Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)
sobald ein … passender Sturm vorbeizieht.« Vor der Mannschaft wollte sie nicht mit Jordan diskutieren und bedeutete ihm, er möge ihr folgen.
Er zögerte jedoch und schien sich nicht mit ihr darüber unterhalten zu wollen, doch schließlich geleitete er sie von der Brücke. In der leeren Kombüse machten sie halt. Sie kochte Kaffee und setzte sich auf einen Stuhl an die Theke.
Jordan nippte am Kaffee, erschauerte dann und schob ihn zur Seite. »Darf ich ehrlich zu dir sein, was diesen Kaffee angeht?«
»Natürlich nicht.« Sie trank ebenfalls und grinste. »Du bist mein Untergebener, also müsste ich dir fristlos kündigen.« Sie schob die Tasse wieder zu ihm hin. »Dies hier ist nur etwas für Kenner.«
Er beachtete den Kaffee nicht weiter. »Der Stab hat den Schlüssel angepeilt.«
»Angepeilt?«
»Er pulsiert und leuchtet. Je näher ich dem Schlüssel komme, desto stärker pulsiert er. Ich werde ihn mitnehmen müssen, damit ich genau …«
Beinahe hätte sie sich an ihrem Kaffee verschluckt. »Wenn du den Stab mitnimmst, bleibt der Draco aber nur die sehr beschränkte Energie aus dem Notstromgenerator.«
»Das reicht für den Abstieg in die Umlaufbahn, die sie beibehalten kann, solange ich in Drachengestalt bin und den Schlüssel hole.«
»Wohl kaum. Die Umlaufbahn wäre nicht stabil.«
»Ich habe die Daten überprüft. Dem Schiff bleibt eine Stunde, bevor ihm die Energie ausgeht.«
Frustriert seufzte sie. »Und wie willst du zurückkommen?«
»Ich drehe den Prozess um.«
Im Kopf stellte sie grobe Berechnungen an und wiederholte sie mithilfe ihres Handkalkulators. »Das ist zu knapp.«
»Vielleicht dauert die Suche nach dem Schlüssel nicht einmal eine volle Stunde.«
»Verdammt, das ist aber viel zu gefährlich.«
»Manche Dinge sind es wert, dass man für sie stirbt. Wir brauchen den Schlüssel unbedingt.«
»Das sagst du. Aber du wirst nicht da unten sterben, oder?«, fragte sie. »Nicht, solange du noch den Stab hast.«
Bei dieser Frage flackerte ein Schmerz in seinen Augen auf und seine Miene wurde hart und ausdruckslos. »Es gibt Schlimmeres als den Tod.«
»Tut mir leid.« Es tat ihr weh, dass sie ihn angeklagt hatte, ihrer aller Leben aufs Spiel zu setzen, nachdem sie doch seinen Schmerz gespürt und gesehen hatte, wie seine Welt gestorben war.
»Ich gehe mit dir.«
»Nein. Das wäre zu gefährlich.«
Dies hier war aber auch ihr Schiff. Sie hatte genauso viel zu sagen wie er. »Ich bleibe nicht hier und warte bloß darauf, dass du zurückkommst.«
»Du bist nicht kräftig genug. Du wirst mich nur aufhalten. Du wirst meine Aussicht auf Erfolg schmälern.«
Das verstand sie nicht als Beleidigung. »Zwei Personen haben eine größere Aussicht auf Erfolg als eine allein. Außerdem wird es schwierig sein, die Gestalt zu wandeln und als Einzelner in die Luftschleuse zu klettern. Wir könnten uns gegenseitig helfen.«
»Nein.« Er schüttelte den Kopf und verlieh seiner Ablehnung damit weiteren Nachdruck. »Ich verfüge über eine jahrhundertelange Flugerfahrung und kann den richtigen Zeitpunkt besser einschätzen als du.«
Das Letzte, was Vivianne wollte, war ein Abstieg auf den Sturmplaneten. Schon der Gedanke daran, aus einem guten und sicheren Raumschiff in einen Hurrikan zu springen, brachte ihre Hände zum Zittern.
»Vielleicht wird sich aber zeigen, dass mehr als nur eine Person nötig ist, um den Schlüssel zu bergen«, beharrte sie. Ihr Instinkt sagte ihr, dass sie ihn unbedingt begleiten musste.
»Ich könnte dich durch den Handkommunikator rufen, falls ich Hilfe …«
»Dann könnte es aber schon zu spät sein. Wenn da unten etwas schiefgeht, solltest du auf keinen Fall allein sein. Aus diesem Grund haben doch auch Taucher immer einen Partner. Und deshalb gehen Astronauten ausschließlich in der Mannschaft los.«
»Ich werde keine Schwierigkeiten haben.«
»Aber wenn du es nicht schaffst, dann sollte zumindest jemand den Stab zurückholen. Und dieser Jemand muss ich sein. Immerhin bin ich der einzige andere Drachenwandler an Bord.«
»Du kommst aber trotzdem nicht mit. Es würde dich umbringen.«
Sie zuckte die Achseln. »Irgendwann muss ich ja ohnehin sterben.«
Er streckte den Arm über die Theke und legte ihr die Hand auf die Schulter. Wärme durchströmte sie, dann erkannte sie, dass sie sich Sorgen um ihn machte. »Bist du immer so …«
»Stur?« Sie ließ es zu, dass ein Lächeln ihre Mundwinkel umspielte.
»Ich wollte tapfer sagen.«
Ihr Lächeln wurde
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