Der Kuss des Satyrs
machte sich nicht die Mühe, ihn darauf hinzuweisen, dass sie kaum gleichzeitig schreien und in Ohnmacht fallen konnte. Stattdessen fragte sie spitz: »Versucht Ihr gerade, mir Angst einzujagen?«
»Nein. Ich will Euch nur warnen, dass Ihr Euch eine geradezu ungeheuerliche Aufgabe vorgenommen habt. Viele meiner Anforderungen werden Euch sicher schockieren.« Er ließ den Blick an ihr hinabgleiten. »Oder Euren Körper.«
»Vielleicht könntet Ihr eine Aufstellung Eurer Wünsche machen und ich könnte sie einen nach dem anderen prüfen«, schlug sie vor. »Dann könnten wir uns im Vorhinein darauf verständigen.«
Er sah amüsiert aus. »Das denke ich nicht.«
Ihr kam eine Idee. »Darf ich …? Darf eine Mätresse es ablehnen, eine bestimmte Forderung ihres …«
»… ihres Liebhabers zu erfüllen?«, half er ihr aus. »Ich kann dazu nur sagen, dass noch keine meiner Mätressen sich geweigert hat, etwas zu tun, was ich von ihr verlangte. Wenn sie aber eine bestimmte Handlung als schmerzhaft empfinden würde und keine Lust dabei empfände, dann würde ich das sicherlich wissen wollen.«
»Und wenn sie Euch darüber informiert, dass sie derartige Probleme hätte?«, fragte Jane.
»Ich würde versuchen, den fraglichen Akt für sie angenehmer zu gestalten«, sagte er.
»Und wenn Ihr das nicht könntet und sie Euren Vorschlag rundheraus ablehnt? Würdet Ihr Euch dann einer entgegenkommenderen Mätresse zuwenden?«, fragte sie.
»Wie ich bereits sagte: Etwas Derartiges ist mir bisher noch nie passiert«, sagte er ausweichend.
»Und doch erscheint es mir ausgesprochen logisch, Eure Launen im Voraus zu besprechen«, fuhr sie fort. »So könnte ich Euch auf Dinge, die mir nicht gefallen, hinweisen und uns zukünftige Peinlichkeiten ersparen.«
Er gluckste. »Ich verspreche, ich werde mich für nichts schämen, was wir miteinander in sexueller Hinsicht tun werden. Und ich schlage vor, dass Ihr keine meiner ›Launen‹ im Vorhinein ablehnt. Einige mögen Euch am Anfang nicht zusagen, aber mit etwas Erfahrung und Übung werden sie Euch dann gefallen.«
»Ich verstehe.« Sie öffnete den Mund und wollte ihre Befragung fortsetzen, aber mit einer abrupten Handbewegung schnitt er ihr das Wort ab. Die Diskussion strapazierte seine Geduld über alle Maßen und machte den Druck in seiner Hose unerträglich.
»Genug geredet. Sagt mir jetzt: Wie habt Ihr entschieden? Sollen wir fortfahren?«
Zweifel überkamen sie. In Gedanken spielte sie verschiedene Möglichkeiten durch, aber sie fand keinen anderen Weg zu seinem Herzen, als sich als seine Mätresse auszugeben. Und sie war neugierig.
Atemlos antwortete sie: »Ja.«
Er musterte sie abschätzend, dann verschleierte sich mit einem Mal sein Blick. Obwohl er sich nicht bewegt hatte, erschien ihr plötzlich der Schwung seiner Lippen sinnlicher und seine ganze Gestalt unwiderstehlich.
»Dann wollen wir mal sehen, wie sehr du dahinterstehst«, murmelte er.
Sie war so verzaubert von der erstaunlichen Veränderung, die er durchgemacht hatte, dass sie seine nächsten Worte nicht sofort verstand.
»Ihr tragt englische Unterwäsche, nicht wahr? Ein Höschen? Ich will, dass Ihr es auszieht«, verlangte er mit sanfter Stimme.
»Bitte?«, fragte sie, unsicher, ob sie ihn richtig verstanden hatte. Woher wusste er, dass sie ein Höschen anhatte? Die meisten Frauen trugen keines, aber ihre Mutter war sehr sittsam gewesen und hatte ihr und Emma beigebracht, es zu tun.
»Zieh es aus, Jane, und gib es mir.«
»Jetzt?«, fragte sie mit aufkeimendem Entsetzen.
»Wirfst du schon so früh die Flinte ins Korn?«, neckte er sie.
»Nein – aber ich dachte nicht –«
Sein Gesichtsausdruck wurde distanziert, und er wandte seinen dunklen Schopf von ihr ab. Er drückte eine Lamelle der Jalousie am Kutschenfenster nach unten und schaute gelangweilt hinaus, als wäre ihm ihre Entscheidung egal.
Sie erkannte, dass er erwartete, dass sie zauderte und von dem gesteckten Ziel abwich. Darüber hinaus würde er es akzeptieren, ohne ein Wort dazu zu sagen. Er würde weiterhin sowohl sie als auch seine Mätressen aufsuchen, und nichts würde sich zwischen ihnen ändern.
Seine Bitte war nicht wirklich so schrecklich, hielt sie sich verzweifelt vor. Ihr Blick wanderte durch die Kutsche und suchte irrsinnigerweise nach einem Paravent, hinter dem sie sich entkleiden konnte. Wie weit war es noch bis zu den Cascardis? Wenn sie nun nicht genügend Zeit hatte, ihre Unterhose ganz auszuziehen? Wenn die
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