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Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Titel: Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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schätzen.«
    »Ich denke schon«, erwiderte Alys, nahm das Gold und flüchtete.
    Die Magiergilde war nicht weit entfernt. Ohne auf den Duft von Fleischpasteten, der einer nahe gelegenen Bäckerei entströmte, und ihren knurrenden Magen zu achten, eilte sie die Stufen empor und duckte sich, ihre Schärpe fest umklammert haltend, unter der Tür hinweg. Der Mann am Empfang musterte sie von Kopf bis Fuß, als sie näher trat.
    »Kann ich Euch helfen, Miss?«
    »Ich muss nach Orovalis City an der nordöstlichen Küstenlinie.« Dieser Ort lag nördlich von Nightfall; wenn sie die Gestalt eines schwimmenden Tieres annahm, würde die von Norden nach Süden verlaufende Strömung helfen, sie an Land zu schwemmen.
    »Orovalis?« Der Mann hob die Brauen. »Das liegt weit entfernt.«
    »Ich bin in Eile, ich muss einem Freund helfen und heute noch dorthin kommen.«
    »Ihr müsst zum Teleportationsschalter gehen – die Treppe dort hoch, dann rechts, und die dritte Tür links«, wies er sie an.
    Alys nickte und eilte in die Richtung, in die er zeigte. Die Frau am Schalter hörte sich ihren Wunsch an, schlug ein Buch auf und überprüfte die Namen und Ziele der anderen Reisenden, die darauf warteten, aufgerufen zu werden, oder ungeduldig im Raum auf und ab schritten.
    »Ihr habt Glück, eine Teleportation nach Orovalis ist heute noch möglich – jetzt sofort, um genau zu sein.« Die Frau tippte gegen den Rand eines auf ihrem Schreibtisch befestigten Spiegels. »Roether, halt das Tor bitte noch offen.«
    »Bestätigt«, ertönte eine Stimme aus dem Spiegel.
    »Das macht fünfzehn Goldstücke, da das Tor bereits geöffnet ist; aber Ihr müsst sofort zahlen oder die vollen zwanzig für die gesamte Strecke später.«
    Alys nestelte die meisten ihrer Münzen hervor, zählte fünfzehn ab, steckte die übrigen wieder ein und wartete ungeduldig, während die Frau sie nachzählte.
    »Gut. Dann geht durch diese Tür, und befolgt Magier Roethers Anweisungen, bitte.«
    »Danke.«
    Alys drückte die restlichen sechs – sechs! – Münzen an die Brust und stürmte durch die Tür. Sechs Goldstücke waren weit mehr, als sie übrig zu behalten gehofft hatte. Sie reichten aus, um für eine Passage auf einem Schiff zu bezahlen … vorausgesetzt, irgendein Kapitän wagte es, eine Frau nach Nightfall zu bringen.
    Was natürlich nicht der Fall sein würde. Der Hohe Rat hatte die Nightfall-Söhne für verbannt erklärt und es allen Frauen untersagt, einen Fuß auf die Insel zu setzen – ein Versuch, das den Brüdern prophezeite Unheil abzuwenden. Also würde sie vom Festland zu der Insel hinüberschwimmen müssen.
    Der Magier in dem Raum, der vor einem großen Spiegel stand, winkte sie zu sich. »Tretet rasch durch den Spiegel, und berührt die Ränder nicht. Bei so vielen Reisenden heute kann ich die Verbindung nicht mehr sehr lange aufrechterhalten.«
    Alys raffte Rock und Umhang und hüpfte durch die Pforte.
    Jemand auf der anderen Seite fing sie auf und stützte sie, als die Desorientierung einsetzte. »Vorsicht. Wenn Euch übel wird … hier steht eine Urne.«
    Alys schüttelte den Kopf. Sie hatte den Spiegel ihres Onkels oft genug passiert, um zu wissen, dass sie sich nach zwei Atemzügen erholen würde. Die anderen Reisen hatten sich über eine ebenso lange und desorientierende Entfernung erstreckt, aber sie hatte sie jahrelang zwei Mal täglich zurückgelegt, um morgens und abends die Menagerie ihres Onkels zu füttern. »Danke. Wo ist der Ausgang?«
    »Die Tür dort drüben.« Die Frau wies in die entsprechende Richtung. »Seid Ihr sicher, dass Euch nichts fehlt? Den meisten Leuten geht es nach einer so langen Reise sehr schlecht.«
    »Ich habe einen Magen aus Eisen«, murmelte Alys, auf die Tür zustrebend.
    Selbst wenn ihr übel geworden wäre, hätte ihr Magen nichts enthalten, was sie hätte erbrechen können. In Eulengestalt hatte sie es sorgsam vermieden, Mäuse zu jagen; die Knochen, die ein Vogel später wieder auswürgte, hätten ihrem menschlichen Verdauungssystem große Probleme bereitet. Außerdem besaß sie sechs Goldstücke, die sie für eine Mahlzeit, eine Möglichkeit, sich auszuruhen, und vielleicht sogar ein Bad sowie den Ersatz von einigen Dingen ausgeben konnte, die sie hatte zurücklassen müssen.
    »Danke, Kata«, betete sie zu der gütigen Göttin der beiden Gottheiten von Katan. Der stürmische Jinga lag ihr weniger, aber zu Kata hatte sie sich immer hingezogen gefühlt. Nicht genug, um in einem Tempel Dienst tun zu

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