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Der Kuss Im Kristall

Der Kuss Im Kristall

Titel: Der Kuss Im Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Ranstrom
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„Trinken Sie das, Miss Lovejoy. Dann werden Sie sich gleich besser fühlen.“
    Sie nahm einen großen Schluck und reichte ihm dann die Schale mit einem traurigen Lächeln zurück. „Danke, McHugh. Wirklich, mir geht es gut. Es ist nur so, dass ich auf fast die gleiche Weise jemanden verloren habe, den ich sehr gern hatte. Es ist schrecklich, nicht wahr?“
    „James Livingston und ich, wir standen uns nicht sehr nahe. Ich brauche also Ihr Mitgefühl nicht.“
    Sie blinzelte, und ihm wurde klar, dass er schroffer gewesen war, als er es eigentlich beabsichtigt hatte. Er hatte die unangenehme Angewohnheit, zu sprechen und sich dann erst darüber Gedanken zu machen, wie die anderen auf seine Worte reagierten. Eine seiner vielen Schwächen. Er erhob sich und trat zurück.
    „Oh“, murmelte sie. „Sie wirkten so betroffen, dass ich glaubte, Sie – nun, es ist dennoch bedauerlich.“
    „Das ist es in der Tat“, räumte er ein. Aber nicht aus dem Grund, den Miss Lovejoy vermutete. Er bemerkte, dass wieder Farbe in ihre Wangen zurückkehrte. Er beschloss, jetzt das Fest zu verlassen. „Soll ich Sie zu Ihrer Tante begleiten?“
    „Ja, danke. Ich muss sofort mit ihr sprechen.“ Als sie zu ihm aufsah, schimmerten in ihren Augen Tränen. „Ich fürchte, ich stehe noch immer in Ihrer Schuld.“
    „Ah, der Tanz.“ Er blickte sie ernst an. „Ich werde ihn anschreiben.“
    Alethea wartete, bis Glenross außer Hörweite war, ehe sie ihrer Tante von den Ereignissen berichtete und mit ihrer neuesten Sorge schloss. „Ehe ich von Mr. Livingston hörte, kam mir nie der Gedanke, dass der Mord an Tante Henrietta zufällig geschehen sein könnte. Mr. Livingston hat nichts mit Tante Henrietta gemein, doch er wurde auf dieselbe Weise getötet wie sie, und es blieb ebenfalls ein Gegenstand mit einem Raben darauf zurück. Vielleicht war ihr Mörder keiner ihrer Klienten, sondern ein gewöhnlicher Einbrecher oder Dieb, der von ihrer Anwesenheit überrascht wurde.“
    Grace runzelte sie Stirn. „Wegen der wertvollen Rabennadel und der Tatsache, dass sie in ihrem Salon gefunden wurde und nicht in ihrer kleinen Wohnung, nahmen wir an, dass es einer ihrer Klienten gewesen sein musste.“ Grace sah sie an. „Wir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, Alethea, vor allem nach diesem neuen Mord. Dennoch halte ich es für weitaus wahrscheinlicher, dass Henriettas Mörder sie kannte. Ich werde gleich morgen früh Mr. Renquist von der Entwicklung der Dinge in Kenntnis setzen.“
    „Aber wenn es nur ein zufälliger Mord war …“
    „Dann verschwendest du deine Zeit“, vollendete Grace den Satz für sie. „Dann wird er nicht zurückkehren.“
    „Aber wenn es eben doch kein Zufall war?“ Alethea erschauerte und bezweifelte aus irgendeinem Grund, dass der Mord an Tante Henrietta willkürlich begangen worden war – ebenso wenig wie der an Mr. Livingston.
    „Dann bleiben dir noch genau knapp zwei Wochen, um den Schurken zu finden, ehe die Mittwochsliga den Fall den Behörden übergibt.“
    Rob verriegelte die Tür und zündete die Öllampe auf seinem Nachttisch an. Sein Bett war vorbereitet worden, das Feuer in dem Kamin brannte, und ein Fußwärmer wartete auf ihn. Das Pultney war bekannt für seine Eleganz, seinen Service und seine Sicherheit, und genau das brauchte er nach den Monaten in der Hölle. Aber vielleicht war alles ganz anders, als es den Anschein machte.
    Er streifte den Rock ab und warf ihn über die Lehne des Schreibtischstuhls. Dann überprüfte er das Fenster, das sich drei Stockwerke über der Straße befand. Verschlossen. Er hatte es gewusst. Genau wie auch seine Tür verschlossen gewesen war. Er warf einen Blick auf die Garderobe in der Ecke, fühlte, wie seine Unruhe zunahm und wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat.
    Dann schenkte er sich ein Glas von dem Brandy auf seinem Nachttisch ein, leerte es mit zwei Schlucken, schenkte sich noch einmal nach und stellte es auf den Kaminsims, ehe er quer durch den Raum zu seinem Schrank ging. Seine Hand zitterte, als er den Arm ausstreckte, um den Schlüssel umzudrehen.
    „Verdammt“, sagte er zu sich selbst, voller Abscheu über seine Reaktion. Er spürte, wie sehr ihn auch nur der Gedanke daran, wieder in einem Gefängnis zu landen, bedrückte.
    Er nahm den Griff und machte rasch die Tür weit auf. Sorgfältig überprüfte er seine Jacken und Überröcke. Als er zu jenem Überrock kam, den er am Nachmittag getragen hatte, presste er die Lippen zusammen. Der

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