Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

zurück, er sackte in sich zusammen und blieb bewusstlos auf den Planken des Docks liegen. Wolfer rieb sich seine schmerzenden Knöchel und strich seine Tunika glatt. Er war mit sich zufrieden; er hatte seine kriegerischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt und Alys beschützt. Die Seeleute, die Donnocks Truhe und ein paar Bündel an Land gebracht hatten, warfen ihm verstohlene Blicke zu und schlugen einen großen Bogen um ihn, seine Brüder und den bewusstlosen Mann. Die anderen Brüder betrachteten Wolfers Opfer nachdenklich.
    »Großartig«, murmelte Saber, fuhr sich mit der Hand durch sein dunkelgoldenes Haar und deutete dann auf Donnock. Er sprach auch weiterhin Mandaritisch, damit ihn die Seeleute, die sich um sie herumdrückten, nicht verstanden. »Was machen wir denn jetzt mit ihm?«
    »Morganen, sorg dafür, dass er so lange schläft, bis er das Festland erreicht hat – und dass er nie wieder hierherkommen kann«, wies Wolfer den jüngsten Bruder an.
    »Das geht zu weit, Wolfer!« Sabers Temperament drohte gleichfalls mit ihm durchzugehen. »Wir hätten ihn hier am Strand behalten und morgen mit der Flut losschicken können. Selbst wenn Alys Angst vor ihm hat, hättest du nicht …« Er brach ab und blickte auf den Jüngsten hinab, der neben dem bewusstlosen Mann kniete und vor sich hinmurmelte. »Was tust du da, Morg?«
    Morganen beendete den ersten Zauber. Als sich der ältere Mann stöhnend zu regen begann, schickte er ihn mit der letzten Silbe und einer Handbewegung in die Bewusstlosigkeit zurück. »Wolfer hat recht, Saber. Es ist zu gefährlich, ihn auch nur an den Strand zu lassen.
    Wenn Broger uns vorgelogen hat, Vaters Bruder Daron wäre noch am Leben, macht das Donnocks Besuch und sein Bestehen darauf, die Burg zu sehen, meiner Meinung nach äußerst verdächtig. Und dann hat mir die Bemerkung über den Grodak zu denken gegeben, an den er Wolfers Herz verfüttern wollte – diese Bestien gehören zu den Plagegeistern, die uns unser unbekannter Gegner während der letzten Jahre ein paarmal geschickt hat, falls du das vergessen hast«, fügte er trocken hinzu. »Ich werde einen Zauber über ihn verhängen, der ihn vergessen lässt, dass er jemals hier war, und der dafür sorgt, dass er irgendwo anders hingeht und etwas anderes tut. Aber wie lange er sich trotz dieser starken zusätzlichen Zauber an nichts erinnert, kann ich nicht sagen«, schloss er.
    »Warte – du glaubst, Donnock und sein Bruder könnten etwas mit unseren Problemen in den letzten drei Jahren zu tun haben?«, fragte Koranen seinen Zwilling.
    Saber dachte über diese Möglichkeit nach. »Alys sagte, Daron starb zwei Monate, nachdem wir verbannt wurden. Nicht lange danach wurden wir von teleportierten Ungeheuern heimgesucht.«
    »Es könnte nur ein Zufall sein«, gab Trevan zu bedenken. Dann schüttelte er den Kopf. »Aber mein Instinkt sagt mir etwas anderes.«
    »Wir haben keine Beweise«, mahnte Koranen, als Morganen mit dem zweiten, längeren und komplexeren Zauber begann, der verhinderte, dass Donnock je wieder nach Nightfall zurückkommen konnte, egal welche diesbezüglichen Anstrengungen er unternahm.
    Morganen, der sich dafür ausgesprochen hatte, dass ihr angeheirateter Onkel unverzüglich fortgeschickt wurde – und der als einer der Wenigen Alys’ wahre Geschichte kannte -, schenkte seinen Brüdern keine Beachtung und überließ sie ihrer hitzigen Debatte. Aber Koranen wusste, dass sein Zwilling viele Geheimnisse hütete, die er auch ihm nicht enthüllte. Wolfers Vorschlag war gut, und Morg verfügte über die Macht und das Wissen, um Donnock of Devries davon abzuhalten, je wieder einen Fuß auf den Boden von Nightfall zu setzen.
    »Und wir haben keine Möglichkeit, es zu beweisen, da wir auf dieser Insel festsitzen«, stimmte Saber dem Siebtgeborenen zu.
    »Evanor sagt, Alys wäre schneeweiß geworden, als er Donnocks Namen erwähnte«, meinte Wolfer. Und dann wurde er blass. »Jinga!« Seine goldenen Augen weiteten sich.«Sie kann unmöglich auch in die Sache verstrickt sein! Nicht sie !«
    »Wolfer!«, rief sein Zwilling, doch im selben Moment, wo ihm dieser furchtbare Gedanke durch den Kopf ging, stürmte Wolfer auch schon los, erst auf seinen beiden Beinen, dann auf vier Hufen, als er voller Ungeduld seine schnellste Tiergestalt annahm. Die Seeleute stoben auseinander und fluchten, als der braune Hengst mit trommelnden Hufen über die gepflasterte Straße zwischen Dock und Dschungel donnerte.
     
    »Saber sagt, sie