Der Kuss des Millionaers
wusste nicht genau, worauf sie mit diesem Gespräch hinauswollte, aber er ahnte, was in Bella vorgegangen sein musste, als sie Lucinda neulich so plötzlich gegenübergestanden hatte.
„Spuck einfach aus, was du mir sagen willst. Ich bin nicht besonders gut im Raten, Lucinda.“
„Nein, genau deswegen brauchst du ja Daniel.“
„Das stimmt vielleicht, aber das verrät mir immer noch nicht, was du mir über Bella erzählen willst.“
„Als sie alles verlor, wurde sie ein anderer Mensch, Jeremy. Sie war nicht mehr das Mädchen von früher. Und um ehrlich zu sein, bin ich gar nicht so sicher, ob sie nicht nur deswegen mit dir ausgeht, weil sie irgendeine Rache plant.“
„Ich verstehe kein Wort.“
„Lucinda meint, ich war nicht mehr gesellschaftsfähig und will mich jetzt an den Leuten rächen, die mich damals im Stich ließen.“
Jeremy hatte nicht gemerkt, dass Bella zu ihnen herübergekommen war. Lucinda zuckte die Schultern und entfernte sich ein paar Schritte. Dann blieb sie jedoch stehen und warf Bella einen verächtlichen Blick zu. Es bestand eine Spannung zwischen den beiden Frauen, die sich nicht damit erklären ließ, dass sie einfach aufgehört hatten, in den gleichen Kreisen zu verkehren.
„Nun, du weißt ja, Jeremy, dass ich mich nicht mit dem Personal abgebe“, sagte Lucinda mit spitzer Stimme.
Bella erstarrte. Jeremy legte beschützend den Arm um ihre Schultern und zog sie fest an sich. Sie legte die Hand auf seine Brust, und er spürte das Zittern ihres Körpers.
„Bella gehört nicht zum Personal. Und außerdem, was sind das für diskriminierende Sprüche, Lucinda? Wir leben nicht mehr im neunzehnten Jahrhundert.“
Lucinda lächelte spöttisch. „Wie interessant. Ein Mann verteidigt eine Frau nur, wenn sie seine … Ja, was ist Bella eigentlich genau für dich, Jeremy?“
Bella sah Lucinda so durchdringend an, als würde sie sie am liebsten ohrfeigen. „Das geht dich nichts an“, sagte sie mit leiser Stimme.
Jeremy hatte das Gefühl, dass sehr viel mehr geschehen sein musste zwischen den beiden Frauen, als er wusste. Und obwohl er neugierig war, wurde ihm klar, dass er dem Ganzen ein Ende bereiten musste.
„Wir müssen zum Tisch zurück. Wir sind gekommen, um ein Geschäft abzuschließen, falls du dich erinnerst.“
„Natürlich“, sagte Lucinda und ging erhobenen Hauptes zurück zu ihrem Platz.
Jeremy reichte Bella ihren Whisky. „Möchtest du darüber reden?“
Sie schüttelte den Kopf.
Er konnte den gequälten Ausdruck in ihren Augen nicht ertragen und wollte alles tun, was in seiner Macht lag, um Bellas Schmerz zu lindern. „Bella …“
„Lass es gut sein, Jeremy. Ich bin nicht deine Freundin. Ich bin nur eine Frau, die sich verpflichtet hat, sechs Monate lang deine Geliebte zu sein. Du schuldest mir nicht so viel Aufmerksamkeit.“
Ihre Worte trafen ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Ein Zeichen, dass er ihr nicht erlauben durfte, zu wichtig für ihn zu werden.
„Stimmt. Du hast völlig recht.“
Sie sprachen nicht auf der Fahrt zu ihm nach Hause, und Bella war sehr froh darüber. Sie wusste nicht, wie sie ihre dumme Bemerkung wiedergutmachen sollte. Wieder hatte sie Lucinda erlaubt, sie aus der Reserve zu locken und eine Beziehung zu gefährden, die Bella immer mehr bedeutete.
Sie musste sich bei Jeremy entschuldigen. Die Spannung zwischen ihnen musste verschwinden, bevor sie miteinander schliefen. Und Bella war vollkommen sicher, dass Jeremy den heutigen Abend für ihre erste gemeinsame Nacht ausgewählt hatte. Selbst wenn er es nur tun würde, um ihr zu beweisen, dass sie wirklich nicht mehr war als seine Geliebte.
Sie schluckte mühsam und suchte nach den richtigen Worten. Ein „Tut mir leid“ war nicht angemessen. Denn Jeremy müsste dann zugeben, dass sie vorhin seine Gefühle verletzt hatte. Sie war nicht sicher, ob er sich so eine Blöße geben würde.
Sobald sie sein Haus betraten, wuchs Bellas Nervosität, und das nicht nur wegen der ausstehenden Entschuldigung. Dabei gab es für ihre Anspannung eigentlich gar keinen Grund. Sie sehnte sich nach Jeremy. Sie spürte immer noch seinen Kuss auf den Lippen.
„Jeremy?“
„Ja.“ Er warf den Schlüssel auf einen Tisch im Eingangsbereich des Hauses, drehte sich jedoch nicht zu ihr um.
„Ich …“ Bella brachte es einfach nicht über sich, über Lucinda und das böse Blut zwischen ihnen zu reden. Lucinda hatte sich zwar unmöglich benommen, aber Bella war klar, dass sie auch nicht gerade
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