Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)
Planeten.«
Vivianne kratzte sich am Kopf. Die Sensoren der Draco mochten zwar nicht die Fähigkeit besitzen, die Hyperraumfrequenzen ihres Prototypen aufzufangen, aber vielleicht war das anderen Rassen dort draußen durchaus möglich. Hatte ihre Kommunikation durch den Hyperraum Aufmerksamkeit erregt? War diese Verzögerung etwa ihre Schuld? Oder war es nur ein Zufall, dass dieses Volk dieselbe Art von Energie benutzte wie ihr Hyperkommunikator?
»Die Atmosphäre hat sich soeben verändert«, teilte Gray in diesem Augenblick mit. »Jetzt befindet sie sich innerhalb der Parameter, die für menschliches Leben geeignet sind.«
»Waren unsere früheren Daten also falsch?«, fragte Vivianne.
Gray schüttelte den Kopf »Ich weiß, dass es verrückt klingt, aber jemand … es muss jemand die Atmosphäre verändert haben.«
»Wer macht denn so etwas? Wer verändert die Luft eines ganzen Planeten, nur damit wir es angenehmer haben?« Viviannes Stimme war vor Erstaunen lauter geworden.
Jordan richtete seine Aufmerksamkeit auf die Daten in seinem Monitor. »Wir sind gerade in den Orbit eingedrungen. Man bringt die Draco auf die Oberfläche hinunter.«
Wolken bedeckten den größten Teil des Planeten. Doch aus dieser Höhe würde man auf der Erde Anzeichen von Zivilisation sehen können: die chinesische Mauer. Die Lichter der großen Städte: London, New York, Hongkong, Tokio. Alte Steinzeichnungen in China, Pakistan und Kasachstan.
Aber die Arcturier schienen keine großen Städte zu errichten und auch keine Brücken oder Straßen zu bauen. Vivianne erblickte ausgedehnte Äcker und Wiesen, sonst aber kaum etwas. Sanft landeten sie auf einer grasbewachsenen Hügelflanke, von der aus ein großer, kreisrunder See überblickt werden konnte.
»Die beiden Drachenwandler werden aussteigen«, befahl die außerirdische Stimme über das Lautsprechersystem der Draco .
»Ich hole den Ehrwürdigen Stab«, murmelte Jordan. »Vielleicht möchtest du ein paar Dinge zusammenpacken.«
»Bin schon dabei.« Ihre Stimme mochte gelassen klingen, aber sie war es nicht, denn soeben hatten ihnen Außerirdische befohlen, die relative Sicherheit ihres Schiffes zu verlassen. Damit hatten sie Befehle ausgesprochen, die sie und Jordan nicht verweigern konnten. Ein Zittern der Angst lief ihr den Rücken hinunter.
»Vergiss nicht, Wasser und etwas zu essen einzupacken«, empfahl er ihr.
Und Platin und Wasserstoff. Sie musste noch ihren Platinvorrat auffüllen, denn auf dem Sturmplaneten hatte sie ihre Vorräte völlig aufgebraucht. Die Erinnerung daran trieb sie zur Eile.
Fünfzehn Minuten später traf sie Jordan bei der Schleuse. »Woher wissen sie, dass wir Drachenwandler sind?«, fragte sie.
»Wenn ihre Scanner genauso gut sind wie die Kuben, die uns hierhergebracht haben, dann werden sie auch schon unsere gesamten Daten heruntergeladen haben.«
Sie keuchte auf. »Das würde bedeuten, dass sie alles über die Erde, Pendragon und Ehro wissen und ihnen unsere Fähigkeiten, unsere Wissenschaft, Geschichte und Sprache bestens bekannt sind.«
»Nur wenn sie alles gelesen haben. Und das würde einige Zeit dauern.« Jordan ergriff ihre Hand. »Wir sollten annehmen, dass sie uns nichts Böses wollen – bis sich das Gegenteil herausstellt.«
Vivianne betastete die Laserwaffe an ihrem Gürtel. Sie hoffte zwar, dass Jordans Einschätzung der Lage korrekt war, aber sie wollte auch ihre eigenen Schlüsse ziehen. Zumindest beharrte Jordan diesmal nicht darauf, dass sie im Schiff blieb – auch wenn sie vermutete, dass er es getan hätte, wäre es ihm möglich gewesen. Zischend öffnete sich die Luke, und Vivianne schritt neben Jordan ins Freie. Eine Wiese aus goldenem Gras erstreckte sich, so weit das Auge reichte, und der ruhige See war so groß, dass sie nicht erkennen konnten, was sich auf der anderen Seite befand. Am sandigen Ufer plätscherte das grünliche Wasser leise in einer sanften Brise.
Nur ein einziger Metallkubus war neben ihrem Schiff verblieben; dessen metallische Stimme klang genauso wie durch die Lautsprecher der Draco . »Der Erdschlüssel wird euch gehören, wenn ihr reinen Herzens seid.«
Der Erdschlüssel? Woher wusste diese Maschine etwas über den dritten Schlüssel? Diese Information befand sich nicht in den Datenbanken. Und wie konnte denn jemand sagen, wie es in ihren Herzen aussah? Ein eisiges Zittern lief ihr das Rückgrat entlang. Das war einfach zu unheimlich.
»Was nun?«, fragte Vivianne mit klopfendem Herzen.
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