden, vor Käse triefenden Brocken Fleisch auf. » Schätze, daran habe ich nicht gedacht«, sagt sie und nimmt einen Bissen. » Ich hatte vor, ihr zu erzählen, dass wir Schluss gemacht haben.«
» Er hat recht, Emma«, ruft Rachel vom Herd herüber. » Ihr könnt nicht Schluss machen, wenn du die ganze Zeit hier bist. Sie muss glauben, dass ihr immer noch ein Paar seid. Und es ist dein Job, sie davon zu überzeugen. Jede Menge Knutscherei und so was– nur für den Fall, dass deine Mutter euch nachspioniert.«
Emma hört auf zu kauen. Galen lässt seine Gabel fallen.
» Ähm, ich glaube nicht, dass wir gleich so weit gehen müssen…«, beginnt Emma.
» Was denn? Küssen sich Teenager heute nicht mehr?« Rachel verschränkt die Arme vor der Brust und wedelt mit dem Pfannenwender im Takt ihres auf den Boden klopfenden Fußes.
» Doch, schon, aber…«
» Kein Aber. Komm schon, Schätzchen. Glaubst du etwa, deine Mom weiß nicht, was läuft und glaubt, dass du die Finger von Galen lassen könntest?«
» Wahrscheinlich nicht, aber…«
» Ich sagte, kein Aber. Seht euch beide doch mal an. Ihr sitzt nicht einmal nebeneinander! Ihr braucht etwas Übung, würde ich sagen. Galen, geh und setz dich neben Emma. Nimm ihre Hand.«
» Rachel«, sagt er kopfschüttelnd. » Das kann warten…«
» Na schön«, knirscht Emma mit zusammengebissenen Zähnen. Woraufhin sich beide zu ihr umdrehen. Immer noch stirnrunzelnd nickt sie. » Wir werden uns küssen und Händchen halten, wenn sie in der Nähe ist.«
Galen lässt seine Gabel beinahe wieder fallen. Auf keinen Fall. Emma küssen ist das Letzte, was ich gebrauchen kann. Vor allem wenn ihre Lippen diesen Rotton annehmen. » Emma, wir brauchen uns nicht zu küssen. Sie weiß doch schon, dass ich mit dir schlafen will.« Sobald die Worte heraus sind, zuckt er zusammen. Auch ohne nur den Blick zu heben, weiß er, dass das zischelnde Geräusch in der Küche von Rachel stammt, die ihren Ananassaft in die heiße Bratpfanne spuckt. » Ich meine, ich habe doch schon gesagt, dass ich mit dir schlafen will. Das heißt, ich habe ihr gesagt, dass ich mit dir schlafen will, weil sie dachte, dass ich es schon tue. Tun will. Ich meine…« Wenn ein Syrena ertrinken könnte, würde es sich genauso anfühlen.
Emma hebt die Hand. » Schon kapiert, Galen. Ist okay. Ich habe ihr das Gleiche erzählt.«
Rachel lässt sich auf den Stuhl neben Emma plumpsen und wischt sich mit einer Serviette die Saftspritzer vom Gesicht. » Du willst mir also erzählen, dass deine Mom denkt, ihr beide wollt miteinander schlafen. Aber du glaubst nicht, dass sie dann erwartet, dass ihr euch küsst.«
Emma schüttelt den Kopf und schaufelt sich eine Gabel voll Omelett in den Mund, dann spült sie mit etwas Saft nach. » Sie haben ja recht, Rachel«, stimmt sie zu. » Wir müssen uns beim Rummachen erwischen lassen oder so.«
Rachel nickt. » Das sollte
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