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Der Kuss des Satyrs

Der Kuss des Satyrs

Titel: Der Kuss des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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sie ihn in einem so intimen Augenblick beobachtet hatte. Schlecht, dass sie über die abscheuliche Fähigkeit dazu verfügte.
    »Ist mir Vergnügen, Euch sagen, dass Zukunft wird werden gut«, sagte sie hastig. »Und bald Ihr werdet haben Braut. Eine mit schöne, blaue Augen.«
    Da – das sollte seiner Begleiterin gefallen.
    Lächelnd wandte sie sich an Signorina Rossini und gab vor, jetzt erst zu erkennen, mit wem sie es zu tun hatte. »Wegen junge Dame – ich schon gesagt voraus ihre Zukunft. Haben ihr gesagt, sie wird treffen schöne, dunkel Mann.«
    Bei diesen Worten wandte sie sich wieder an Nick. Sie wich seinem Blick aus und betrachtete stattdessen sein Kinn. Ein blau-schwarzer Bartschatten hatte sich bereits über seine Wangen ausgebreitet, obwohl es noch früh am Abend war. Aus irgendeinem Grund versetzte sie dieses kleine Anzeichen seiner Männlichkeit in große Erregung.
    »Ihr scheint auf Beschreibung zu passen, Herr. Ich Euch jetzt werden verlassen.«
    Sie sammelte die Utensilien ihrer Handlesekunst in dem Schal und verknotete locker seine Enden. Dann presste sie das entstandene Bündel an sich und stand auf, aber der muskulöse Gott erhob sich ebenfalls. War er nur höflich, oder wollte er ihr den Ausgang versperren? Sie war bereits genügend Männern auf Tivolis Straßen entwischt, dass sie deren frechen Händen überdrüssig war.
    Entschlossen machte sie einen Schritt auf ihn zu und blieb eine Armeslänge vor seinem eindrucksvollen Brustkorb stehen. Himmel, war er groß! Die Vision von ihm, nackt und seiner körperlichen Befriedigung nachgehend, blitzte in ihren Gedanken auf, und fast hätte sie vor lauter Verzweiflung gestöhnt.
    »Ich mich beeilen. Die, äh, die Geister, sie rufen mir«, erzählte sie den Zehenspitzen seiner Stiefel. Sie waren mitternachtsblau, fast schwarz. Ein Muster war in sie eingraviert: Weinreben umrankten irgendeine mythologische Figur. Wie merkwürdig!
    Sie fühlte, wie er über ihren Kopf hinweglächelte. Er wollte mit ihr spielen, nicht wahr? Obwohl aus den Augen, die sie zu ihm hob, kleine grüne Pfeile schossen, war ihre Stimme erstaunlich gefasst. »Macht bitte Platz, Signore.«
    »Signore Satyr«, sagte seine Begleiterin unsicher.
    Beim Klang ihrer Stimme schien er wieder zu sich zu kommen. Er trat beiseite und teilte den Vorhang an Eingang des Zelts.
     
    Irgendetwas ließ Nick keine Ruhe, als die gebeugte Gestalt der Zigeunerin unter seinem Arm hindurch nach draußen schlüpfte, aber er konnte es nicht richtig fassen.
    Er starrte ihr hinterher. Nur ungern ließ er ein Puzzle ungelöst. »Merkwürdig.«
    »Nun ja, sie ist schließlich eine Wahrsagerin«, erinnerte ihn Signorina Rossini.
    Ja, sie hatte recht. Er schüttelte das Gefühl ab, dass irgendetwas nicht ganz so war, wie es sein sollte, und wandte sich wieder seiner Gefährtin zu. Es gab Wichtigeres, worum er sich kümmern musste.
    Er erwog kurz, noch länger mit ihr im Innern des Zelts zu bleiben. Ihr Bruder würde diese Indiskretion zweifellos sofort an seine Eltern weitertragen, was sehr wahrscheinlich hilfreich wäre, damit sie einer raschen Heirat zustimmten.
    Doch stattdessen teilte er den Vorhang und begleitete sie hinaus. Er war sich nicht sicher, warum er es getan hatte, wo doch das genaue Gegenteil ihm eher zum Vorteil gereicht hätte, und versuchte, sie in eine Unterhaltung etwas abseits von ihren Bekannten zu ziehen.
    Ihr eine Frage hinsichtlich eines geplanten Balls zu stellen reichte, um ihr Interesse zu wecken. Da sie zu jenen jungen Damen gehörte, die sich auch mit nur geringer Aufmerksamkeit ihres Gegenübers stundenlang über unwichtige Dinge auslassen konnten, bedurfte es nur eines kleinen Teils seiner Konzentration, um das Gespräch aufrechtzuhalten. Ein anderer Teil seines Verstands beschäftigte sich mit dem, was im Innern des Zelts passiert war.
    Einen kurzen Augenblick später musste er feststellen, dass er einen Großteil dessen, was Signorina Rossini gesagt hatte, verpasst hatte. Er schaute zu ihr hinab und erkannte, was er hauptsächlich für sie empfand: Langeweile.
    Noch schlimmer war, dass sich der Feenduft, der sie eben eingehüllt hatte, dramatisch abschwächte. Tatsächlich war er so gut wie verschwunden. Er trat einen Schritt zurück. Verdammt! Sie war es überhaupt nicht! Wenn er auch nur eine Minute länger an ihrer Seite blieb, würde die Gesellschaft ihn mit ihr verloben, ganz egal, ob er es wollte oder nicht. Seine Gedanken überschlugen sich. Er zog sie mitten unter

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