Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Titel: Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
Vom Netzwerk:
Im hellen Tageslicht! Alys’ Wangen verfärbten sich noch dunkler. »Wolfer!«
    »Jinga, du blutest ja immer noch!« Wolfer, der sich wie ein gefühlloser Rohling vorkam, murmelte rasch einen Heilungszauber, der die Blutung stillte und ihr wundes Fleisch heilen ließ. Dann drückte er einen Kuss darauf, woraufhin sie sich erneut zu winden begann. Sich die Lippen leckend richtete sich Wolfer wieder auf, drehte sich auf die Seite und zog sie an sich. »Beim nächsten Mal wird es lange nicht so weh tun – es wäre auch jetzt nicht so schlimm gewesen, wenn du im Vergleich zu mir nicht so klein und zart wärst.«
    »Ich bin größer als Kelly«, protestierte Alys. Ihre Stimme wurde durch seine Schulter gedämpft.
    »Das ist mir nicht aufgefallen«, gab er offen zu. Als sie den Kopf in den Nacken legte, um ihn anzusehen, zuckte er die Achseln. »Wenn du mit mir in einem Raum bist, nehme ich nichts anderes mehr wahr.«
    »Oh, Wolfer …« Der Blick, mit dem sie ihn bedachte, hätte Steine schmelzen lassen. Mit einem Finger zeichnete sie die Konturen seines Gesichts nach. Sie konnte die Bartstoppeln unter seinem Kinn und um seinen Mund herum spüren. »Ich komme mir vor wie in einem Traum.«
    Wolfer beugte sich vor und küsste sie auf die Braue. »Warum runzelst du dann die Stirn?«
    »Weil ich Angst habe, es könnte ein Albtraum sein«, gestand sie.
    Dieser Teil weiblicher Logik blieb ihm verschlossen. »Mit mir zu schlafen ist ein Albtraum?«
    »Aufzuwachen und festzustellen, dass ich das alles nur geträumt habe – das wäre ein Albtraum.«
    »Es ist kein Traum, glaub mir.« Wolfer hob ihr Kinn, damit sie ihn ansah. Dabei blitzte der mit ihrer Haut verschmolzene silberne Stern auf und erinnerte ihn daran, dass ihr Onkel nicht nur die Grafschaft Corvis unrechtmäßig an sich gerissen, sondern die Frau in seinen Armen auch mit Zaubern belegt hatte, um sie im Falle einer Flucht aufspüren und wieder in seine Gewalt bringen zu können und sie dann zu dem höchsten Preis zu verkaufen, den er für sie erzielen konnte. »Alys, magst du deinen Onkel Broger?«
    Ihre Augen weiteten sich erschrocken. »Soll das ein Scherz sein?«
    Wolfer grunzte zufrieden. »Gut. Dann hast du ja sicher nichts dagegen, wenn ich ihn umbringe.«
    Alys wusste nicht, ob er diese Bemerkung ernst gemeint hatte oder nicht. Jegliche Farbe wich aus ihrem Gesicht. Sie griff nach seiner Hand und hielt sie fest. »Versprich mir, dass du keinen derartigen Versuch unternehmen wirst, Wolfer. Versprich es mir !«
    Der Ernst, mit dem sie sprach, machte ihn stutzig. »Warum sollte ich dir das versprechen? Er hat dich schlecht behandelt und ausgenutzt und somit sein Leben verwirkt«, erwiderte er mit Bestimmtheit. »Sobald er mir einen Vorwand dazu liefert, werde ich ihn dafür bezahlen lassen. Er ist eine Giftschlange, und Giftschlangen werden zertreten, wenn sie dich oder jemanden bedrohen, den du liebst.«
    Alys schüttelte den Kopf und schloss die Augen. »Er schützt sich mit Zaubern, die auf jeden zurückfallen, der versucht, ihn zu töten. Ich habe einmal gehört, wie er mit Onkel Donnock darüber gesprochen hat. Wenn ich es nicht gehört hätte, hätte ich ihn vielleicht selbst umgebracht. Aber so … ich bin nicht mutig genug, um zu sterben.«
    »Du bist einer der mutigsten Menschen, die ich kenne«, versicherte Wolfer ihr, doch sie schüttelte nur erneut den Kopf und barg das Gesicht an seiner Brust, damit er die Furcht darin nicht sah.
    »Nein, das bin ich nicht. Ich bin schwach.« Trost suchend schmiegte sie sich an ihn und atmete seinen Duft ein.
    Seufzend zog Wolfer sie an sich, rollte sich auf den Rücken, rückte sie so zurecht, dass sie bequem auf ihm lag, und strich ihr über das lockige Haar, das sich aus ihrem Zopf gelöst hatte.
    »Rede dir das doch nicht ein, Alys. Du kannst aus deinem Leben genau das machen, was du daraus machen willst. Mir zuliebe warst du mutig, als wir Kinder waren, das habe ich mit eigenen Augen gesehen, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Und ich liebe dich, ob du dich nun schüchtern oder furchtlos, ängstlich oder tapfer gibst, auch wenn mich das zum Wahnsinn treibt.« Er küsste sie auf den Scheitel, ließ die Hände ihren nackten Rücken hinuntergleiten und umfasste dann ihr Gesäß. Ein Themawechsel war angesagt, und ihm war soeben etwas eingefallen. »Wie hieß diese Schankdirne, mit der du gesprochen hast?«
    »Cari«, antwortete Alys bereitwillig.
    »Mm. Cari. Hat diese Cari irgendetwas darüber gesagt,

Weitere Kostenlose Bücher