Der Kuss des schwarzen Falters: Erotischer Roman (German Edition)
gleich hier um die Ecke, sagte die fremde Frau und reichte Xenia ihre winzige Hand. »Mein Name ist Amanda. Sie können bei mir übernachten, und morgen früh sehen wir weiter.«
Bevor Xenia etwas erwidern konnte, gab Amanda ihr den Schirm, den sie trotz des Regens nicht aufgeklappt hatte. »Stützen Sie sich darauf, dann können Sie mit Ihrer Fußverletzung besser laufen.«
Xenia fragte sich nur ganz kurz, woher die Fremde wohl ihren Namen kannte. Dann folgte sie ihrer Retterin. Ihr blieb ohnehin keine andere Wahl.
2. Kapitel
Obwohl sie in Amandas Wohnung mehr als fünfzehn Stunden wie eine Tote geschlafen hatte, fühlte Xenia sich immer noch vollkommen erschöpft, als sie am nächsten Nachmittag am anderen Ende der Stadt aus dem Taxi stieg.
»Hier ist es.« Amanda zeigte auf ein kleines Haus in einem großen, verwilderten Garten. »Hier können Sie erst einmal wohnen.«
Während das Taxi im trüben Licht des Februartags verschwand, stieß Amanda die Pforte in einem windschiefen Zaun auf, dessen ursprünglich grüner Anstrich fast ganz abgeblättert war. Als wollte es sich über die Eindringlinge beschweren, quietschte das Törchen schrill in seinen Angeln.
Jeder Schritt fiel Xenia unendlich schwer, als würde sie sich unter Wasser bewegen. Noch schwieriger erschien es ihr, einen klaren Gedanken zu fassen.
Wäre Amanda nicht gewesen, hätte sie nicht gewusst, was sie tun sollte. Ohne Kleidung, ohne Geld, ohne Ausweis und ohne Handy wäre ihr nichts anderes übrig geblieben, als zu Markus zurückzukehren.
Während Xenia in ihrem Gästezimmer schlief, hatte Amanda sich um alles Nötige gekümmert. Und nun brachte sie sie sogar an einen Ort, wo sie vorübergehend bleiben konnte, bis sie wusste, wie es weitergehen sollte.
Zögernd ging Xenia auf das kleine Haus zu, das wie schutzsuchend neben einer hohen Tanne kauerte.
»Hier.« Vor der Haustür drückte Amanda ihr einen rostigen Schlüssel in die Hand, der ganz offensichtlich nicht zu einem modernen Sicherheitsschloss gehörte. »Kümmern Sie sich um den Kater. Er heißt Ruprecht. Ansonsten fühlen Sie sich einfach wie zu Hause. Ihre Sachen stehen in der Diele.«
»Aber …« Krampfhaft versuchte Xenia, einen der Gedanken festzuhalten, die ihr wie geisterhafte Schatten durch den Kopf huschten. Doch sie fand nicht die richtigen Worte, um eine der Fragen auszusprechen, die sie bedrängten.
»Kommen Sie nicht mit hinein?«, erkundigte sie sich schließlich nur.
Amanda schüttelte den Kopf und lächelte sie aufmunternd an. »Sie finden sich schon zurecht. Alles wird gut, glauben Sie mir.«
Damit drehte sie sich um und ging zurück zur Pforte, die lautlos aufschwang und sich ebenso unhörbar wieder hinter ihr schloss.
»Aber …«, stieß Xenia erneut hervor und starrte in das schwindende Licht des Nachmittags. Für eine so alte Frau entfernte sich Amanda erstaunlich schnell. Schon nach wenigen Metern war sie in der diesigen Luft nur noch als schemenhafte Gestalt zu erkennen.
»Ich weiß gar nicht, wie ich Sie erreichen kann«, flüsterte Xenia.
Es war ein unglaublicher Glücksfall, dass eine von Amandas Bekannten unerwartet für längere Zeit hatte verreisen müssen. Sie hatte Amanda gebeten, jemanden zu suchen, der während ihrer Abwesenheit in ihrem Haus lebte, sich um den Kater und die Zimmerpflanzen kümmerte und regelmäßig heizte und lüftete. Diese Aufgabe hatte Amanda nun Xenia zugedacht, und das bedeutete, dass sie für die nächsten Wochen ein Dach über dem Kopf hatte.
Entschlossen wandte Xenia sich der Haustür zu. Der Schlüssel glitt problemlos ins Schlüsselloch, ließ sich aber nicht umdrehen. Sie ruckelte an der Tür, zog sie zu sich heran, drückte dagegen, nichts half. Schließlich lehnte sie sich mit dem Rücken an das glatte Holz und ließ sich daran nach unten gleiten, bis sie schließlich auf der kleinen Stufe vor dem Eingang hockte.
»Und jetzt, Amanda? Was soll ich jetzt tun?« Erschöpft legte sie die Stirn auf die angezogenen Knie und versuchte, nachzudenken. Da drinnen waren all ihre Sachen.
Als sie gegen Mittag erwacht war, hatte Amanda ihr erklärt, sie sei mit einem Taxi zu Markus’ Haus gefahren. Dort habe sie Xenias persönliche Besitztümer abgeholt und sie in das Häuschen einer verreisten Freundin geschafft, wo sie fürs Erste unterkommen könne.
Amanda hatte jedoch vergessen, Xenia etwas von ihren Sachen zum Anziehen mitzubringen. Deshalb suchte sie aus ihrem wuchtigen Kleiderschrank ein Kleid heraus und
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