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Der Kuss des Werwolfs - 1

Der Kuss des Werwolfs - 1

Titel: Der Kuss des Werwolfs - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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ich dir gerne.«
    »Ich kenne ihn aus London — aus meinem London des 21. Jahrhunderts. Er hat sich mir als Werwolfjäger Pawel Tworek vorgestellt und behauptet, Werwölfe hätten es auf mich abgesehen. Er wollte mich mit seiner Schwester vor ihnen beschützen.«
    »Er hat sich als Pawel Tworek ausgegeben?« Rhodry lachte laut auf.
    Bevor er mehr sagen konnte, klopfte es an der Tür. Er ging hin, um zu öffnen, und Amelia trat ein, beladen mit einem Tablett. Es konnte die Teller und Schüsseln kaum fassen, die schier überquollen mit kaltem Braten, Schinken und Würsten. Als Zugeständnis an die Vorlieben einer Frau gab es außerdem ein Obstkörbchen, einen Pudding und einen kleinen Kuchen. Amelia stellte alles auf den Tisch neben Nolas Bett und brachte gleich darauf ein zweites Tablett mit einer Karaffe Rotwein und zwei Gläsern. Sie arrangierte alles sorgfältig, und es war nicht zu übersehen, dass sie den Raum nur höchst ungern wieder verlassen wollte. Mehrmals warf sie Rhodry kurze Seitenblicke zu. Doch als es schließlich nichts mehr zu tun gab und da niemand das Wort an sie richtete, huschte sie notgedrungen hinaus.
    Rhodry verschloss die Tür hinter ihr wieder. Danach füllte er zwei Weingläser und reichte eines davon Nola. Sie nahm einen winzigen Schluck.
    Der Earl setzte sich an den Tisch und bediente sich großzügig mit Fleisch, Nola begnügte sich mit einem Stück Kuchen.
    »Was ist mit Pawel Tworek?«, fragte sie zwischen zwei Bissen.
    »Wenn dir jemand erzählt hat, er sei Pawel Tworek, ist das eine faustdicke Lüge. Pawel Tworek war Werwolfjäger und ist 1639 in Danzig gestorben. Ein Werwolf hatte übrigens nichts mit seinem Ableben zu tun, sondern der Schwarze Tod. Niemand hat um ihn getrauert, er war selbst eine Plage. Eine Schwester hatte er nicht.«
    Dann hatte der Pole sie in London belogen; dass Rhodry ihr die Unwahrheit erzählte, glaubte sie keinen Augenblick. Der Kuchen schmeckte Nola jetzt nicht mehr, und sie schob den Teller weg. Der falsche Tworek hatte nicht nur sie selbst, sondern auch Violet und die ganze Zeitungsredaktion betrogen.
    »Der angebliche Werwolfjäger heißt in Wahrheit Maksym Derenksi und ist der Anführer des Krakauer Werwolfrudels, von dem ich dir erzählt habe. Seine Seelenpartnerin ist Antonia Derenska. Die beiden sind verantwortlich für das, was im Januar passiert ist und für den Zustand, aus dem du mich erlöst hast.«
    »Was genau hat er mit dir gemacht?« Nola war sich ihrer Gefühle nicht sicher — sie schwankte zwischen Wut, Enttäuschung, unbändigem Zorn, dem Verlangen nach Rache und Angst. Diese Frage erschien ihr die am wenigsten verfängliche.
    »Das weiß ich nicht genau, ich war wie tot und doch nicht tot. Du hast mich nach mehreren Wochen aus diesem Zustand erlöst. Mir kommt es allerdings vor, als wären 200 Jahre vergangen.« »Meine Zeit war das Jahr 2010, und wenn wir jetzt 1818 haben, stimmt das ungefähr.«
    »Ich habe also recht gehabt!« Rhodry sah zufrieden aus, als er ein weiteres Stück Braten auf seine Gabel spießte und in den Mund schob. »Eugene wollte mir nicht glauben.«
    Nola war sich nicht sicher, ob Rhodry gerade die vierte oder fünfte Bratenschnitte verzehrte, jedenfalls sah er immer noch nicht aus, als wäre es seine Letzte.
    »Wenn du nur Fleisch isst, bekommst du einen Eiweißschock.« Eigentlich sagte man das über Fisch, aber so viel Fleisch konnte auf keinen Fall gesund sein. »Du musst auch Gemüse und Obst essen.«
    »Obst und Gemüse sind für Menschen. Werwölfe brauchen Fleisch, das gibt uns Kraft.«
    »Hunde brauchen auch pflanzliche Kost.« Sie kam sich schlau vor, mit ihrem modernen Wissen.
    Er lachte wieder. »Jetzt vergleichst du uns Werwölfe schon mit Hunden. Am besten noch mit kleinen Schoßhündchen, die vornehme Damen mit sich herumtragen. Da täuschst du dich, unser Metabolismus arbeitet anders als der von Hunden.« Er bleckte sein Gebiss, das wirklich furchterregend aussah und mit dem eines Hündchens nichts gemein hatte.
    Nola zuckte zurück.
    Rhodry wurde sofort wieder ernst. »Keine schlechte Idee von Derenski, sich als Pawel Tworek auszugeben. Er ist listig, das muss man ihm lassen. Wie er wohl auf dich gekommen ist?«
    Nola hätte ihm von Violets Zeitungsartikel erzählen können, aber sie presste die Lippen aufeinander. Rhodry schien sie nicht ernst zu nehmen und hatte zudem auch seine Geheimnisse vor ihr.
    »Ich weiß nicht. Wieso konnte er überhaupt im Jahr 2010 nach London kommen, wenn er doch

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