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Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Titel: Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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Donnergrollen, dann löste sich Wolfer von ihr und streifte mit den Lippen ihr Ohr. »Just in diesem Moment streift unser die Nacht liebender Bruder vermutlich durch die Burg«, flüsterte er. »Bei solchen Unwettern lädt er immer seine Energien auf.«
    Ein scharfes Knacken ertönte, gefolgt von einem knisternden Geräusch, das nicht von einem in den Boden einschlagenden Blitz herrührte. Orangerotes Licht flammte auf, als Wolfer mit einem Ruck den Kopf hob. Alys wand sich in seinen Armen. Beide spähten in den Regen hinaus, als sie einen starken Energiestoß wahrnahmen. Die Quelle des anhaltenden Knisterns war zunächst nicht auszumachen – bis Wolfer Alys freigab, in den Regen hinaustrat und um die Ecke des Gebäudes herum zum Ende des Docks hinüberblickte.
    In einem Runenkreis brannte ein orangerotes Feuer, dessen Flammen in einem Rhythmus, der an einen Herzschlag erinnerte, höher und höher schlugen. Das Licht wurde intensiver und bildete eine Kugel, die nach einem letzten Aufflammen langsam in die Tiefe zu sinken begann.
    Wo gerade noch teergetränktes, verwittertes Holz gewesen war, befand sich jetzt eine breite Metalloberfläche, auf der eine unnatürliche Menagerie stand. Kleine, schwarze, vielbeinige Bälle mit tückischen roten Augen, große hundeähnliche Bestien mit langen Zähnen, schuppige gelbbraune, sich windende Schlangen, Raubvögel mit ledrigen Schwingen und giftigen Klauen … und über ihnen schwebte auf einer kleineren Metallplatte ein ihnen nur zu gut bekannter erkahlender Magier. Zu seinen Füßen lag der blutüberströmte Leichnam seines eigenen Bruders, dessen Kopf und Füße über den Rand der Platte hingen.
    Das Einzige, was Wolfer davor bewahrte, sofort bemerkt zu werden, war ein unbeabsichtigter Nebeneffekt des seltsamen Transportzaubers: Broger of Devries und seine magischen Monster blickten alle in die entgegengesetzte Richtung. Das Zweite, was ihn vor einem augenblicklichen Angriff rettete, war der Umstand, dass die orangerote Energiewand nur sehr langsam in die Runen in den Planken des Docks zurücksickerte.
    Wolfer fuhr zurück und prallte gegen Alys, die gleichfalls um die Ecke gespäht hatte. Er packte sie bei den Armen und schob sie um das Bootshaus herum. »Flieg! Flieg zur Burg zurück, und warne die anderen!«
    »Das kann ich nicht!«, zischte Alys. »Er hat seine Wyrwracks mitgebracht! Sie können schneller fliegen als ich in meiner Eulengestalt, und sie würden mich angreifen und töten – lauf du! Verwandle dich in einen Hengst, und galoppier los!«
    »Ich kann dich nicht tragen!«, erwiderte Wolfer verzweifelt, dabei suchte er fieberhaft nach einem Weg, sie beide in Sicherheit zu bringen. »Nicht, wenn ich diesen Pookrahs entkommen will!«
    Eine Eingebung ließ Alys’ Augen aufleuchten. »Geh ohne mich!«
    »Auf keinen Fall! Alys …«
    Noch während seines Einwandes verwandelte sie sich bereits. Wolfer warf dem ihm bis zur Brust reichenden Hund einen gequälten Blick zu, dann verwandelte er sich ebenfalls, galoppierte über den letzten Abschnitt des hölzernen Docks und die Pflastersteine des Kais hinweg auf die Straße zu. Alys zog sich rasch in das Bootshaus zurück, als das knisternde Geräusch erstarb.
    Ihre einzige Hoffnung bestand darin, sich unter die Armee ihres Onkels zu mischen. Er hatte neun Pookrahs bei sich. Das sollte ausreichen, um es einem zehnten zu ermöglichen, sich unbemerkt dazuzugesellen – solange er sie nicht durchzählte oder den Stern auf ihrer Brust bemerkte. Fiel ihm nichts auf, konnte die Täuschung gelingen. Tat es das doch, steckte sie in Schwierigkeiten. Außerdem konnte sie nur hoffen, dass sich die Tiere an den Geruch ihrer früheren Pflegerin erinnerten und sich nicht auf sie stürzten …
    Natürlich schwebte sie schon allein deshalb in Gefahr, weil sie noch am Leben war. Jinga , betete sie stumm. Ich wende mich nicht oft an dich, aber bitte, bitte sorg dafür, dass wir alle diesen Kampf überleben.
     
    Das Läuten der Glocke erschreckte Morganen so, dass er beinahe den Fluss magischer Kräfte in den dritten Spiegel unterbrochen hätte. Rydan, der tatsächlich in dem Sturm seine Energien aufgeladen hatte, sprang augenblicklich ein – Rydan, der sich nie die Mühe machte, diese natürlichen Energien zu kontrollieren, sondern sie gleich in pure magische Energie umwandelte. Was ein gehöriges Maß an Geschick und Konzentration erforderte.
    Morganens Hochachtung vor den Fähigkeiten seines älteren Bruders stieg, aber er hatte

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