Der Kuss des Meeres
dass ich mir fast ein Schleudertrauma hole.
» Ups, tut mir leid«, sagt der Klecks und entpuppt sich als Toraf. Er lässt meinen Knöchel los.
» Du!«
» Natürlich ich. Wer denn sonst?«
Wir tauchen in den Nachthimmel auf. Ich sehe lauter Sterne, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie echt sind oder eine Nebenwirkung von Sauerstoffentzug. Toraf gibt ein bisschen an, indem er seinen Körper aus dem Wasser schießen lässt und mit der Spitze seiner Flosse die Wellen durchschneidet wie ein Delfin in SeaWorld. » Lass den Quatsch«, ermahne ich ihn. » Wie war ich diesmal? Gib mir die Uhr.«
» Siebenundzwanzig Minuten, neunzehn Sekunden«, sagt er und legt sie in meine ausgestreckte Hand. Schnappt nach Luft. » Woah. Was ist mit deinen Händen los?«
» Was meinst du?« Ich drehe sie hin und her und versuche, im Mondlicht etwas zu erkennen. Kein Blut, keine Schnitte, keine Kratzer. Während ich mit allen zehn Fingern wackle, sage ich: » Nichts ist los damit, siehst du?«
Seine Augen sind immer noch so weit aufgerissen, dass ich noch einmal hinsehe. Immer noch nichts. » Toraf, wenn das wieder ein Witz sein soll…«
» Emma, es ist kein Witz. Sieh dir deine Hände doch mal an! Sie sind… sie sind… runzelig!«
» Ja. Das liegt daran…«
» Auf keinen Fall. Das werde ich nicht auf meine Kappe nehmen. Das ist nicht meine Schuld.«
» Toraf…«
» Aber Galen wird einen Weg finden, mir die Verantwortung in die Schuhe zu schieben. Das tut er immer. ›Du wärst nicht gefangen worden, wenn du nicht so nah an dieses Boot herangeschwommen wärst, Kaulquappe.‹ Nein, es war natürlich nicht die Schuld des Menschen, weil er überhaupt gefischt hat…«
» Toraf.«
» Oder wie wäre es damit: ›Wenn du nicht mehr versuchen würdest, meine Schwester zu küssen, würde sie vielleicht aufhören, dir Steine an den Kopf zu schlagen.‹ Was haben meine Küsse damit zu tun, dass sie mir mit einem Stein auf den Kopf schlägt? Wenn du mich fragst, ist das eine Erziehungsfrage…«
» Toraf.«
» Oh, und das ist mein absoluter Lieblingsspruch: ›Wenn du mit einem Rotfeuerfisch spielst, wirst du gestochen.‹ Ich habe nicht mit ihm gespielt! Ich habe ihm nur geholfen, schneller zu schwimmen, indem ich seine Flossen gepackt habe…«
» TO - RAF .«
Er hört auf, im Wasser auf und ab zu gleiten, und scheint sich sogar daran zu erinnern, dass ich existiere. » Ja, Emma? Was hast du gesagt?«
Ich atme ein, als würde ich für eine halbe Stunde untertauchen. Während ich langsam wieder ausatme, antworte ich: » Niemand ist daran schuld. Meine Haut wird einfach ganz runzelig, wenn ich zu lange im Wasser bleibe. Schon immer.«
» So etwas wie Zu-lange-im-Wasser-Bleiben gibt es nicht. Nicht für Syrena. Außerdem, wenn deine Haut so runzelig wird, wirst du dich niemals tarnen können.« Er hält mir seine Hand hin und zeigt mir seine Finger, die so glatt wie die einer Statue sind. Dann taucht er die Hand unter und sie verschwindet. Getarnt. Triumphierend verschränkt er die Arme vor der Brust. Der Vorwurf ist angekommen.
» Oh, du hast recht. Ich bin nur ein Mensch mit dicker Haut, violetten Augen und harten Knochen. Und das bedeutet, dass du nach Hause gehen kannst. Richte Galen einen schönen Gruß von mir aus.«
Toraf öffnet und schließt den Mund zweimal. Beide Male scheint es, als wolle er etwas sagen, aber sein Gesichtsausdruck verrät mir, dass sein Gehirn nicht ganz mitkommt. Als sein Mund ein drittes Mal zuklappt, spritze ich ihm Wasser ins Gesicht. » Willst du etwas sagen, oder versuchst du nur, Wind aufzunehmen und davonzusegeln?«
Ein Grinsen, so breit wie der Horizont, erscheint auf seinem Gesicht. » Das gefällt ihm an dir, weißt du. Dein Temperament.«
Ja klar, sicher. Galen ist der klassische Typ A– und der Typ A hasst Klugscheißerei. Da muss man nur mal meine Mom fragen. » Nichts für ungut, aber du bist nicht gerade ein Experte, wenn es darum geht, die Gefühle anderer Leute zu beurteilen.«
» Ich bin mir nicht sicher, was du damit meinst.«
» Und weißt ganz genau, was ich meine.«
» Wenn du von Rayna sprichst, dann irrst du dich gewaltig. Sie liebt mich. Sie will es nur nicht zugeben.«
Ich verdrehe die Augen. » Natürlich. Sie spielt nur die Unnahbare, ist es so? Deshalb schlägt sie dir mit einem Stein auf den Kopf, spaltet deine Lippe und nennt dich die ganze Zeit Tintenschnaufer.«
» Was bedeutet das? Sie spielt die Unnahbare?«
» Es bedeutet, dass sie dich zappeln
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