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Der Kuss Im Kristall

Der Kuss Im Kristall

Titel: Der Kuss Im Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Ranstrom
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Fähigkeiten aufpoliert zu haben.“
    Er blickte sie neugierig an.„Das habe ich, Miss Lovejoy. Was Sie vor sich sehen, ist die geschliffene Version von Rob McHugh.“
    „Das ahnte ich, Mylord.“ Tatsächlich war er so charmant und elegant, dass es ihr beinahe den Atem raubte. Sie holte tief Luft. Sie musste aufpassen, Glenross gegenüber nicht den kleinsten Hinweis auf Madame Zoe zu geben. Vermutlich würde es ihm nicht gefallen, betrogen zu werden.
    Bei der Suche nach einem anderen Thema bemerkte sie, dass sie ihm noch nicht auf die Zehen getreten hatte, seit der Tanz begonnen hatte. „Ich glaube, es geht ganz gut“, meinte sie. „Besser als mein erster Walzer.“
    „Aller Anfang ist schwer, Miss Lovejoy. Man kann nicht in allem erfolgreich sein.“ Er sprach jetzt so leise, dass seine Stimme ein ganz besonderes Timbre annahm, das sie wieder erschauern ließ. „Aber mit einem erfahrenen Mann und einem geduldigen Lehrer an Ihrer Seite könnten sich Ihre kühnsten Hoffnungen erfüllen.“
    Alethea brauchte eine Weile, um auf diese Erklärung zu reagieren. „Ein – ein guter Lehrer kann viel erreichen“, brachte sie schließlich heraus.
    Glenross warf den Kopf zurück, lachte und drehte sich dann rasch mit ihr im Kreis herum. Wunderbarerweise stolperte sie nicht ein Mal. Mit seinem festen Griff hatte er sie ohne Schwierigkeiten durch diese Figur gelenkt. „Es wäre mir ein Vergnügen, Sie die Kunst des Walzertanzens zu lehren. Ich kann es kaum erwarten zu erleben, wie viel Sie erreichen können, Miss Lovejoy.“
    Obwohl sie sich wünschte, dieser Tanz möge niemals enden, hörte sie wieder diese leise Stimme in ihrem Ohr: Gefahr, Gefahr, Gefahr!
    Während Seymour neben ihm in der Taverne saß und plapperte, stürzte Rob einen weiteren Whisky hinunter. Eigentlich hatte er in sein Zimmer und früh schlafen gehen wollen, aber als die kleine Miss Lovejoy ihn zum Lachen gebracht hatte, war er von Schuldgefühlen übermannt worden. Für einen kurzen Augenblick hatte er die Vergangenheit vergessen und sich ganz leicht gefühlt. Er wollte diese Schuldgefühle loswerden. Auf welche Weise auch immer. Er brauchte diese verdammten Schuldgefühle nicht, um daran erinnert zu werden, dass er versagt hatte – als Vater und als Ehemann.
    So elend versagt, dass Maeve es ihm zum Vorwurf gemacht hatte. Er sei zu unbeherrscht, zu leidenschaftlich, so waren ihre Worte gewesen. Sie fürchtete, er würde sie zerstören, wenn sie es zuließ. Sie sagte, er mache ihr Angst und sie wünschte sich mehr Sicherheit. Seiner verstorbenen Frau zufolge war er kaum besser als ein Tier. „McHugh der Zerstörer“, hatte sie ihn genannt, weil sie meinte, er habe ihr jede Aussicht auf Glück genommen. Bisher war es ihm nicht gelungen, einen Beweis dafür zu finden, dass das Gegenteil der Fall gewesen war. Er hatte sie jedes Mal begehrt, wenn er mit ihr zusammen gewesen war, aber niemals hatte er – was? Sie angehimmelt? Sich nach ihr verzehrt? Ständig an sie gedacht, wenn sie getrennt waren? Sich darauf gefreut, sie das nächste Mal zu sehen?
    Sie geliebt?
    Traurigerweise hatte er das nicht. Ihre Ehe war von ihren Familien vereinbart worden, als sie beide noch kleine Kinder gewesen waren. Und in diesem Mangel an Liebe lag die eigentliche Quelle seiner Schuldgefühle. Er war zu der Erkenntnis gekommen, dass er diese zarteren Gefühle einfach nicht in sich trug. Als Maeve ein Kind erwartete, dessen Vater er unmöglich sein konnte, hatte er geschwiegen und Hamish als seinen Sohn anerkannt. Das war das Mindeste, was er für seine Ehefrau tun konnte, die er in jeder anderen Hinsicht enttäuscht hatte.
    An diesem Abend dachte er, dass ein Zug durch die Spielhöllen und Bordelle Londons ihn ablenken könnte. Er hatte gehofft, Erleichterung zu finden, Entspannung und Ruhe, wenn auch nur für diese eine Nacht. Doch dann war Seymour mit ihm in Londons beliebtestes Bordell gegangen, und er hatte einen kecken Rotschopf mit blauen Augen und einem herausfordernden Lächeln gewählt. Und dann war ihm klar geworden, dass die Frau eine fade Kopie Miss Lovejoys war, und er hatte die Prostituierte fortgeschickt. Es war nicht so, dass er von der Taille abwärts wie tot war, aber er war auch nicht daran interessiert, nur seine Triebe zu befriedigen. Dumm wie er war, wollte er mehr. Er wollte eine tiefere Verbindung als nur auf der körperlichen Ebene. Er sehnte sich nach Bedeutung.
    „McHugh?“, fragte Seymour.
    Er nahm den letzten Schluck aus seinem Glas.

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