Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)
Trendonis versuchen, sie aufzuhalten, dann war das hier der richtige Ort dafür. Doch die Mechaniker beachteten sie kaum. Jordan zeichnete die ausgeführten Reparaturen ab und benutzte seine neuen Fähigkeiten dazu, den Mechanikern vorzugaukeln, sie hätten die Bezahlung für ihre Arbeit schon erhalten.
Vivianne eilte an Bord des Schiffes. George lief herbei, um sie zu begrüßen, und warf ihr einen Pingpongball vor die Füße. Sie kraulte ihm den Kopf, hob den Ball auf und warf ihn in Richtung der Kombüse. »Hol ihn.«
Glücklich lief George hinter ihm her, während Jordan die Luke von innen schloss. »Die Verkehrskontrolle hat uns ein Zeitfenster von fünf Minuten zum Abheben gegeben.«
Sie hob eine Braue. »Das ging aber schnell.«
»Ein kleines Trinkgeld wirkt wahre Wunder.« Jordan küsste sie auf die Wange und ging zur Brücke.
Sie nahm den Ball von George entgegen, hob den Hund auf und schluckte schwer. Es schnürte ihr die Kehle zusammen. Sie verspürte Schmerzen in der Brust. Dieser einfache Kuss auf die Wange hatte all ihre Sorgen zurückgeholt.
Zwar war es ein Trost, seine Erinnerungen zu besitzen, doch sie waren ja auch kein Ersatz für seine Umarmung, für seine fordernden Küsse, seine sanften und neckischen Berührungen und sein schnelles Denken. Ohne ihn zu leben würde zum Schwersten gehören, das sie je getan hatte.
Er bedeutete alles für sie. Nichts würde sie unversucht lassen, um ihn zu behalten. Aber wenn er es unterließ, den Stab mit dem Gral zu vereinigen, würde die Erde nicht gegen die Stämme bestehen können.
Doch was geschah, wenn diese verdammte Legende falsch sein sollte?
Was war, wenn die Erde in dem kommenden Krieg durchaus gewinnen konnte?
Vivianne drehte sich herum und ging zu ihrer Kabine. Sie musste mit Maggie reden. Vielleicht hatte sich die Lage ja inzwischen gebessert.
»Die Erde ist umzingelt«, teilte ihr Maggie mit grimmiger, matter Stimme mit und zerschmetterte damit Viviannes Hoffnungen. »Die Stämme haben uns ein Ultimatum von vierundzwanzig Stunden zur bedingungslosen Kapitulation gestellt, sonst werden sie uns angreifen. Sie behaupten, sie seien es, die den Heiligen Gral besitzen – und dass sie ihn nicht verlieren können.«
»Das stimmt nicht. Jordan und ich haben ihn zurückgeholt.«
»Es ist zu spät«, sagte Maggie traurig. »Sie haben die Erde mit einer Armada blockiert. Hunderttausend Schiffe kreuzen da oben.«
Vivianne wurde vor Enttäuschung und Angst übel. »Wie lautet denn die Antwort der Erde?«
»Hier herrscht große Panik. Es gibt fast nichts mehr zu essen und nur noch wenig Wasser. Das Kriegsrecht hat nichts genützt. Zu viele sind desertiert. In jeder größeren Stadt sind Aufstände und Plündereien an der Tagesordnung. Niemand geht ohne eine Waffe auf die Straße.«
Vivianne zwang sich, trotz der Angst, die sie beinahe erstickte, zu fragen: »Aber wie lautet die Antwort der Erde auf das Ultimatum der Stämme?«
»Die Nachrichten sind widersprüchlich. Europa und Afrika wollen sich ergeben. Die nordamerikanischen Staaten sind bereit, Nuklearraketen in den Weltraum zu schießen, obwohl uns bekannt ist, dass es den Planeten vernichten kann, wenn die radioaktive Strahlung auf uns zurückfällt.«
»Die Erde muss durchhalten, Maggie. Nur noch ein wenig. Sobald wir die Draco gestartet haben, will Jordan den Ehrwürdigen Stab mit dem Heiligen Gral vereinigen.«
»Den Ehrwürdigen Stab?«
»Dabei handelt es sich um eine legendäre Energiequelle.«
»Aber wie kann uns das helfen?« Maggies Zweifel drangen deutlich aus dem Lautsprecher.
»Den galaktischen Legenden zufolge können die Stämme nicht mehr gewinnen, sobald Jordan beide Gegenstände im Weltraum zusammenfügt.«
»Dann solltet ihr das so schnell wie möglich tun. In dem Zustand, in dem sich unser Planet zurzeit befindet, könnte er sich selbst in die Luft jagen, noch bevor die Stämme eine Gelegenheit dazu haben.«
»Wir tun unser Bestes.«
»Beeilt euch.«
Mit einem üblen Gefühl im Bauch beendete Vivianne die Übertragung. Es lief ihr kalt den Rücken herunter. Sie hasste das, was sie nun tun mussten. Sie drückte George gegen sich; sein warmer Fellkörper schenkte ihr ein wenig Trost. Der Hund erkannte ihre Stimmung und versuchte die Tränen wegzulecken, die ihr über die Wangen liefen. Wütend wischte sie sie mit dem Handrücken ab.
Sie hatte nämlich keine Zeit für Tränen der Trauer oder das Versinken in Selbstmitleid.
Der Kapitän der Draco durfte nicht
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