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Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)

Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)

Titel: Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Kearney
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breiter. »Nicht jede Großmutter kann ihren Enkeln erzählen, wie sie einmal ins Auge eines Wirbelsturms geflogen ist.«
    »Enkel?« Er sah sie düster an. »Greifst du da nicht ein bisschen weit vor?«
    Sie warf sich die Haare über die Schultern. »Kinder stehen auf meiner Wunschliste. Genau wie …«
    »Jordan«, unterbrach sie in diesem Augenblick Gray durch die Gegensprechanlage. »Wir haben einen Sturm gefunden, der sich über dem Äquator des Planeten zusammenbraut und genau auf Ihre Koordinaten zuzutreiben scheint.«
    »Hat er ein klar umrissenes Auge?«
    »Noch nicht, aber wenn er weiter an Stärke zunimmt, wird er bald eines haben.«
    »Ich komme sofort.« Jordan stand auf, seine Finger glitten von Viviannes Schulter zu ihrer Hand. Er hielt sie fest, auch nachdem sie bereits die Brücke betreten hatten.
    Vivianne betrachtete den Sturm und der Magen zog sich ihr zusammen. Von hier oben aus sahen die Drehungen der Wolken so ungefährlich wie ein Windrädchen aus. Aber sie wusste es natürlich besser.
    Selbst wenn sie ihren Abstieg exakt zur richtigen Zeit unternahmen, blieb es fraglich, ob sie überleben würden. Sie war zwar schon in Stürmen mit einer Windgeschwindigkeit von zwanzig oder dreißig Meilen geflogen, aber sie hatte es nie zuvor gewagt, in einen Hurrikan hineinzufliegen.
    »Wie hoch ist die Bodentemperatur an unserem Landeplatz?«, fragte Vivianne.
    »Gehen Sie denn mit?«, fragte Gray.
    »Nein«, antwortete Jordan.
    Sie wandte nichts dagegen ein. »Die Temperatur also?«
    »Dreißig Grad unter null.«
    »Wie bitte?« Sie runzelte die Stirn. »Hurrikane brauchen doch warmes Wasser, das sie in Gang hält.«
    »Arktische Stürme sind kurzlebige Tiefdrucksysteme, die heftige Blizzards erzeugen. Wenn ein solcher Sturm über das Wasser zieht, kann er die Meere zum Gefrieren bringen«, erklärte Jordan.
    »Wie lange wird es noch dauern, bis wir wissen, ob dieser Sturm ein Auge ausbildet?«, fragte sie.
    Gray sah auf seine Daten. »Ich vermute, zwischen fünfzehn Minuten und einer Stunde.«
    »Ich muss mich zum Abflug bereitmachen.« Jordan vernetzte seinen Handcomputer mit dem Datenstrom des Hauptsystems. »Sean, rechnen Sie einen Kurs aus, in Richtung des vermuteten Auges. Bedenken Sie aber, dass ein solcher arktischer Sturm nicht so lange anhält wie ein Warmwasser-Hurrikan und außerdem heftigen Niederschlag produziert.«
    Sean wirkte nicht gerade glücklich. »Sir, in der Nähe des Wolkenschlundes in der Mitte befinden sich die stärksten Winde.«
    »Mag sein, aber wie bei ihren tropischen Gegenstücken ist die Luft in der Mitte des Auges ruhiger.«
    »Wird das Tiefdrucksystem nicht in sich zusammenbrechen, wenn es über Land zieht?«, fragte Vivianne.
    »Normalerweise hättest du vollkommen recht«, sagte Jordan. »Aber auf dem Sturmplaneten ist die Landmasse gerade groß genug, um den Sturm aufzuhalten. Allerdings kann sie ihn nicht auflösen.«
    Vivianne verließ die Brücke, während die Männer weiter miteinander sprachen. Sie wollte jetzt keine Streitgespräche mehr führen. Jordan hatte schließlich keinerlei Befehlsgewalt über sie. Und wenn er glaubte, sie doch zu haben, dann würde sie ihn bald eines Besseren belehren.

18
    Die wichtigste Erfahrung ist zu lieben und geliebt zu werden .
    König Arthur Pendragon  
    Jordan lud die Notfallbatterien auf und entfernte dann den Stab aus seiner Verankerung im Maschinenraum. Die Draco , die sich bereits in einer niedrigen Umlaufbahn befand, schaltete sanft und glatt auf Reserveenergie um. Jordan schob den Stab zusammen, steckte ihn in die Scheide an seinem Gürtel und begab sich zur Luftschleuse. Die Nanobot-Lederscheide würde an seinem Körper befestigt bleiben, wenn er sich in einen Drachen verwandelte, und der Stab würde weiterhin eng mit ihm verbunden bleiben, während er zur Insel hinunterflog.
    »Wie geht die Bildung des Sturmauges voran?«, fragte Jordan Gray über den Kommunikator an seinem Handgelenk.
    »Es sieht gut aus.«
    In Drachengestalt konnte er zwar nicht sprechen, doch das Armband aus Nanotechnologie würde sich ausdehnen und wieder zusammenziehen, sobald er sich in einen Menschen zurückverwandelte – und ihm dann auch die Kommunikation mit der Draco erlauben. Außerdem hatte er sich Winterkleidung und ein Messer umgebunden. Sonst würde er nichts benötigen, glaubte er, und weiteres Gewicht konnte seinen Flug auch ungünstig beeinflussen.
    Er wollte sich von Vivianne verabschieden, doch sie war verschwunden. Es sah ihr

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