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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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man. Sie könnten nicht heimlich verschwinden.«
    »Habt Ihr Geld?«, fragte die Wirtin laut.
    Isabella runzelte zornig die Brauen. »Ich sagte doch, wir sind überfallen und ausgeraubt worden. Wir haben nichts. Aber ich verspreche Euch, Ihr werdet dreifach belohnt, wenn Ihr uns Hilfe gewährt!«
    »Kommt herein, in Gottes Namen«, sagte die Wirtin. »Gerda, bring Wasser und etwas zu essen! Michael, führe das Pferd in den Stall und versorge es!«
    Isabella und Mathilda stützten den Soldaten, als er vom Pferd stieg, und führten ihn in die Herberge. Aufstöhnend ließ er sich auf eine Bank gleiten.
    »Seine Wunden müssen versorgt werden«, sagte Isabella, und die Wirtin brachte eine Schüssel mit frischem Wasser und Tücher.
    »Bei allen Heiligen!«, rief sie erschrocken aus, als sie die tiefen Wunden sah. »Ihr seid tatsächlich überfallen worden!«
    »Glaubt Ihr es nun?«, fragte Isabella erbost. »Der Ärmste kann nicht reiten. Habt Ihr einen Knecht, der sofort losreiten könnte?« Der Wirt, der schweigend daneben stand, schüttelte den Kopf.
    »Nur unsere Magd Gerda.«
    »Und wer ist der junge Mann, der das Pferd versorgt?«, fragte Isabella.
    »Das ist unser Sohn«, erwiderte der Wirt. Gleich darauf betrat Michael den Gastraum, und Isabella blickte dem etwa sechzehnjährigen hübschen Knaben ins Gesicht. Er hatte dunkle Locken und schöne Augen und schaute jetzt ebenfalls neugierig auf die seltsamen Gäste.
    »Michael, ich werde dich reich belohnen, wenn du von der Burg des Herzogs Hilfe holst! Reite los!«
    Der Wirt trat dazwischen. »Es hat keine Zweck, im Dunkeln loszureiten. Ihr müsst Euch bis morgen früh gedulden. Außerdem könnte Michael ebenfalls in die Fänge der Räuber fallen.«
    Isabella schüttelte unwillig den Kopf, doch die Wirtin setzte ihnen das Essen vor. »Stärkt Euch, und schlaft Euch aus! Gleich im Morgengrauen reitet Michael los und holt Hilfe. Es hat jetzt keinen Sinn.«
    Das sah Isabella schließlich ein. Sie deutete auf den Soldaten, der erschöpft auf der Bank lag. »Kann er hier liegen bleiben?«
    »Natürlich! Für Euch wird Gerda eine Kammer unterm Dach herrichten. Und nun stärkt Euch bitte!«
    Doch bevor Isabella zu essen begann, faltete sie die Hände zum Gebet und dankte der Mutter Gottes, dem heiligen Martin und noch einigen anderen Heiligen für ihre glückliche, wenn auch völlig erschöpfte Ankunft in der Herberge und bat gleichzeitig um Hilfe und Beistand für den verletzten Soldaten. Und sie fütterte ihn und flößte ihm Wein ein, damit er wieder zu Kräften kam.
    Befremdet beobachtete Mathilda sie, doch sie schwieg. Zu anderer Gelegenheit hätte sie sich nicht zurückgehalten, Isabella zu rügen, doch sie war viel zu erschöpft, um auf gewisse Standesregeln zu achten, die Isabella hätte einhalten müssen.
    Nach dem Essen führte Gerda die beiden jungen Damen in ihre Kammer unterm Dach. Gerda war ein frisches, rosiges Bauernmädchen mit roten Wangen, einem üppigen Busen und ausladenden Hüften. Ihr breites Hinterteil schaukelte vor Isabellas Augen hin und her, als sie vor den beiden Mädchen die steile Stiege hinaufkletterte, die zu den Kammern unter dem Dach führten.
    Es war eine einfache Kammer mit zwei strohgefüllten Säcken und zwei Decken auf dem Boden. Doch es störte beide nicht, wenn sie nur ihre schmerzenden Glieder ausstrecken und die schrecklichen Ereignisse im wohltuenden Schlaf vergessen konnten.
    Gerda ließ ihnen ein Leuchtfässchen mit Talg stehen, damit sie sich auch in der Dunkelheit zurechtfänden.
    Aufstöhnend ließen sich beide auf das harte Lager gleiten. Doch in diesem Moment erschien ihnen das unbequeme Stroh gleich einer Wolke, die sie gnädig aufnahm und ihren geschundenen Körpern Linderung schenkte. Die Kleidung wagten sie nicht abzulegen, ganz bestimmt warteten gierige Wanzen in den Deckenbalken nur darauf, sich auf die zarten Körper der beiden jungen Damen fallen zu lassen und ihnen das Blut wie Vampire auszusaugen.
    Reglos lagen beide da. Erst jetzt kam ihnen zu Bewusstsein, was sie in den wenigen Stunden seit ihrer Abreise aus dem Kloster durchgestanden hatten.
    Isabella hörte Mathilda leise beten. Ein wenig verächtlich wand Isabella den Kopf zu ihrer Zofe, die in all den Jahren im Kloster mehr als eine Bedienstete gewesen war. Sie war ihre Freundin, ihre Schwester, ihre Vertraute, mit der sie stets ihre Freuden, ihren Kummer und ihre Geheimnisse geteilt hatte. Sie glaubte Mathilda zu kennen, doch seit sie das Kloster verlassen

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