Der Kuss des schwarzen Falters: Erotischer Roman (German Edition)
einzelnen Mannes, Markus’ Schritte. Die anderen Clubmitglieder waren wohl zurückgeblieben.
Dann legte er ihr von hinten die Hand auf die Schulter und riss sie herum. »Was erlaubst du dir? Du hast mich vollkommen lächerlich gemacht«, schrie er ihr ins Gesicht, und sein heißer Atem strich über ihre Wange. »Ich habe meinen Freunden eine aufregende Vorführung versprochen, und du läufst wie ein albernes kleines Mädchen davon.« Im Licht einer in der Nähe stehenden Straßenlaterne funkelte er sie drohend an.
Xenia versuchte, seinen Blick zu erwidern, ohne zu blinzeln, während ihr die Angst ihre eisigen Finger um die Kehle legte.
»Du kommst jetzt mit zurück in den Club«, befahl Markus mit gefährlich ruhiger Stimme. Dann entriss er ihr mit einem Ruck den Leinenstoff, den sie immer noch vor der Brust umklammerte.
Instinktiv wollte sie ihren Körper mit den Armen umschlingen, aber dann ließ sie sie hängen und sah ihm trotzig in die Augen. Jetzt wäre endlich Gelegenheit gewesen, die Bänder aufzuknoten, mit denen der Knebel befestigt war. Doch sie musste sich auf Markus konzentrieren.
»Los jetzt!« Er griff nach ihrem Handgelenk.
»Halt, junger Mann!« Die alte Frau war ganz plötzlich da. Sie war sehr klein und wirkte, als könnte der nächste Windstoß sie fortwehen. Aber sie schob energisch das Kinn vor, während sie Markus von unten direkt in die Augen sah. In ihrem langen, schwarzen Mantel, mit dem im Nacken zu einem Knoten geschlungenen Haar und dem schwarzen Regenschirm sah sie aus wie eine in die Jahre gekommene Mary Poppins.
»Mischen Sie sich nicht ein! Das hier geht Sie nichts an.« Starr erwiderte Markus den Blick der alten Frau.
»Ich denke, doch«, erwiderte sie mit erstaunlicher Gelassenheit. Gleichzeitig schlüpfte sie aus ihrem dunklen Wollmantel und reichte ihn mit einem freundlichen Lächeln der überraschten Xenia.
»Nehmen Sie ihr das Ding da aus dem Mund, und dann machen Sie, dass Sie wegkommen! Ich kümmere mich um Xenia«, sagte die Frau in scharfem Ton.
Besorgt ließ Xenia ihren Blick zwischen Markus und der winzigen alten Frau hin und her wandern. Er würde sich auf keinen Fall von einer Greisin in die Flucht jagen lassen.
Xenia schüttelte heftig den Kopf und stieß einen flehenden Laut aus, um der Fremden klarzumachen, dass es besser sein würde, wenn sie weiterging. Mit den Fingern einer Hand versuchte sie, das Band zu lösen, welches an ihrem Hinterkopf den Knebel hielt, während sie mit der anderen Hand den Mantel gegen ihren Körper presste.
»O doch, mein Kind, Sie brauchen jemanden, der sich für Sie einsetzt«, erklärte die Frau, als hätte sie Xenias Gedanken gelesen. »Ab und zu brauchen wir alle einen solchen Menschen.«
Xenia bemerkte das gefährliche Glitzern in Markus’ Augen und schob ihre Hände durch die Ärmel des dunklen Mantels. Erstaunlicherweise hingen sie ihr bis auf die Fingerspitzen, obwohl seine Besitzerin so klein war. Anschließend versuchte sie mit beiden Händen, die Bänder an ihrem Hinterkopf aufzuknoten.
»Helfen Sie ihr!«, befahl die Frau und schlug Markus mit dem Griff ihres Schirms auf den Arm.
»Au!«, machte er wie ein kleiner Junge, und zu Xenias Überraschung gehorchte er der fremden Frau.
Endlich konnte Xenia den Holzstab ausspucken. Sie öffnete den Mund, um die Frau zu bitten, nun besser zu gehen, doch dazu kam sie nicht.
»Und jetzt verschwinden Sie!«, befahl die Fremde Markus. Dabei deutete sie mit ausgestrecktem Arm die Straße hinunter. Diese Geste hätte bei einer Frau ihrer Statur lächerlich wirken können. So war es aber nicht.
Als wollte der Himmel den Worten der grauhaarigen Mary Poppins Nachdruck verleihen, donnerte es in diesem Moment, und gleich darauf begann es heftig zu regnen.
Zu Xenias Erstaunen drehte Markus sich ohne ein Wort um und ging in Richtung Club davon. Erst als er um die Straßenecke verschwunden war, löste sie sich aus ihrer Erstarrung, hob die Hand und strich sich die klatschnassen Haare aus der Stirn.
»Vielen Dank«, murmelte sie und schaute zu der unbekannten Frau, die neben ihr stand und sie aufmerksam betrachtete. Es schien die Fremde überhaupt nicht zu stören, dass es wie aus Kübeln schüttete.
»Ich werde dann lieber …« Xenia stockte, als ihr klar wurde, dass sie nicht wusste, wohin. Auf keinen Fall wollte sie zurück in Markus’ Villa. Doch außer ihm kannte sie in Hamburg niemanden, und sie hatte weder Geld noch ihr Handy bei sich.
»Kommen Sie mit, Xenia. Ich wohne
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