Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)
verstopft.«
»Großartig.« Knox füllte eine Schüssel mit Wasser und schob sie dem Hund hin.
Schlabbernd trank George. Und da fiel Vivianne ein, dass das, was hineinging, ja auch wieder herauskommen würde. »Ich werde einen weiteren Schweber darauf programmieren, hinter George sauber zu machen.«
Knox wandte sich wieder dem Herd zu. »Das ist doch viel aufregender als in der Lohnbuchhaltung. Aber meine Familie wird sich Sorgen um mich machen.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Glauben Sie, dass wir bald zurückfliegen?«
Das bezweifelte Vivianne, vor allem da die Maschinen möglicherweise nach der Überhitzung Schaden genommen hatten. »Ich hab keine Ahnung.«
»Ich hatte meiner kleinen Schwester versprochen, dass ich zu ihrer Abschlussprüfung kommen werde.«
»Das tut mir leid. Ich fürchte, unser aller Leben wurde empfindlich gestört.« Vivianne fragte sich, wie viele Mitglieder der Mannschaft wohl verheiratet waren und Kinder hatten. Außer Jordan und ihr hatte vermutlich jeder irgendeinen Familienangehörigen, der sich nun Sorgen machte.
»Ich wünschte, wir könnten eine Botschaft nach Hause schicken. Dann wüsste meine Familie wenigstens, dass ich noch lebe.«
Vivianne massierte sich die Schläfe. Obwohl Sean das Kommunikationssystem repariert hatte, arbeiteten die normalen Kanäle nicht im Hyperraum. Aber sie hatten noch einen anderen Kommunikator an Bord – einen, um dessen Existenz nur Vivianne wusste.
Knox sah sie eindringlich an. »Was ist los?«
Vivianne wollte ihr hinsichtlich dieses noch nicht getesteten Systems keine falschen Hoffnungen machen. »Vielleicht können wir unser Übertragungssystem ja wieder in Gang bringen.« Dabei äugte sie hungrig nach einer der Buletten. Sie war zwischen dem Essen und der Notwendigkeit, den Prototyp zu testen, den sie im Quartier des Kapitäns angebracht hatte, hin- und hergerissen. Dann beschloss sie aber, dass ihr Magen noch ein wenig leiden musste. Doch ihr blieb noch ein wenig Zeit, bevor sich Jordan vielleicht fragen mochte, warum sie die Tests mit der Draco gar nicht vornahm, um die er sie gebeten hatte.
»Die Frikadellen sind in ein paar Minuten fertig. Sie können sich gern einige mitnehmen. Vielleicht will auch Jordan …«
»Tut mir leid, aber das kann ich nicht.« Es würde gewiss nicht gern gesehen werden, wenn sie mit kaltem Essen auf der Brücke ankam. »Jordan hat mich gebeten, einige Tests mit den Schaltkreisen durchzuführen …«
»Kein Problem. Ich bringe sie selbst auf die Brücke.« Knox’ Stimme klang freundlich, aber dann setzte sie neckisch hinzu: »Ich verstehe, warum Sie die Distanz wahren wollen.«
»Wie bitte?«
Knox grinste. »Ich habe sechs verheiratete Brüder. Alle sehen ihre Frauen genauso an, wie Jordan Sie ansieht.«
»Jordan arbeitet für mich. Darüber hinaus …« Darüber hinaus hatten sie heißen Sex miteinander gehabt.
Knox blinzelte ihr zu. »Dieser Mann macht Sie doch bloß glauben, dass er für Sie arbeitet.«
»Da irren Sie sich.« Vivianne eilte davon. Knox hatte die falschen Schlüsse gezogen. Es mochte ja zutreffen, dass es in Jordans Augen herausfordernd glomm, wenn er Vivianne betrachtete. Aber das lag doch nur daran, dass er es so genoss, sie zu hänseln; echtes Interesse hatte er jedoch nicht an ihr.
Und sie wollte keinen weiteren Gedanken an ihn verschwenden, solange sie die Gelegenheit hatte, den Prototypen zu testen. Wenn er funktionierte und sie mit ihrer früheren Zimmergenossin, der Astronomin Maggie in Kontakt treten konnte, wäre Vivianne möglicherweise in der Lage zu erfahren, was zu Hause auf der Erde vor sich ging. Vielleicht konnte sie dann auch die Familien der Mannschaft davon in Kenntnis setzen, dass es ihren Lieben gut ging.
Sie steuerte geradewegs auf die Kabine des Kapitäns zu. Keines der privaten Quartiere war luxuriös eingerichtet. Dazu war der zur Verfügung stehende Raum einfach zu kostbar. Doch in der Kapitänskajüte befanden sich ein Schreibtisch, ein winziges Badezimmer und – das war das Beste von allem – ein eigenes Bullauge.
Der Blick nach draußen auf die winzigen Lichtpunkte vor dem Hintergrund des samtschwarzen Universums wirkte gleichermaßen spektakulär und einschüchternd. Doch jenseits des Bullauges lag auch ein ungeheuerliches Versprechen. Das Versprechen von Abenteuern. Die Aussicht auf das Unbekannte. Auf ein Morgen, das besser als das Heute war.
Vivianne schloss die Tür und drehte den Schlüssel um. Sie war von Anspannung erfüllt und
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