Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)
kicherte. »Ich beherrsche einige Aufwärmzauber, weißt du …«
Wolfer zog sie enger an sich. »Ich wusste doch, dass es einen Grund gibt, warum ich dich heiraten will.«
»Wolfer!«, protestierte sie gespielt gekränkt.
»Alys!«, ahmte er sie nach, woraufhin sie ihn in den Arm kniff. Sie rangelten einen Moment miteinander, bis Evanor sie erneut unterbrach.
» … vorausgesetzt, die anderen lassen euch überhaupt noch etwas übrig. «
» Evanor!«, sang Wolfer zurück. » Wir kommen gleich! «
Daraufhin begann Alys so haltlos zu kichern, dass er aus ihr herausglitt, was sie noch stärker zum Lachen reizte. Erst nachdem Wolfer sich von ihr gelöst und sich auf die Bettkante gesetzt hatte, weil er nun auch den Drang verspürte, die Abtrittkammer aufzusuchen, beruhigte sie sich weit genug, um zu japsen: »Ich dachte, das hätten wir gerade getan!«
Zu seiner Überraschung spürte Wolfer, wie seine Wangen zu glühen begannen. Einen so freimütigen Scherz hätte er seiner schüchternen kleinen Alys gar nicht zugetraut.
SIEBZEHNTES KAPITEL
D as wurde auch Zeit«, bemerkte Evanor trocken, als Wolfer und Alys den Raum betraten. »Unsere Vorräte werden knapp. Ich habe eine Liste für euch zusammengestellt. Versucht, alles zu beschaffen, was daraufsteht – ihr beide.«
Wolfer nahm das Stück Papier seufzend entgegen, nachdem er Alys ihren Stuhl zurechtgerückt hatte. Er setzte sich neben sie und studierte die Liste. »Mal sehen. Das meiste finden wir im Wald. Da haben wir … Vira-Pfeffer, Fingerfrüchte, Kiwinüsse, wilde Kräuter, Naquah-Wurzeln, Erdäpfel … nett von dir, jetzt darf ich auch noch graben!«
»Du bist derjenige mit den Hundepfoten«, spöttelte Evanor, während er einen Lappen mittels eines Zauberspruchs über den Tisch wischen ließ.
»Sehr komisch. Schwimmen muss ich auch, wie ich sehe«, fügte Wolfer hinzu. »Zwei Fässer Fisch?«
»Vorzugsweise frisch, wenn es geht. Und Schellfisch«, wies Evanor ihn an. »Wir haben kaum noch welchen.«
»Rehe soll ich keine jagen?«, knurrte sein Bruder.
»Wir bekommen eine Viehherde, schon vergessen?« Der hellhaarigste Bruder zwinkerte Alys zu. »Singst du immer noch, zukünftige Schwester? Ich vermisse den Gesang der Hirtinnen auf Corvis, wenn sie morgens und abends das Vieh auf die Weide und zurück getrieben haben.«
»Ab und an«, gab Alys zu. »Aber nicht so wie du.«
» Niemand singt wie er«, grummelte der Zweitälteste.
»Das werte ich als Kompliment«, gab Evanor zurück. »Du stockst also die Vorräte auf, ja? Sonst verhungern wir, während wir auf Onkel Brogers Angriff warten.«
»Ich habe eigentlich bis zum Mittagessen frei«, erinnerte Wolfer ihn. »Das hier nimmt den ganzen Tag in Anspruch.«
»Ich übernehme dafür das Kochen für dich«, erbot sich Evanor. »Du bist ein besserer Fischer als ich.«
»Was ist denn mit den anderen?«, wollte Wolfer wissen. »Und mit Alys’ morgendlichem Unterricht bei Morganen?«
»Er sagt, das muss aufgeschoben werden, bis die Spiegel fertig sind. Sie haben oberste Priorität. Es tut mir leid«, entschuldigte sich der blonde Magier bei Alys. »Deine Ausbildung ist wichtig, versteh uns da nicht falsch. Aber …«
»Aber diese Spiegel dienen unserer Sicherheit«, beendete Alys den Satz für ihn.
»Du hast es erfasst.«
»Nun, Essen ist auch wichtig«, stellte sie sachlich fest. »Ich werde Wolfer zur Hand gehen, da ich nicht das Geringste von der Anfertigung magischer Spiegel verstehe.«
Beide Männer lächelten ihr dankbar zu, woraufhin sie vor Freude errötete.
»Oh, reife Toskas!« Alys deutete auf einen Baum im Dschungel auf der Nordseite der Straße.
Wolfer verlangsamte die Geschwindigkeit und brachte die magisch angetriebene Kutsche zum Stehen. Stirnrunzelnd spähte er in den Wald. »Ich sehe keine.«
»Aber ich.« Alys verwandelte sich rasch in eine Eule, stieß sich von der Kutsche ab und schwebte auf weich gefiederten Schwingen davon.
Viele violette Früchte hingen nicht an den Zweigen; die meisten wiesen noch die bräunlichrote Farbe auf, die verriet, dass das Fleisch unter der Rinde säuerlich schmeckte. Sie landete auf einem Ast und pickte an dem Stängel einer Traube reifer Toskas herum, ohne auf den bitteren Geschmack zu achten. Endlich fielen die vier Früchte mit einem vernehmlichen Plopp zu Boden. Alys beschrieb einen Bogen, landete, verwandelte sich und kämpfte sich mit wirren Locken, aber zum Glück ohne sich die Kleider zu zerreißen, durch das dichte
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