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Der Kuss des Satyrs

Der Kuss des Satyrs

Titel: Der Kuss des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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ihre Freunde, die sich schnell wieder um sie scharten.
    Die Zigeunerin. Sie musste es sein!
    Aber König Feydon hatte angegeben, er habe eine hochangesehene Dame geschwängert, keine Zigeunerin. War es dem Mädchen so schlecht ergangen?
    Er hob das Kinn und witterte in den Wind. Da war es. Es war nur noch ein Hauch – das geringste Anzeichen von Feenzauber.
    Mit zusammengekniffenen Augen suchte er die Landschaft ab, bis er an dem Eingang am Nordende des Gartens angelangt war. Dort! Der gläserne Bogen über dem Weg. Durch diese Tür war die Wahrsagerin eben geflohen, und mit ihr hatte sich der Feenduft verflüchtigt.
    Abrupt entschuldigte er sich bei Signorina Rossini und den anderen Gästen. Er ignorierte das von allen geäußerte Bedauern über seinen überraschenden Rückzug, doch Entschlossenheit lag in seinem Blick, und er nahm erneut die Fährte auf.
    Außerhalb der Gartenpforte schritt er über weite Rasenflächen und kam dabei an dem einen oder anderen Brunnen oder Teich vorbei. Danach, als die Grünanlage sich in eine gepflasterte Durchgangsstraße verwandelte, schlug er instinktiv den Weg zum Teverone ein.
    Er erblickte die Wahrsagerin ein gutes Stück vor sich, wie sie über die großen, unregelmäßigen Pflastersteine eilte. Sie war allein unterwegs, das törichte Ding. Es war zwar eine vornehme Gegend, aber dennoch könnte sie in den Kehren und Wendungen der schmalen Gasse rasch in Schwierigkeiten geraten.
    Hin und wieder verlor er sie aus dem Blick, denn sie hatte einen Vorsprung von nahezu fünfzig Metern. Aber seine Schritte waren länger als ihre, und langsam holte er auf.
    Dann und wann drehte sie sich um, als spürte sie seine Anwesenheit hinter sich. Er blieb im Schatten und versteckte sich.
    Nach einigen Straßenzügen sah er, wie sie das schmiedeeiserne Tor eines in Privatbesitz befindlichen Stadthauses durchschritt. Von einer Gasse auf der anderen Straßenseite betrachtete er das Gebäude. Es war gut instand gehalten und luxuriös, wenn auch nicht protzig. Gehörte es ihrer Familie, oder war sie dort nur zu Besuch? Gehörte sie zum Personal? War sie eventuell bereits verheiratet? Würden sich ihre Verwandten als schwierig erweisen?
    So viele Fragen, und auf keine würde er in dieser Nacht eine Antwort bekommen.
    In der Anderwelt wählten sich Satyre ihre Gefährtinnen auf direkterem Weg, als es unter Menschen üblich war. Leider bedeutete das, dass er nicht einfach hineingehen und sie noch heute Nacht mitnehmen konnte. Glücklicherweise verfügte er über geradezu unendliche Geduld, wenn es nötig war. Morgen würde er seinen Anwalt aufsuchen und Erkundigungen über ihre Familie einziehen. Ihre finanziellen Verhältnisse und ihre soziale Stellung würden den Ausschlag dafür geben, wie er weiter vorzugehen hatte.
    Kurz dachte er über die Gefahr nach, in der sie laut König Feydon schwebte. Das Haus, in dem sie verschwunden war, sah unverdächtig aus, so wie Dutzende andere, an denen er vorbeigekommen war, und doch hatte er bereits mehr als flüchtige Bekanntschaft damit gemacht, welche Geheimnisse gewöhnliche Steinmauern hüten konnten.
    Das Rattern von Kutschenrädern erregte seine Aufmerksamkeit. Ein stämmiger Mann saß in der offenen Kutsche, die an ihm vorbeifuhr. Er hatte die Augen geschlossen, auf seinem Gesicht lag der Ausdruck angespannter Verzückung.
    Als das Gefährt durch ein Schlagloch rumpelte, löste sich der erstaunt dreinblickende Kopf einer Frau aus seinem Schoß. Ihr Haar war unordentlich und ihre Lippen feucht. Für einen kurzen Augenblick kreuzten sich ihre und Nicks Blicke. Schamlos beäugte sie die Schwellung in seiner Hose und zwinkerte ihm zu.
    Eine Hure, noch dazu eine sehr attraktive. Er lächelte voller Bewunderung, und sie lächelte zurück. Dann beugte sie sich wieder resignierend über den Schoß des Signore, und die Kutsche ratterte außer Sichtweite.
    Nick hatte keinen Grund mehr, länger zu verweilen. Er ging zurück in den Garten der Villa d’Este und ließ seine Privatkutsche vorfahren. Er konnte seine körperlichen Bedürfnisse nicht länger leugnen.
    Am Himmel hatten sich Wolken gebildet, ballten sich zusammen und verdunkelten die Sterne, aber das kräftige Ziehen in seinen Lenden sagte ihm, dass der Mond bald voll war. Es war eine gefährliche Zeit für einen seines Schlags, um so lange ohne eine Frau zu sein.
    In drei Tagen war Vollmond. Wenn die Kugel voll und rund am Nachthimmel hing, würde sich seine Leidenschaft Bahn brechen. Es war absolut

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