Der Kuss des Verfemten
ließ. Sie atmete tief durch, und ein unterdrücktes Schluchzen schüttelte ihre Schultern.
»Na, na, so schlimm ist es doch auch wieder nicht«, tröstete er sie und legte seinen Arm freundschaftlich um ihre Schulter.
»Ich weiß«, schniefte sie und wandte den Blick ab. »Es ist nur … ich muss dringend zum Herzog.«
»Wenn es weiter nichts ist«, sagte de Cazeville. »Da haben wir den gleichen Weg. Mein Pferd ist jung und stark. Ich nehme Euch mit.«
Konstanze blickte erstaunt auf. »Ihr meint, ich soll mit Euch …«
De Cazeville lachte, und seine schwarzen Augen blitzten belustigt. »Ich weiß, dass es sich nicht schickt, mit einem wildfremden Mann auf einem Pferd zu reiten. Aber wenn Ihr es eilig habt … Und ich stehe in Eurer Schuld …« Er ließ den Satz zwischen ihnen stehen.
Konstanze seufzte leise auf. »Ich bin nur ein einfaches Bauernmädchen«, sagte sie leise. »Aber ich würde Euer Angebot gern annehmen.«
De Cazeville nickte zufrieden und schwang sich auf sein Pferd. Er rückte etwas nach hinten und hob Konstanze vor sich auf den Sattel. In gemütlichem Schritttempo zuckelte das Pferd weiter.
Das gleichförmige Wiegen des Pferderückens ermüdete die ohnehin erschöpfte Konstanze. Nach wenigen Meilen schlief sie ein, ihren Kopf an de Cazevilles Schulter gelehnt. Sie bemerkte nicht, wie der Reiter sein Pferd von der Straße herunterlenkte und einen schmalen Seitenpfad einschlug, der zum Wald führte.
*
Tiefe Dunkelheit lag über dem Wald, nur der gelbe Schein eines Feuers durchbrach die Schwärze der Nacht. Es war der intensive Duft nach gebratenem Fleisch, der in Konstanzes Nase stieg, dass sie erwachte. Erschrocken und verwundert blickte sie sich um. Ihre Augen fielen auf den fremden Mann, der neben ihr hockte und in einem kleinen Krug Tee aufbrühte.
Er wandte ihr sein Gesicht zu, als er ihre Bewegungen bemerkte. Das Feuer warf einen kupferfarbenen Schein auf seine Haut. Mit einem Lächeln reichte er ihr eine Trinkschale.
»Ihr seid wirklich sehr erschöpft«, sagte er leise. Seine Stimme erzeugte ein eigenartiges Kribbeln auf Konstanzes Haut. Sie wusste nicht, ob sie ihm danken oder ihn fürchten sollte. Doch im Augenblick hatte sie keine andere Wahl. Als der erste Schluck des heißen Tees angenehm durch ihre Kehle rann, verspürte sie tiefe Dankbarkeit.
Sie schlug die Augen zu ihm auf und lächelte. »Ihr seid sehr gütig zu mir«, sagte sie mit stockender Stimme.
»Das ist doch das Mindeste, was ich für Euch tun kann«, sagte er nebenher, während er mit einem schmalen Messer dünne Fleischscheiben von dem gebratenen Fasan über dem Feuer abschnitt. Er legte sie auf ein großes Blatt, garnierte sie mit Stengeln von wilder Minze und reichte es Konstanze herüber. »Und nun stärkt Euch! Wann habt Ihr das letzte Mal eine ordentliche Mahlzeit zu Euch genommen?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Konstanze und griff hastig nach dem Fleisch. Gierig verschlang sie es.
»Langsam, langsam, sonst wird Euch übel!« Er warf ihr ein Stück Brot in den Schoß und beobachtete, wie sie aß. Zwischendurch schenkte er ihr Tee nach und forderte sie auf, ihn zu trinken.
Konstanze verspürte eine warme Schwere in ihren Gliedern. Sie aß alles bis auf den letzten Krümel auf und hielt mit einem verlegenen Lächeln noch einmal die leere Teeschale hin. Rupert de Cazeville schenkte ein, dann setzte er sich neben sie. Seine Augen streiften aufmerksam über ihren Körper. Er nahm eine der prächtigen Schwanzfedern des gerupften Fasans, die auf dem Waldboden lagen, und fuhr damit spielerisch über ihr Haar. Er kitzelte sie an der Nase, am Hals und am Ausschnitt ihres Kleides. Konstanze, satt, zufrieden, warm und träge, kicherte.
»Seht Ihr, jetzt lacht Ihr wieder«, sagte de Cazeville und rückte noch ein wenig näher an Konstanze heran. Sie streckte sich auf dem dunklen Umhang aus, den er auf den Boden gelegt hatte. »Ja, jetzt empfinde ich alles weit weniger schrecklich«, erwiderte sie und seufzte.
Er griff nach einer Decke, die neben dem Sattelzeug lag, und breitete sie über sich und Konstanze aus. »Nachts wird es kühl«, sagte er sanft, und seine Stimme gurrte leise wie die einer Taube. »Ich möchte Euch beschützen vor aller Unbill der Welt.«
Die Spitze der Feder strich wieder liebkosend an Konstanzes Hals entlang, wanderte über ihr Kinn und ihre Lippen. Mit einem glucksenden Lachen schnappte sie nach der Feder und hielt sie mit den Zähnen fest.
Er lächelte und beugte sich zu ihr
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