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Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)

Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)

Titel: Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Kearney
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er gerade dabei war, die Gedanken der anderen zu lesen. Vielleicht hatte er Glück und fand etwas über den Aufbewahrungsort des Grals heraus.
    Je eher sie ihn aufspürten, desto besser. Jetzt, da Trendonis’ Freunde und die Wachmannschaften nach ihnen suchten, erregten sie zu viel Aufmerksamkeit. Auf gar keinen Fall durfte Trendonis von ihnen erfahren und persönlich nach ihnen suchen.
    Während sie die Rechnung bezahlte, wurde das Gefühl der Angst in ihrem Magen stärker. Sie zupfte an Jordans Ärmel. »Wir sollten lieber gehen.«
    Diesmal fand er rascher in die Wirklichkeit zurück. »Wir müssen noch vier Ebenen hinabsteigen.«
    Vier Ebenen? Schon unter der einen Zementdecke bekam sie Erstickungsanfälle. »Gibt es hier vielleicht so etwas wie einen Aufzug?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Es ist etwas seltsam, doch das Wissen darum, wie man sich zwischen den einzelnen Ebenen hin und her bewegt, ist in der Bevölkerung nicht sehr verbreitet.« Er senkte den Kopf und sprach ihr ins Ohr: »Aber ich habe mehrere Hinweise aufgeschnappt, denen zufolge niemand auf einer der unteren Ebenen leben will. Der Ort, an dem wir uns jetzt befinden, wird als die Spitze des Luxus betrachtet.«
    Wenn sich die Sektionen der Armen weiter unten befanden, dann würde es dort vermutlich auch gefährlicher sein. Aber vielleicht gab es da auch weniger Wachmänner. Wie dem auch sei, ihnen blieb jedenfalls nichts anderes übrig, als sich an den Abstieg zu machen.
    Sie zeigte ihre Sorgen nicht, aber als er sie tiefer in die Stadt hinein führte, sehnte sich ihre Seele doch nach der Oberfläche und nach dem Licht. Die Reise in die Eingeweide dieser Welt erinnerte sie an die Höhle auf Arcturus.
    »Hier entlang.« Vor Aufregung klang Jordans Stimme heiser. »Da ist eine Treppe, die uns zu den zentralen Regierungsbüros hinunterführen sollte.«
    »Brauchen wir dafür besondere Ausweise?«, fragte sie.
    »Sie haben Iris-Scanner.«
    Vivianne blieb stehen. »Aber diese Maschinen können wir doch nicht zum Narren halten.«
    Jordan legte den Arm um sie. »Es sind ja bloß Menschen, die die Berechnungen dieser Maschinen lesen.«
    Halt mal! Jordan hatte doch soeben ein weiteres Anwendungsgebiet seiner neuen Fähigkeiten enthüllt. Er konnte die Gedanken derjenigen ändern, die an den Maschinen saßen. Ihre Nackenhaare richteten sich auf. »Was ist, wenn die Techniker, die die Daten auswerten, weit entfernt von den Maschinen sitzen?«
    »Daran habe ich schon gedacht.«
    Konnte Jordan etwa den Datenstrom bis zu den Technikern zurückverfolgen, die das System überwachten? Vermochte er sie aus der Ferne zu kontrollieren?
    Mist! Sie wollte nicht mehr darüber nachdenken. Also konzentrierte sie sich darauf, ihm wenigstens keine Last zu sein. Er schien zu glauben, dass es ihnen gelingen würde, den Gral zu stehlen, und sie weigerte sich, sich von ihrer Angst versteinern zu lassen.
    Sie versuchte, gar nicht daran zu denken, dass sie nun in die Eingeweide der feindlichen Welt hinabstiegen. Und dass sie von den Stämmen umgeben waren. Und dass sie möglicherweise nie wieder die Sonne auf ihrem Gesicht spüren würde.

33
    Wähle deine Freunde nach ihrem Charakter und dein Benzin nach seiner Farbe aus .
    Anonym  
    Jordans Geist dehnte sich aus. Zuerst las er nur die oberflächlichen Gedanken der Menschen in seiner Nähe. Aber als er die Grenzen seiner neuen Fähigkeit weiter zog, erkannte er, dass er auch den Leuten auf der anderen Straßenseite und schließlich sogar denen im Nachbarblock zuhören konnte. Es war zwar sehr anstrengend, aber er lernte dennoch rasch, wie er seinen Fokus verengen und dann auch erweitern konnte. All die unwesentlichen Gedanken, die auf ihn einströmten, erschwerten die Suche nach den wichtigen Informationen. Eine Frau wusste nicht, wo sie ihren Schlüssel hingelegt hatte. Ein Mann versuchte daran zu denken, dass er seiner Frau mitteilen musste, er komme später von der Arbeit nach Hause – aber nach den Bildern zu urteilen, die auf Jordan eindrangen, plante der Mann, mit seiner neuen Sekretärin auf dem Schreibtisch zu arbeiten. Jordan fing noch viele andere Gedanken, Pläne, Wünsche und Gefühle auf.
    Es war so leicht, sich in den unzähligen Einzelheiten zu verlieren, aber schließlich filterte er die unwichtigen Gedanken doch heraus und beschränkte sich auf das, was er brauchte. Und zuletzt blendete er alles aus, was nicht den Gral betraf. Aber auch nach langem Lauschen erfuhr er nichts. Also konzentrierte er sich auf die

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