Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)
Öl˓-Tausch, dem Angebot der Mandariter, das zu gut gewesen war, um wahr zu sein, und Dominors Entführung erweckte alles sein Misstrauen, was vom Gewohnten abwich. Er wusste auch, dass Broger diesem Bruder besonders zugetan war und dass Broger Alys nicht nur durch seine Tyrannei in die Flucht getrieben, sondern ihnen auch noch weisgemacht hatte, ihr Onkel Daron sei am Leben und verwalte Corvis für sie.
Er hob den Kopf und wies den inzwischen eingetroffenen Koranen, den umgänglichsten der acht Brüder, durch ein Kopfnicken an, den Neuankömmling zu begrüßen. Dann trat er zurück und sang verhalten: » Evanor? «
» Ich höre und bin neugierig, o Ältester Bruder «, sang der fehlende Bruder zurück. Er saß mit Alys und Kelly in der Burg, um ihnen zusätzlichen magischen Schutz zu geben, während die Händler auf der Insel waren, und ihnen bei der Bewältigung der endlosen Hausarbeiten zu helfen, die der hellhaarigste der Brüder so gern übernahm.
» Evanor, Alys’ Onkel Donnock ist zu Besuch gekommen. Frag sie, was sie davon hält. «
Evanor runzelte die Stirn. Sie saßen alle drei in der Nähkammer und fertigten Kleider für das neueste Mitglied ihrer Familie an. Er hatte das Zuschneiden übernommen, während die beiden Frauen nähten; Kelly an einem kleinen Arbeitstisch, Alys auf einem Stuhl in der Nische unter dem Fenster. »Alys?«
»Mm?« Sie blickte auf, eine Nadel zwischen die Lippen geschoben, während sie Garn abmaß und abschnitt.
»Saber sagt, dein Onkel Donnock ist hier, auf der Insel.«
Jegliche Farbe wich aus Alys’ Gesicht. Evanor, der fürchtete, sie würde gleich in Ohnmacht fallen, trat rasch einen Schritt vor. Sie nahm die Nadel mit einer zitternden Hand aus dem Mund, holte einige Male tief Atem und sagte dann mit gepresster Stimme: »Jagt ihn von der Insel. Sofort.«
Sowohl Evanor als auch Kelly zwinkerten. Letztere sprach zuerst, ihre Verwirrung war ihr deutlich anzumerken. »Warum sollen sie ihn denn von der Insel jagen, Alys? Wir kennen den Kerl ja nicht einmal.«
Alys setzte zu einer Erklärung an, dann stieg ihr das Blut in die Wangen. Sie konnte nicht, auf keinen Fall, denn dann würden sie sie gleichfalls davonjagen. Außerdem schuldete sie Wolfer als Erstem eine Erklärung. Sie griff zu einer Ausflucht. »Er steht Onkel Broger nah – sobald er erfährt, dass ich hier bin, wird er es Broger sagen, und dann kommt er mich holen.
Bitte«, fügte sie hinzu, dabei warf sie Evanor einen flehenden Blick zu. »Lasst ihn nicht in die Nähe der Burg oder des Strandes kommen, an dem die Händler ihre Geschäfte betreiben. Sorgt dafür, dass er die Insel so schnell wie möglich verlässt. Bitte!«
Evanor betrachtete sie nachdenklich. Seine braunen Augen verengten sich einen Moment lang, dann nickte er und projizierte seine Stimme in Sabers Ohr. » Bruder, Alys hat Angst vor Donnock. Sie fürchtet, er könnte ihrem Onkel Broger erzählen, dass sie hier ist, oder noch Schlimmeres tun. Sie bittet dich, ihn nicht vom Schiff zu lassen. «
Meilen entfernt am Kai verzog Saber das Gesicht. Von ihnen allen kannte Alys ihren Verwandten am besten, und ihre Antwort bestätigte nur, was sein Instinkt ihm schon gesagt hatte: Dieser ⊃Besuch⊂ bedeutete nichts Gutes. Er trat vor. »Es tut mir leid, aber du kannst nicht hierbleiben, Donnock.«
Der dunkelhaarige Mann blinzelte, zögerte, als eine zweite Kutsche mit einigen der übrigen Brüder auf den Kai rumpelte, blickte wieder zu Saber und bedachte den jungen Magier mit einem Stirnrunzeln. »Und warum nicht?«
»Es würde gegen die Bedingungen unseres Exils verstoßen.«
Der andere Mann gab ein unanständiges Geräusch von sich. »Ich habe keine Angst vor dem Rat! Außerdem bin ich ein Verwandter, und Verwandten ist es gestattet, euch zu besuchen!«
» Bluts verwandten«, grollte Wolfer, der sich zu seinem Zwilling gesellt hatte. »In deinen Adern fließt kein Tropfen von unserem Blut!«
Donnock kniff einen Moment lang die haselnussbraunen Augen zusammen. Dann setzte er ein freundliches Lächeln auf, als das jüngste Zwillingspaar zu ihnen trat. »Ich habe eine lange Reise hinter mir, ich kann doch sicher eine Nacht bei euch verbringen? Ich muss ja nicht bleiben, bis die Händler in zwei Wochen wiederkommen, aber ich möchte auf keinen Fall heute Nacht auf dem Schiff schlafen.
Selbst wenn eure Burg eine verfallene Ruine ist, würde ich sie dem Gestank von faulendem Fisch vorziehen.« Er ging ein Stück dockabwärts und spähte
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