Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)
erklärte: »Energieversorgung und Motoren sind in Ordnung, aber wir bewegen uns nicht von der Stelle.«
»Wie ist das möglich?«, fragte Vivianne.
»Energie herunterfahren«, befahl Jordan. Offensichtlich konnte sie nicht davonfliegen, und er wollte den Stab nicht vollständig auslaugen. »Wenn wir nicht entkommen können, dann gibt es auch keinen Grund, die Maschinen in die Luft zu jagen.«
»Ich öffne einen Sprechkanal.« Vi setzte sich den Kopfhörer auf. »Hallo. Kann mich jemand hören?«
Jordan zeigte mit dem Daumen nach oben. Sie nickte zwar, doch in ihrem Blick lag eine ungeheure Ferne – eine Barriere, die sie hochgezogen hatte.
»Ihr werdet uns folgen.« Die außerirdische Stimme klang mechanisch.
Vivianne zögerte einen Augenblick. »Wohin?«
Jordan hielt den Atem an und wartete auf die Antwort. Doch sie kam nicht.
Stattdessen umzingelten die Raumschiffe die Draco .
»Schon wieder«, murmelte Gray.
»Energiestatus?«, fragte Jordan.
»Baut sich wieder auf.« Grays Hände bewegten sich über den Monitor. »Ich kann nichts dagegen tun. Meine Schalter reagieren nicht.«
»Das Steuer ist auch tot«, sagte Tennison.
»Diese Maschinen wollen uns entführen.« Lyles Stimme war der Panik nahe. »Sie schleifen uns in das Wurmloch. Wir sollten sie abschießen, bevor …«
»Niemand schießt!«, befahl Jordan.
»Aber …«
»Beim letzten Mal haben sie unsere Energieversorgung unterbrochen, da wären wir beinahe erfroren«, rief ihm Vi in Erinnerung. Lyle beruhigte sich wieder.
Jordan drückte den Kopf der Gegensprechanlage. »Bereit zum Eintritt in den Hyperraum.«
Knox’ Fluch drang aus dem Lautsprecher. »Dann müssen wir unser Essen wieder von der Decke kratzen. Eine kleine Vorwarnung wäre …«
Vivianne packte George mit der einen Hand und die Konsole mit der anderen. Sie hatte sich auf das, was nun geschehen würde, noch kaum vorbereitet, als die außerirdischen Objekte die Draco in das Wurmloch zogen.
»Können wir unseren Kurs nachverfolgen?«, fragte Vivianne. »Oder werden wir uns wieder verirren?«
»Nein und – nein.« Jordan blickte auf seinen Datenstrom. »Ich habe zwar keine Ahnung, wohin wir unterwegs sind, aber sobald wir in den normalen Weltraum zurückkehren, sollte es mithilfe unserer neuen Sternenkarten möglich sein, unsere Position exakt zu bestimmen.«
Das war zumindest sehr fraglich. Hoffentlich brachten ihnen seine Worte kein Unglück. Die Sternenstreifen schossen an ihnen vorbei, das Raumschiff wurde erschüttert. Sie mussten sich etwa zwanzig Minuten in dem Wurmloch befunden haben. Dann traten sie wieder daraus hervor: Die Flugmaschinen eskortierten sie noch immer.
»Wo sind wir?«, flüsterte Vivianne.
»Die Navigationskarten zeigen nur einen einzigen Stern«, sagte Gray. »Er befindet sich hinter uns, und in seiner Nähe gibt es einen Planeten. Ich werde eine Analyse starten und herauszufinden versuchen, ob sein Licht und sein magnetisches Spektrum irgendeinem Himmelskörper in unseren Karten entsprechen.«
Jordan hatte ein schlechtes Gefühl. Es gab nur wenige Orte im Universum, an denen die Sterne so weit auseinander lagen. Sie befanden sich entweder zwischen den Galaxien oder in einer anderen Dimension.
»Bericht«, verlangte Jordan und behielt seine Vermutung für sich.
»Alle Systeme arbeiten zwar«, sagte Gray, »aber wir haben noch keine Kontrolle über sie.«
Die Kuben drehten die Draco um, und ein gelber Planet kam in Sicht. Er bestand ungefähr zur Hälfte aus Land und zur anderen Hälfte aus Wasser, und beide Pole waren mit Eiskappen bedeckt. Von oben gesehen schien es sich bei den Landmassen hauptsächlich um Sandwüsten zu handeln, ohne Regenwälder, Dschungel oder irgendetwas Grünes.
»Wie ist die Atmosphäre da unten?«, fragte Vivianne.
»Kaum atembar und ohne jegliche Pflanzen, aber ich verstehe nicht, wie das möglich sein kann«, sagte Gray.
»Wir sollten auf sie schießen«, wiederholte Lyle. »Bevor sie an Bord kommen …«
»Sie haben sich große Mühe gegeben, uns hierherzubringen«, sagte Vivianne. »Wir müssen doch herausfinden, was sie von uns wollen.«
»Beim letzten Mal hätten Sie uns mit einem ähnlichen Verhalten beinahe getötet«, rief ihm Jordan in Erinnerung. »Ich stimme mit Vi überein. Wir wollen erst einmal sehen, was sie wollen.«
22
Tu erst das Notwendige, dann das Mögliche, und plötzlich schaffst du auch das Unmögliche .
Heiliger Franz von Assisi
Vivianne wusste, dass Jordan versuchte, sie
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