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Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)

Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)

Titel: Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Kearney
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Gral denken, kann ich die Einzelheiten aufschnappen.«
    Er klang so sicher. Las er etwa die Gedanken der Passanten? »Was ist, wenn das Militär den Gral in seinem Besitz hat?«
    »Das wäre möglich, aber wenn es so ist, dann weiß das jemand in der Regierung.«
    Sie verspürte ein flaues Gefühl im Magen. Nie hatte sie sich ungeschützter gefühlt als jetzt, da sie neben Jordan herlief. Jedes Mal, wenn sie Sicherheitskräfte sah, und auch jedes Mal, wenn sie ihre Ausweise irgendwo durchziehen mussten, um weiterzukommen, erwartete sie, dass jemand sie anhielt.
    Vielleicht befand sich der Gral gar nicht auf Pentar. Ihre Informationen von Ehro waren schon mehrere Monate alt und möglicherweise nicht sonderlich genau. Inzwischen konnten die Stämme den Gral auch schon bis zum anderen Ende der Galaxie gebracht haben.
    Dennoch hatte sie Hoffnung. Vielleicht lag der Grund darin, dass die Menschen hier nicht anders als zu Hause zu sein schienen. Doch wenn sie sich diese Gesellschaft näher betrachtete, entdeckte sie auch viele grausame Aspekte. Die jungen Mädchen wurden gezwungen, hinter den erwachsenen Männern herzugehen. Die Kinder lächelten nicht und spielten auch nicht. Die Männer sahen einander überhaupt nicht in die Augen.
    Überall schlugen die Menschen einen weiten Bogen um die Wachleute. Angst lag in der Luft. Die Stämme schienen auf ihrem eigenen Planeten nicht glücklich zu sein. Offenbar unterwarfen die Anführer ihr eigenes Volk genauso unbarmherzig wie den Rest der Galaxie.
    Angesichts der Freudlosigkeit dieser Existenz erschauerte Vivianne. Die Bewohner waren nicht arm an Dingen, aber arm im Geiste. Es gab keine Kunst, keine Graffiti – nichts als einfache, trostlose Formen. Diese Welt schien schal geworden.
    Sie schwor sich, dass die vor Leben sprühende Erde niemals so trostlos und trübe wie dieser Ort werden würde. Während sie eine Straßenbahn nahmen, die auf Schienen und Magnetfeldern lief, und kurz darauf in einen anderen Zug wechselten, bemerkte sie, wie still Jordan war. In der letzten Stunde hatte er nichts gesagt. Er wollte verhindern, dass irgendjemand sie belauschte, doch als sie sich zu ihm umdrehte und ihn ansah, wich er ihrem Blick aus.
    Es war, als wäre er geistesabwesend, und es lief ihr kalt den Rücken herunter.
    Sie rückte in dem vollen Gefährt, das über die unterirdische Straße fuhr, vorbei an heruntergekommenen Wohnhäusern, grauen Ladenfassaden und fensterlosen Schulen, näher an ihn heran. »Jordan?«
    Er gab keine Antwort.
    Sie legte ihm die Hand auf die Schulter und rüttelte ihn. »Jordan?«
    Eine ganze Minute lang regte er sich nicht. Sagte gar nichts. Einige Mitreisende sahen sie an, wandten dann den Blick wieder ab. Falls es hier Schwierigkeiten gab, wollten sie offenbar nicht daran beteiligt sein.
    Na los, Jordan. Verdammt, du jagst mir Angst ein .
    »’s schon’n Ordnung«, antwortete er endlich mit leicht verschwommener Stimme.
    Hatte er auf ihre Berührung reagiert? Oder auf ihre Stimme? Oder auf ihre Gedanken? Ihr blieb jetzt keine Zeit, ihn danach zu fragen. Als der Zug langsamer wurde und an einer Haltestelle zum Stehen kam, zerrte er sie auf die Tür zu.
    »Ich dachte, wir bleiben noch eine halbe Stunde auf dieser Linie«, sagte sie mit leiser Stimme.
    »Planänderung.« Er klang jetzt wieder sehr selbstsicher, und sie musste sich beeilen, wenn sie mit ihm mithalten wollte.
    Der Bahnsteig war mit Frauen übervölkert, die Wagen vor sich herschoben, mit Männern, die Kübel mit Essen trugen, und mit einigen Wächtern, die sich an den Passanten vorbeidrückten, die ihnen rasch auswichen. Als sie aus dem Bahnhof traten, kamen sie zu einem düsteren, mit Zement ausgegossenen Platz, der alles andere als ein Park war. Es gab keine Pflanzen. Keine Kinder ließen Drachen steigen oder spielten Ball. Keine Hunde liefen herum. Die Menschen gingen mit gesenktem Blick und unter dem Druck des Stammeslebens gebeugt dahin.
    Jordan überquerte den Platz und schritt auf eine schmale Gasse zu, die zwischen den Wohnhäusern verlief. »Wir werden beobachtet.«
    »Wachmänner?«, fragte sie, passte ihre Geschwindigkeit der seinen an und zwang sich, nicht hinter sich zu blicken.
    »Trendonis’ Freunde.«
    Jordan hatte den Namen seines mächtigen Feindes bei Straßenkontrollen immer wieder ins Spiel gebracht, um mögliches Misstrauen zu zerstreuen. Seine List war stets geglückt. Trendonis’ Name erregte Angst. Aber offenbar hatte der Mann auch Freunde, die jetzt hinter

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