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Der Kuss des Morgenlichts

Der Kuss des Morgenlichts

Titel: Der Kuss des Morgenlichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Cohn
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mal, was für eine lustige Mütze der Mann trägt!« Ich wollte amüsiert klingen, obwohl mir diese Mütze – Teil einer dunklen Uniform – in dieser ländlichen Gegend doch auch sehr befremdlich erschien. Noch mehr aber irritierte mich die Kleidung des Mannes, der schließlich ausstieg und langsam auf uns zuging. Trotz der warmen Temperatur trug er einen knielangen Mantel, der ebenso schwarz war wie seine elegante Hose, sein glänzendes Seidenhemd und seine Schuhe. Der Chauffeur schloss hinter ihm die Tür und blieb steif neben dem Auto stehen. Er ignorierte Aurora und mich weiterhin, während der schwarzgekleidete Mann uns anlächelte.
    Ich ahnte, wer er war, noch ehe er sich vorstellte. Josephines Worte kamen mir in den Sinn. Als kauzig und unnahbar hatte sie Caspar von Kranichstein bezeichnet, doch nun, als er vor mir stand, empfand ich diese Beschreibung als nicht ganz passend.
    Sein Lächeln wirkte überaus freundlich, seine Schritte nicht etwa steif, sondern leicht und federnd, seine aufrechte Haltung weltmännisch. Unter einem kauzigen Menschen stellte ich mir einen verschrobenen, wortkargen, scheuen vor – doch als Caspar von Kranichstein zu reden anfing, klang er äußerst liebenswürdig.
    »Ich bin gerade auf dem Rückweg von Bad Ischl, und da dachte ich mir, ich mache einen kleinen Umweg und nutze die Gelegenheit, um mich bei Ihnen vorzustellen. Schließlich sind wir ja so etwas wie Nachbarn, nicht wahr?«
    Er sprach bedächtig; obwohl seine Stimme nicht besonders laut war, klang sie unangenehm in meinen Ohren, so, als würden zwei Metallplättchen aufeinanderschlagen.
    Wenige Schritte vor dem Gartentor blieb er stehen, doch anstatt es zu öffnen und ihm entgegenzugehen, wich ich unwillkürlich zurück. Kauzig und menschenscheu war er nicht – aber aus der Nähe betrachtet wirkte er dennoch ziemlich seltsam.
    Die Gestalt unter dem dunklen Mantel war ungewöhnlich schlank; seine schmalen und langen Finger ließen mich an eine Spinne denken. Die bleiche Haut seines Gesichts wirkte so fahl, als wäre sie in Wahrheit eine wächserne Maske, die man nur notdürftig auf die eigentlichen Züge geklebt hatte und die an manchen Stellen – an den Wangen und am schlaffen Kinn – etwas verrutscht war. Am meisten verstörten mich die Augen. Sie waren so schwarz, dass sich Pupille und Iris kaum unterscheiden ließen. Als ich seinen Blick erwiderte, hatte ich das Gefühl in einen dunklen Spiegel zu starren. Seine schwarzen Haare hatte er mit Gel zurückgekämmt, so dass sie wie ein Helm um den Kopf lagen.
    Als er sah, wie ich einen weiteren Schritt zurück machte, verstärkte sich zwar sein Lächeln, aber es wirkte nun nicht länger freundlich, sondern spöttisch.
    »Caspar von Kranichstein ist mein Name«, fuhr er mit dieser metallischen Stimme fort. »Aber das wissen Sie wahrscheinlich schon. Wir leben ja mehr oder weniger in einem Dorf – da ist Gerede üblich.«
    Ich nickte und fühlte mich immer unbehaglicher.
    »Sophie Richter«, stellte ich mich dennoch schnell vor. »Ich habe das Haus von meinem verstorbenen Vater geerbt.«
    Sein Lächeln wurde wieder etwas wärmer. »Ich weiß, ich habe mich mehrmals mit ihm unterhalten. Genau genommen hat das Haus früher einmal mir gehört.«
    »Oh«, entfuhr es mir. »Das wusste ich nicht.«
    »Ich habe es allerdings nie genutzt. Es waren so viele Sanierungs- und Renovierungsarbeiten fällig – aber das wissen Sie sicherlich. Also habe ich schließlich entschieden, es zu verkaufen. Ich denke, wenn Sie bereit sind, etwas Geld hineinzustecken, dann können Sie ein richtiges Schmuckstück daraus machen.«
    Während er sprach, war sein dunkler Blick starr auf mich gerichtet geblieben. Kein einziges Mal blinzelte er auch nur in Auroras Richtung; er schien sie gar nicht bemerkt zu haben. Ich spürte, dass sie sich noch enger an mich presste. Beruhigend legte ich ihr beide Hände auf die Schultern, während ich meinen Blick nicht von Caspar von Kranichstein abwenden konnte. Das bleiche Gesicht, die dunklen Augen und die metallische Stimme waren abstoßend, die Frisur lächerlich unmodern und die schwarze Kleidung übertrieben elegant, und doch verströmte er eine unglaubliche Präsenz. Er gehörte zu jenen Menschen, die man spürt, sobald sie den Raum betreten, und die für allgemeines Verstummen sorgen, auch wenn sie selbst nichts sagen. Kein Wunder, dass er so leise sprach. Wahrscheinlich hatte er seine Stimme nie erheben müssen, um Aufmerksamkeit zu erringen.
    Ich

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