Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)
weinend auf der Brücke gesehen werden, und dorthin musste sie sich jetzt begeben. Sie eilte zur Kommandozentrale, und auf dem Weg dorthin teilte sie Jordan über den Handkommunikator die Neuigkeiten mit, von denen Maggie ihr berichtet hatte. Sie traf ein, als das Schiff gerade aus dem Ladedock schwebte.
Jordan befand sich am Steuer. Gray kümmerte sich um die Navigation und Sean überwachte die Maschinen. Tennison sprach über das Mikrofon an seinem Kopfhörer mit der Flugkontrolle.
Schari-ki, meine Liebste, du wusstest, dass dieser Augenblick kommen wird .
Jordans Gedanke drang sanft und zärtlich in ihren Kopf ein.
»Die Flugkontrolle bittet uns, aus der Reihe auszuscheren.« Tennison runzelte die Stirn und setzte den Kopfhörer ab. »Ich habe bloß ein Rauschen zurückgeschickt, aber das bringt uns höchstens zehn Sekunden.«
»Sagen Sie ihnen, die Überholung der Maschinen mache uns Schwierigkeiten«, befahl Vivianne, »deshalb können wir sie nicht herunterfahren.«
Tennison wiederholte die Botschaft zweimal und unterbrach dann die Verbindung. »Ich glaube nicht, dass sie uns das glauben werden.«
»Wie lange brauchen wir, bis wir von dem Hauptverkehr wegkommen?«, fragte Jordan Gray.
»Zehn Minuten. Vielleicht auch zwölf.«
Das war zu lange. Die Stämme würden Schiffe hinter ihnen herschicken.
Sean riss den Kopf hoch. »Käpt’n, ein Kriegsschiff hat soeben von Dock siebenundachtzig abgelegt. Er hält unmittelbar auf uns zu, und alles, was ihm noch im Weg steht, macht sich aus dem Staub.«
»Wie lange dauert es, bis es die Draco erreicht hat?«, fragte Jordan.
»Zwei Minuten«, antwortete Gray.
Jordan zog sich vom Steuer zurück. »Das sollte eigentlich reichen.«
Vivianne fühlte sich, als müsse sie gleich ohnmächtig werden. Ihr war übel.
»Zeit genug wofür, Sir?«, fragte Gray.
Noch nicht . Auch wenn Vivianne nicht durch Schari-ki mit Jordan verbunden gewesen wäre, hätte sie seine Entschlossenheit doch deutlich gespürt. Sie befanden sich im Weltraum, und ihm blieben weniger als zwei Minuten, um Gral und Stab miteinander zu vereinen.
Leb wohl, meine Shari-ki- Liebste .
Jordan rannte auf die Luftschleuse zu. Der Gral lag in dem Rucksack, den er sich eben über die Schulter geworfen hatte, und der Stab befand sich in seiner Scheide an Jordans Gürtel. Jede Faser in Viviannes Körper wollte hinter Jordan herlaufen und ihn anflehen, den Stab, der ihn am Leben erhielt, nicht zu zerstören.
Sie zwang sich jedoch dazu, auf der Brücke zu bleiben. Sie benötigte ihre gesamte Willenskraft, um ihn nicht an dem zu hindern, was getan werden musste. Die Erde benötigte ihre Erfahrung, mit der sie das Schiff so lange von den Stämmen fernhalten konnte, bis Jordan … tot war.
O Gott!
Tennison blieb ruhig. »Die Flugkontrolle fordert, dass wir anhalten, sonst werden wir abgeschossen.«
Vivianne nahm ihre Panik und sperrte sie tief in ihr Innerstes. »Sagen Sie ihnen, dass wir versuchen, ihrem Befehl zu folgen, aber ein Ventil klemmt, und wenn wir jetzt langsamer werden, könnten wir leicht mit der Raumstation kollidieren.«
»Noch eine Minute, bis uns das Kriegsschiff erreicht hat.« Sean begann mit dem Countdown.
Vivianne biss sich auf die Lippe und verfolgte Jordans Handlungen auf dem Monitor. Er hatte die Luftschleuse fast erreicht. Doch nachdem der Hebel gezogen wäre, würde sich das Portal zunächst drehen und den Druck ausgleichen müssen, bevor es sich öffnete.
»Wo ist Jordans Raumanzug?«, fragte Gray, der die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen hatte.
Verdammt. Selbst wenn die Legenden nicht stimmen sollten, würde er sterben.
»Dreißig Sekunden.«
Die Luftschleuse öffnete sich. Nun musste sie sich zunächst wieder in einer Kreisbewegung schließen, bevor sich die äußere Luke öffnen konnte. Er würde genug Zeit haben, den Stab und den Gral in jenem kritischen Augenblick zusammenzufügen, kurz bevor sich die äußere Schleuse öffnete. Denn nachdem sie offen stand, würde jede Zelle in seinem Körper wegen des Druckunterschieds sofort explodieren.
Viviannes Übelkeit nahm zu.
»Zwanzig Sekunden.«
Als sich die Luftschleuse drehte, kniete sich Jordan hin, öffnete den Rucksack und holte den Gral heraus. Dann zog er den Stab aus der Scheide, fuhr ihn zur vollen Länge aus und legte den unteren Teil vorsichtig über die Mitte des Grals.
Ein Schrei entrang sich Viviannes Brust. Sie wollte ihm zurufen, er solle es doch nicht tun. Er solle die Legende vergessen. Sie
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